Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Ist die Fed ein Flop?

10.03.2012  |  Steve Saville
Es folgt ein Auszug aus einem Kommentar, der ursprünglich am 01.März 2012 auf www.speculative-investor.com veröffentlicht wurde.

“Ist die Fed ein Flop?” lautet der Titel eines Artikels von Gene Epstein, der am 27.Februar im Barrons Magazine erschien. Der Artikel stützt sich auf die Arbeit des Ökonomen George Selgin, um die Frage, ob die Fed nun ein Flop ist, mit "Ja“ zu beantworten. Obgleich die Antwort richtig ist, kann die Argumentationsführung leider nicht überzeugen.

Zitat Epstein: "Man könnte nun, wie es einige mainstreamferne Ökonomen auch machen, die Dynamiken von Geld und Kredit betrachten, um zu dem Schluss zu kommen, dass eine Zentralbank keine gute Idee ist. Aber Selgin verzichtet auf solche subtilen Argumente und bevorzugt stattdessen den eher einfachen Vorher-Nachher-Vergleich. Er fragt, ob die Wirtschaft - und zwar nach den Zielvorstellungen eben dieser Zentralbank - besser nach oder besser vor Einführung der Fed funkionierte.“ Offenbar analysierte Selgin Wirtschaftsdaten aus der Zeit vor und nach der Schaffung der Fed, welche zeigen, dass die Fed nach ihren eigenen Bewertungsmaßstäben (Preisstabilität, Beschäftigungszahlen, Häufigkeit und Schwere von Rezessionen) keine erfolgreiche Unternehmung war. Darüber hinaus würde sich der Nichterfolg der Fed auch dann noch deutlich zeigen, striche man die Zeit der Großen Depression aus dem Datenvergleich.

Es überrascht uns überhaupt nicht, dass die historische Betrachtung des Wirkens der Fed ihre Existenz nicht rechtfertigen kann. Dennoch kann man zu keinem definitiven Schluss gelangen, solange diese Daten nicht mit guter Wirtschaftstheorie analysiert wurden. Denn ohne gute ökonomische Theorie könnten die Fed-Apologeten immer noch behaupten, dass die "Erfolgsgeschichte“ der Fed ihr Bestehen zwar nicht direkt zu rechtfertigen scheint, dass aber ohne die Fed alles viel schlimmer gekommen wäre. Das Pro-Fed-Lager könnte zudem argumentieren, dass das Konzept einer Zentralbank durchaus gut ist, dass sie aber nicht immer von den richtigen Menschen geführt wurde. Man könnte sogar die Behauptung aufstellen, die Fed sei weniger effektiv war als ursprünglich angedacht gewesen, eben weil sie nicht genug Macht hatte. Und wie könnte man diese Argumente, in Ermangelung guter theoretischer Grundlagen, widerlegen?

Das heißt: Die Daten, die zeigen, dass die Fed nicht die versprochenen Ergebnisse geliefert hat, könnten genauso dazu benutzt werden, der Fed mehr Macht zusprechen oder eben die Abschaffung der Fed zu fordern. Um die Daten sinnvoll auszuwerten, braucht man zu allererst die richtige Theorie. Die Fed funktioniert nicht in der Praxis, WEIL sie in der Theorie nicht funktioniert.

Die “Österreichische Nationalökonomie" erklärt, warum die Fed ihre propagierten* Ziele nicht erreicht hat. Ganz offensichtlich ist mit ihr jene „mainstreamferne Theorie zu den Dynamiken von Geld und Kredit“, auf die Epstein im Zitat anspielt, gemeint, denn die Keynesianer, die Monetaristen, die Sozialisten, die Kommunisten und Faschisten waren alle zugunsten einer Zentralbank.

Gute Wirtschaftstheorien werden sicher die Datenlage bestätigen, doch häufig lassen sich dieselben Daten unterschiedlich interpretieren, so dass sie auf verschiedene Theorien passen. Das ist auch der Grund, warum die "Österreicher“ mit Verweis auf die Wirtschaftsleistung der USA sagen können: "Hier, wir hatten ja gesagt, dass die Stimulus-Programme keine gute Idee waren“; und Paul Krugman kann wiederum auf dieselbe Wirtschaftsleistung verweisen, aber allen Ernstes Folgendes behaupten:

"Hier, ich hatte doch gesagt, dass die Stimulus-Programme viel zu klein waren.“. Entweder ist das gesamte Konzept staatlich finanzierter Wirtschaftsstimuli falsch oder der Stimulus funktioniert nur deshalb nicht wie angekündigt, weil er einfach zu gering war. Es lässt sich wohl kaum entscheiden, welche dieser grundlegend verschiedenen Ansichten korrekt ist, solange man seine Analyse nicht mit der korrekten Theorie beginnt.

Wie zwecklos eine Analyse der ökonomischen Erfolgsgesichte der Fed ohne Rückgriff auf eine gute Theorie eigentlich ist, wird im zweiten Absatz des Epstein-Artikels deutlich gemacht. Hier kommt der Absatz, der Stein des Anstoßes ist:

“Es gibt aber auch gute Gründe, anzunehmen, dass die Fed mehr Schaden als Segen gebracht hat: die deutlich stärkere Rolle des Staates und seiner antizyklischen Stabilisatoren nach Ende des 2.Weltkriegs - im Vergleich zur Zeit vor 1913. Im Grundverständnis der Mainstream-Ökonomen müsste allein dieser Faktor dafür gesorgt haben, dass die Wirtschaftsleistung in der Zeit nach 1913 höher gewesen wäre. Wenn diese aber schlechter ausfällt, wo könnte die Ursache liegen? Einer der Hauptverdächtigen für diese Instabilität ist die Federal Reserve höchstpersönlich."

Das heißt also Folgendes: WENN man behauptet, dass die verstärkte Rolle des Staates und die antizyklischen Stabilisatoren zu einer besseren Wirtschaftsleistung in der Zeit nach 1913 hätten führen müssen, DANN ist die sich tatsächlich verschlechternde Wirtschaftsleitung ein Beweis dafür, dass die Fed die Situation insgesamt verschlechtert hat. Das Problem ist nur, dass diese Behauptung völlig unlogisch ist, da eben die Ausweitung staatlicher Kompetenzen ein Hauptgrund für die langfristige Abschwächung der Wirtschaft ist.

Es ist absurd, zu behaupten, dass die Fed Schaden anrichtet, indem sie die gute Arbeit der Regierung negiert. In Wirklichkeit schadet die Fed, indem sie das Wachstum des Staates erleichtert und fördert, da der öffentliche, staatliche Sektor nur schwerlich wachsen (und unmöglich schnell wachsen) könnte, wenn die Fed nicht in der Lage wäre, unbegrenzte Geldmengen aus dem Nichts zu schöpfen.

Unterm Strich kommt Epstein in seinem Artikel auf falsche Weise zum richtigen Schluss (die Fed ist ein Flop).

* Wir schreiben “propagierte” Ziele und nicht “beabsichtigte” Ziele, weil wir nicht der Meinung sind, dass die Fed von Menschen mit guten Absichten geschaffen wurde.


© Steve Saville
www.speculative-investor.com


Regelmäßige Finanzmarktprognosen und -analysen stehen auf unserer Webseite www.speculative-investor.com zur Verfügung. Zurzeit bieten wir keine kostenlosen Probeabos an, aber Gratisbeispiele unserer Arbeit (Auszüge aus unseren regelmäßig erscheinenden Kommentaren) können Sie unter www.speculative-investor.com/new/freesamples.html abrufen.

Dieser Artikel wurde am 05. März 2012 auf www.speculative-investor.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"