Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Von der Gold-Bubble weit entfernt (Teil I)

13.03.2012  |  The Gold Report
Als Ökonom mit 40 Jahren Berufserfahrung sagt Marc Faber, Herausgeber des Gloom Boom & Doom Report, er besäße "die größte Goldposition seines Lebens“, und er versichert, dass Gold sich nicht ansatzweise in einer Bubble-Phase befinden würde. Dennoch warnt er, dass 40%ige Korrekturen in einem Bullenmarkt nichts Ungewöhnliches seien. Ende März wird Faber seine geheimen Strategien, wie man Korrekturen finanziell überlebt, auf der World Money Show in Vancouver lüften. Vor seinem Auftritt dort setzte er sich mit dem Gold Report für das folgende Exklusivinterview zusammen, in welchem er über seinen Hang zu geographisch und nach Anlageklassen diversifizierten Portfolios spricht.


The Gold Report: Als Standard & Poors (S&P) im Januar gleich eine ganze Gruppe von Euro-Mitgliedsländern herabgestufte, sagten Sie, dass diese Herabstufungen sogar noch kräftiger hätten ausfallen sollen, abhängig von der Kreditwürdigkeit der jeweiligen Länder. Dem S&P-Rating zufolge haben jetzt zumindest schon die Anleihen Portugals und Zyperns das Investitionsgütesiegel verloren und gelten nun als spekulative Anleihen - also BB bzw. BB+. Aber Ihrer Meinung nach hätten einige dieser Länder gleich ein Ramsch-Rating, ein CCC-Rating, bekommen sollen. Sehen Sie weitere Herabstufungen kommen?

Marc Faber: Würde man auch die unfundierten Verpflichtungen der meisten europäischen Länder, aber auch die der USA, mit einbeziehen, dann würde auch die Qualität der Staatschulden deutlich niedriger ausfallen. Also ja, ich gehe davon aus, dass es mit der Zeit zu weiteren Herabstufungen kommen wird.


The Gold Report: Könnte das schon 2012 passieren?

Marc Faber: Ja. Und einige danach.


The Gold Report: Haben die Märkte diese Herabstufungen schon eingepreist, oder sollten wir uns in der nächsten Runde auf kräftige Marktreaktionen einstellen?

Marc Faber: Ich denke nicht, dass die Märkte das eingepreist haben. Schauen Sie, die Umlaufrenditen für 10-jährige US-Staatanleihen liegen bei 2%, die der 30-jährigen bei 3%. Hätten die Märkte die Qualität der Anleihen korrekt eingepreist, lägen auch die Renditen schon viel höher.


The Gold Report: Haben sich die Renditen im Zug dieser Herabstufungen eigentlich deutlich verändert?

Marc Faber: Ja, besonders in den USA, wo die Investoren US-Staatsanleihen als Sicheren Hafen wahrnehmen. Die USA werden die Zinsen auch zahlen, solange sie Geld drucken können. Aber jetzt stellen Sie sich vor, eine 10-jährige US-Staatsanleihe wird mit 2% verzinst und die wahrgenommene Inflation liegt bei 5% - 7%. Wie hoch wird dann noch die Nachfrage nach diesen Anleihen sein? Diese Fragen wird man sich eines Tages stellen.


The Gold Report: Sie hatten gesagt, Anleger würden die europäischen Märkte zugunsten des "Sicheren US-Hafens“ verlassen. Würden die US-Umlaufrenditen im Fall weiterer Herabstufungen in Europa trotzdem so niedrig bleiben?

Marc Faber: Eine Weile lang, sicher. Aber irgendwann werden die Leute aufwachen und erkennen, dass die USA Schuldenausfall durch Währungsentwertung betreiben - sprich durch Gelddrucken - oder indem sie keine Zinsen auf ihre Anleihen bezahlen. Ich glaube zwar nicht, dass die USA die Verzinsung stoppen werden, aber mehr Geldschöpfung wird die Währung schwächen und auch bei den Verbraucherpreisen, den Preisen für Vermögensanlagen und Rohstoffe für höhere Inflation sorgen. Die Währungsentwertung wird den Haltern von US-Staatsanleihen also Verluste bescheren.


The Gold Report: Sie hatten darauf hingewiesen, dass man durch negative Realzinsen praktisch zur Spekulation gezwungen wird, was wiederum enorme Volatilität an den Märkten entstehen lässt. Das scheint aktuell auch der Fall zu sein, aber offenbar halten die Investoren auch eine ganze Menge Barreserven zurück. Würden die Märkte noch volatiler werden, wenn auch dieses Geld in Spiel kommt? Oder würden Sie sagen, dass sich das "Smart Money" weiter raushalten wird und das spekulative Geld bereits im Markt ist?

Marc Faber: Es wurden große Mengen Geld zwischengeparkt. Ein Teil wird davon wird dort auch bleiben; einige, die dem System nicht mehr trauen, lassen es lieber liegen. Andere werden investieren, aber möglicherweise wird es nicht in den Aktienmarkt fließen. Es könnte in andere Anlageklassen fließen, vielleicht harte Währungen wie Gold und Silber, oder Immobilien, die in den USA gar nicht mehr so teuer sind.

Die Volatilität also solche hatte im vergangenen Jahr deutlich angezogen, in den letzten drei Monaten aber wieder abgenommen. Ich gehe davon aus, dass wir in den nächsten Jahren zunehmend sehr hohe Volatilität erleben werden. In einem realen Negativzinsumfeld wird das Geld schon fließen. Es könnte in eine immer geringere Auswahl an Aktien fließen oder in eine immer geringere Auswahl an Vermögensanlagen, die dann explosive Kursentwicklungen vollziehen können.


The Gold Report: In welchen Anlageklassen würde Ihrer Meinung verstärkt spekuliert werden?

Marc Faber: Vor 12 Jahren hatten wir die NASDAQ-Bubble, vor ungefähr 5 Jahren dann die Immobilien-Bubble - und den Jahren 2007-2008 hatten wir meiner Meinung auch eine Rohstoff-Bubble, als Öl einen Preisspitze von 147 $ erreichte. Ich weiß nicht genau, was als nächstes kommen wird. Ich könnte mir vorstellen, dass einige Aktien, vielleicht einige Edelmetalle in eine Bubble-Phase kommen - aber nicht zwangsläufig der gesamte Markt.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"