Was passiert beim Geldangebot?
05.04.2010 | Steve Saville
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Geldmarktfonds sind Investitionen in renditetragende Wertpapiere, was nur heißt, dass Anteile an Geldmarktfonds verkauft werden müssen, um an Geld zu gelangen. Am besten lässt sich das mit einem hypothetischen Beispiel erklären: Nehmen wir an Bill hebt von seinem Bankkonto 10.000 Dollar ab und legt das Geld nun bei seinem Geldmarktfonds an. Der Geldmarktfonds benutzt dann Bills Geld, um US-Staatsanleihen von Bob zu kaufen, welcher sich diese Einnahmen schließlich auf seinem Bankkonto gutschreiben lässt. Wie man sieht, kam es hierbei unterm Strich nur zu einer Transaktion, bei der 10.000 Dollar von Bills Bankkonto auf das Bankkonto von Bob gelangten, wobei der Geldmarktfonds als Mittler agierte. Hierbei wurde kein neues Geld geschaffen und trotzdem wird diese Transaktion von 10.000 Dollar zu einem Anstieg in M2, M3 und MZM führen (denn diese Maßstäbe des Geldangebots beinhalten neben den Bankkonten auch Geldmarktfonds). Kurze Zeit später entzieht Bill seinem Geldmarktfonds 10.000 Dollar und transferiert das Geld nun auf sein Bankkonto. Um diese Abhebung einfacher zu gestalten, verkauft Bills Geldmarktfonds US-Staatsanleihen in Höhe von 10.000 $ an Fred, der diese mit Geld von seinem Bankkonto bezahlt. Unterm Strich kommt es hier also zu einem Transfer von 10.000 Dollar von Freds Bankkonto auf Bills Bankkonto, wobei der Geldmarktfonds als Mittler agiert. Kein Geld wurde dabei vernichtet und trotzdem wird die Transaktion zu einer Abnahme in M2, M3 und MZM führen.
Termingeldeinlagen sind Kredite an Banken, bei denen der Kreditgeber (der Bankkunde) gegen einen höheren Zinssatz auf sein Recht auf sofortige Auszahlung seines Geldes verzichtet. Wenn Bill zum Beispiel Bob Geld leiht, dann wird das Geld vorübergehend von Bills Geldangebot zu Bobs Geldangebot transferiert. Bill hat auf das Geld keinen Zugriff mehr. Ähnliches passiert, wenn Bill ein Termingeldkonto eröffnet, mit der Ausnahme, dass er einen Teil seines Geldangebots einer Bank leiht.
Wie die Charts oben deutlich zeigen, ist es im letzten Jahr zu starken Rückgängen bei den Geldmarktfonds und den Termingeldeinlagen gekommen. Gründe hierfür sehen wir in derartig niedrigen Zinssätzen - Investitionen in Geldmarktfonds werfen fast keine Gewinne mehr ab und im Fall der Termingeldkonten könnte somit die Aufgabe des Rechts auf unmittelbaren Zugriff auf das Geld nicht mehr attraktiv sein. Da die Zinssätze jetzt anfangen, nach oben zu tendieren, ist aus den gleichen Gründen wahrscheinlich, dass Geldmarktfonds und Termingeldeinlagen wieder populärer werden, wodurch M2, M3 und MZM im Vergleich zum True Money Supply (TMS) wieder steigen würden.
Erwähnenswert ist ebenfalls die Tatsache, dass auch unter Geldsachverständigen strittig ist, ob die Tagesgeldkonten wirklich unter die Kategorie "Geldangebots" gezählt werden dürfen. Das Argument gegen eine solche Kategorisierung: Tagesgeldkonten sind, wie auch Termingeldeinlagen, Kredite an Banken.
Zur Erklärung, warum wir denken, dass Tagesgeldkonten dennoch zum Geldangebot zählen sollten, werden wir zunächst auf einen Kommentar aus den Updates von letzter Woche zurückgreifen, wo es hieß: "Geschäftsbanken vergeben im Allgemeinen Kredit, indem sie Geld aus dem nichts schöpfen, jedoch nicht indem sie schon vorhandenes Geldangebot an den Kreditnehmer transferieren." Das heißt, Banken generieren keine Zinseinnahmen, indem sie das auf ihren Tagesgeldkonten angelegte Geld verleihen, sondern indem sie neues Geld schöpfen. Deswegen ist das auf den Tagesgeldkonten angelegte Geld immer (praktisch in jeder Hinsicht) auf Abruf verfügbar. Wenn Sie zum Beispiel einen Bankautomaten benutzen, dann haben Sie normalerweise die Wahl, Geld von Ihrem Girokonto oder Ihrem Tagesgeldkonto abzuheben. Hinsichtlich der Möglichkeit, über Einlagen auf Abfrage verfügen zu können, unterscheiden die meisten Banken und deren Kunden faktisch nicht mehr zwischen Girokonten und Tagesgeldkonten.
Theoretisch könnten die Banken aber auf einen Wartezeitraum bestehen, bevor sie dem Auszahlungswunsch nachkommen, aber wann ist es Ihnen das letzte Mal passiert, dass Sie Geld von Ihrem Tagesgeldkonto abheben wollten und die Bank Ihnen sagte: "Tut uns leid, aber das Geld ist derzeit nicht verfügbar". Wir würden davon ausgehen, dass eine Bank, die bei Auszahlungen von Tagesgeldkonten auf einen Wartezeitraum besteht, ganz schnell einem altmodischen "run" zum Opfer fallen würde und sich schon bald in den Händen der Fed wiederfinden würde.
Und abschließend würden gerne noch folgenden Punkt hervorheben: Wenn die US-Zentralbanker M2, M3 und/ oder MZM Bedeutung zumessen, dann könnten die geringen Zuwächse bei diesen Aggregaten im Vorjahresvergleich als Rechtfertigung noch größerer Inflationierungsbestrebungen herangezogen werden. Und das, obwohl die Geldmenge rapide ansteigt. Sollten Bernanke und seine Kollegen glauben, dass das Geldangebot langsam wächst, oder überhaupt nicht, dann könnte sie das ermutigen, ihre Anstrengungen an der Inflationsfront zu verdoppeln. Nichts fördert Inflation im bestehenden Geldsystem effektiver als Deflationsangst.
© Steve Saville
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[i]Dieser Artikel wurde am 23. März 2010 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.