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Interpretation der aktuellen "Commitment of Traders" (CoT)-Reports

24.06.2005  |  Robert Rethfeld
Unsere Interpretation der aktuellen "Commitment of Traders" (CoT)-Reports erscheint regelmäßig im Rahmen unserer Montags-Frühausgabe. Den Report vom vergangenen Montag veröffentlichen wir hiermit als Wochenend-Wellenreiter. Er zeigt ganz gut, wir wir eine solche Interpretation angehen.

In diesem Zusammenhang führen wir am 14. Juli in Oberursel/Ts. Eine Veranstaltung durch, auf der wir unsere Methoden und Erkenntnisse mit aktuellem Bezug näher erläutern. Die Veranstaltung ist - mit Ausnahme des Verzehrs - kostenlos.

Zeitpunkt: 19:30 h, Dauer der Veranstaltung: ca. 2 Stunden
Ort: Alt-Oberurseler Brauhaus, Ackergasse 13, 61440 Oberursel;
Wegen Kapazitätssteuerung wird dringend um Voranmeldung gebeten. Kurze E-Mail an rrethfeld@wellenreiter-invest.de genügt.


Der nachfolgende Report besteht aus sechs Abschnitten: Aktien, US-Anleihen, Währungen, Energie, Edelmetalle und sonstige Rohstoffe. Eine Einführung in die CoT-Interpretation finden Sie unter www.wellenreiter-invest.de (PDF)



Interpretation des aktuellen CoT-Reports

Der aktuelle CoT-Report vom 14.06.2005 weist neue Extrempositionierungen der Commercials im Devisen-, Edelmetall- und Agrarbereich auf.


US-Aktienmarkt: in Aufwärtsbewegung, erste bearishe Divergenzen werden sichtbar

Der US-Aktienmarkt notierte im Betrachtungszeitraum wie in der Vorwoche mit Ausnahme der Technologiewerte fester. Bei den Standardwertenindizes stieg der Dow Jones Industrial um 64 auf 10.547 Punkte, die Commercials haben ihre Longpositionierung trotz steigender Preise marginal ausgebaut.

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Der S&P 500 stieg um 6 auf 1.203 Punkte, die Commercials haben ihre Shortpositionierung leicht abgebaut.

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In beiden Standardwerteindizes fallen die wöchentlichen Veränderungen so gering aus, dass sie kaum erwähnenswert sind. Es überwiegt aber der positive Aspekt, da die Commercials trotz langsam steigender Preise keinen höheren Absicherungsbedarf gesehen haben.

Der Nasdaq 100 gab um 7 auf 1.524 Punkte nach, die Commercials haben ihre Longpositionierung weiter abgebaut und nähern sich damit deutlich einer neutralen Positionierung.

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Da die Positionierung der Commercials wenig verändert ausfällt, erscheinen andere Aspekte für die weitere Entwicklung erwähnenswert.

In den beiden Vorjahren markierte der S&P 500 am 17.06. (2003) bzw. am 23.06. (2004) ein vorläufiges Preishoch, bevor eine Korrekturphase auftrat. Eine solche Korrekturphase im dritten Quartal (Juli/August) wird auch in diesem Jahr sehr wahrscheinlich eintreten, dafür sprechen bereits zwei Aspekte.

Der Smart Money Flow Indikator zeigt eine deutliche bearishe Divergenz zum Dow Jones Industrial an, da er den Ausbruch aus der Handelsspanne nach oben nicht nachvollzieht und deutlich zurückhinkt. Der Ausbruch aus der Handelsspanne nach oben beim Dow Jones wird zudem (noch) nicht vom spekulativen Geld an der Nasdaq oder von den Halbleitern bestätigt, der Nasdaq Composite notiert weiterhin noch unterhalb seiner Widerstandszone von 2.100 Punkten.

Auf der positiven Seite ist weiterhin die positive Marktbreite, die neue Jahreshochs in etlichen Indizes (Versorger, Biotechnologie, Hausbau) mit sich bringt, und ein positiver Torschlussindex, der anzeigt, dass weiterhin Kaufneigung gegen Ende der Börsensession vorhanden ist, zu nennen. Der S&P 500 zeigt relative Stärke zum Dow Jones Industrial und befindet sich bereits inmitten einer Beschleunigungsphase nach oben, nachdem er zuvor bereits langsam anstieg und nicht seitwärts lief wie der Dow Jones. Insofern überwiegen kurzfristig noch die positiven Aspekte.


US-Bondsmarkt: Konsolidierung, Test des alten Preishochs wahrscheinlich

Der US-Bondsmarkt notierte im Betrachtungszeitraum schwächer. Die zehnjährigen Bonds fielen um 1,05 auf 112,13 Punkte, die dreißigjährigen Bonds fielen um 2,02 auf 116,04 Punkte. Die Commercials haben den Preisrückgang überwiegend zum Positionsaufbau genutzt.

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In den dreißigjährigen Anleihen haben die Commercials ihre Shortpositionierung auf ein Minimum reduziert, so dass die Aussage vom CoT-Report am 24.05.2005, dass der faire Wert der dreißigjährigen Anleihen im Bereich von 4,45-4,50% anzusiedeln ist, in dieser Woche Bestätigung findet.

In den zehnjährigen Anleihen hat sich die Longpositionierung der Commercials erhöht, indem Absicherungen reduziert wurden.

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Das Verhalten der Commercials signalisiert, dass der Bondsmarkt in der Nähe seines fairen Wertes notiert, aber auf mittelfristige Sicht noch über etwas Potential verfügt. Ein Anlauf auf das bisherige Jahreshoch erscheint nach der kurzen Korrektur der letzten Tage weiterhin wahrscheinlich. Auf eine solche Entwicklung deutet auch das Verhalten der zinssensitiven Aktien hin, da sowohl Versorger-, als auch der Hausbausektor in den USA neue Jahreshochs erzielen konnten.


Euro: Politische Nachwehen beim Euro denkbar, Gegenbewegung beim US-Dollar aus technischen Gründen zu erwarten

Der US-Dollarindex stieg um 1,77 auf 89,26 Punkte, die Commercials haben ihre auf Rekordniveau befindliche Shortpositionierung noch einmal marginal erhöht.

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Die Commercials besitzen damit ein weiteres Mal die größte Shortpositionierung aller Zeiten.

Der Euro fiel um 0,0239 auf 1,2038 US-Dollar, die Positionierung der Commercials hat sich überraschend sehr stark verändert, indem aus einer Long- eine Shortpositionierung wurde.

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Dieses Verhalten ist höchst ungewöhnlich und wird von den anderen Währungen in keinster Weise bestätigt. Eine ähnlich seltsame Bewegung konnte zuletzt vom 07. auf den 14.12.2004 beobachtet werden, als die Commercials unmittelbar am Preishoch aus ihrer Shortpositionierung eine marginale Longpositionierung gemacht haben. Im Umkehrschluss würde dies bedeuten, dass der Euro (auf Basis seines ersten Preishochs Anfang Dezember) nach 6 Monaten ein Preistief ausgebildet hat und nun wieder fester notieren würde.

Aufgrund der Saisonalität - der US-Dollarindex bildet normalerweise im Juni sein Preishoch und tendiert dann in der zweiten Jahreshälfte schwächer - und der Positionierung der Commercials in den anderen Währungen wäre eine solche Entwicklung denkbar, wir wollen diesen Gedanken aber zunächst einmal zurückstellen, da die politische Entwicklung durch den gescheiterten EU-Gipfel für die Finanzplanung der nächsten Jahre (2007-2013) zum Stresstest in der kommenden Woche wird, ob wirklich bereits alle negativen Nachrichten in den letzten Wochen eingepreist wurden. Dies ist denkbar, da nach dem doppelten Nein zur EU-Verfassung durch Frankreich und die Niederlande nun das Scheitern der Finanzplanung einen vorläufigen Strich unter die politische Seite zieht, da diese beiden offenen Fragen realistischerweise erst in 2006 wieder angegangen werden. Neuverhandlungen werden sehr wahrscheinlich erst in 2006 durchgeführt, da der britische Premierminister Blair die EU-Ratspräsidentschaft von Luxemburg am 01.07. übernimmt und die britische Haltung ein wichtiger Aspekt für das Scheitern der Finanzplanung war.

In den anderen Währungen ergeben sich neue Rekordlongpositionierungen der Commercials im Britischen Pfund, Schweizer Franken und Japanischen Yen. Im Britischen Pfund besitzen die Commercials die größte Longpositionierung seit drei Jahren. Im Schweizer Franken haben die Commercials ihre Longpositionierung noch einmal marginal ausgebaut.

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Es ist weiterhin die zweitgrößte Longpositionierung der Commercials aller Zeiten. Im Japanischen Yen haben die Commercials in dieser Woche die größte Longpositionierung aller Zeiten aufgebaut.

Die kommende Woche wird zum Stresstest für den Euro. Sofern es keine neuen Tiefs mehr geben sollte, steht zumindest eine kurze, aber kräftige Gegenbewegung an, die die technische Belastung beim US-Dollarindex neutralisieren wird.


Edelmetalle: Technische Seite bei den Edelmetallen sehr unterschiedlich, Silber weiterhin mit erheblicher Belastung

Der Goldpreis stieg um 2 auf 426 US-Dollar, während der Silberpreis um 0,28 auf 7,25 US-Dollar nachgab.

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Die Commercials haben bei Gold ihre Shortpositionierung angesichts des Preisanstiegs erhöht.

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Bei Silber haben die Commercials trotz des kurzfristigen und deutlichen Preisrutsches ihre relativ hohe Shortpositionierung kaum abgebaut.

Bei Platin besitzen die Commercials in dieser Woche die größte Shortpositionierung seit einem Jahr und übertreffen damit die bisherige Shortpositionierung vom 26.04. marginal.

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Bei Palladium erreicht die Positionierung der Commercials hingegen nahezu das niedrigste Niveau seit einem Jahr.

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Der Edelmetallsektor bietet somit ein sehr heterogenes Bild bei der Positionierung der Commercials. Insbesondere bei Silber fällt das jüngste Verhalten der Commercials bearish aus. Es ähnelt sehr dem Verhalten bei Gold, als Ende April eine sehr hohe Shortpositionierung trotz niedrigerer Hochpunkte vorlag. Dieser Umstand kann der unterschiedlichen Saisonalität dieser beiden Edelmetalle geschuldet sein, da Silber oftmals erst gegen Ende Juni ein saisonales Tief ausbildet.

Betrachtet man den Silberpreis neben der reinen Nettopositionierung der einzelnen Marktteilnehmer anhand des Open Interest, so zeigt der Chart eine interessante Divergenz an.

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Das Open Interest in dieser Woche zeigt ein höheres Niveau an als an den beiden Preishochs am 06.04. 2004 (OI lag bei 120.507) oder am 07.12.2004 (OI lag bei 125.722). Bereits damals bestand angesichts eines leicht niedrigeren Preishochs im Dezember eine kleine bearishe Divergenz. Angesichts eines aktuell deutlich niedrigeren Preishochs bedeutet das neue Hoch im Open Interest mit 128.442 Kontrakten eine deutliche spekulative Entwicklung, die angesichts der niedrigeren Preishochs eine deutliche Belastung von der technischen Seite für den Silberpreis darstellen wird.

Bei den Minenaktien hat Newmont Mining die entstandene Kurslücke bei 40 US-Dollar geschlossen und somit das Minimumziel erfüllt, das Kursziel der inversen SKS kann mit 42 US-Dollar angegeben werden. Bei den Goldminen fällt bereits eine Mine durch ein neues Allzeithoch und damit deutlicher relativer Stärke auf: Randgold Resources (WKN 725199; Kürzel GOLD.NAS). Das Gros des erwarteten Potentials mit einem Rücklauf an die 200-Tageslinie im XAU und HUI haben die Minenaktien aber bereits vollzogen, so dass vor dem Hintergrund des bearishen Bildes bei Silber und dem erreichten Aprilhoch bei Gold ein Preishoch in Reichweite liegt.


Erdöl: Steigende Energiepreise bleiben für den Sommer ein "heißes" Thema, Erdöl über 60 US-Dollar nur eine Frage der Zeit

Im Betrachtungszeitraum stieg der Erdölpreis um 1,24 auf 55,01 US-Dollar an.

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Die Commercials haben ihre Longpositionierung leicht abgebaut, bleiben aber noch immer marginal long positioniert. Der Chart zeigt an, dass der Ölpreis keine Spekulationsprämie enthält.

Der Ölpreisanstieg wird durch das Verhalten der Ölaktien und Ölserviceaktien voll bestätigt, beide Indizes haben bereits neue Jahreshochs erzielt, bei beiden Indizes handelt es sich zudem um neue Allzeithochs.

Beim Ölpreis ist eine Frage der Zeit, bis er die Marke von 60 US-Dollar überwinden wird. Kurzfristig könnte er erstmal daran scheitern und einen kurzen Pulback absolvieren, aber spätestens im Anschluss daran ist der steigende Ölpreis das Thema des Sommers 2005.


Rohstoffen: Neue Signale bleiben weiterhin Mangelware

Wie in der Vorwoche haben die Commercials bei magerem Schwein ihre auf Allzeitrekordniveau befindliche Longpositionierung weiter ausgebaut.

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Neue Shortpositionierungen auf einem Einjahresrekordniveau ergeben sich bei Sojabohnen und Sojabohnenmehl.

Aufgrund der extremen Longpositionierung der Commercials bleibt Weizen in Chicago beobachtenswert. Die dieswöchige Longpositionierung liegt auf dem Niveau von Anfang Februar, als der Preissqueeze, der dann wieder komplett in sich zusammenfiel, begann.


Fazit und Ausblick

Das "Problemkind" bleibt der Ölpreis, der aufgrund der inversen Korrelation zum Aktienmarkt bei einem Ausbruch auf neue Höchstkurse die Aktien unter Druck setzen würde wie zuletzt in der Zeitperiode Juli/August sowie Oktober 2004 und März 2005. Die Schwächeperiode der Aktien, die 3-5% Abschläge mit sich brachte, wurde jeweils durch den Ausbruch auf neue Allzeithochs ausgelöst, der dann insgesamt deutliche Preisschübe von 6-9 US-Dollar mit sich brachte. Insgesamt zeigt der US-Aktienmarkt gegenüber dem Ölpreisanstieg jedoch eine beeindruckende relative Stärke, da der Dow Jones Industrial auf dem gleichen Preisniveau wie vor 12 Monaten notiert (der S&P 500 als marktbreiter Index zeigt einen Zugewinn von 7% an und zeigt relative Stärke) und dies bei einem Ölpreisanstieg von 50%. Die jüngste Abkopplung vom Aktienmarkt vom steigenden Ölpreis kann zum einen ein Hinweis sein, dass der Versuch, die psychologische Marke von 60 US-Dollar direkt zu überwinden, scheitern wird. Eine Abkopplung wie in der ersten Aprilhoch, als der Ölpreis nach einem Doppelhoch bereits fiel und der Aktienmarkt ebenfalls für kurze Zeit (3 Wochen) fiel, erscheint zwar möglich, ist aber wenig wahrscheinlich und besäße dann umso mehr Aufholpotential im Juli.

Die kommende Woche wird bei den Konjunkturnachrichten in den USA verhältnismäßig datenarm sein, so dass der Ölpreis wesentlich stärker im Fokus der Investoren stehen wird.


Soweit der Report von Alexander Hirsekorn. Nahezu alle gezeigten Charts findet man unter www.wellenreiter-invest.de/cot.html. In unserem Abonnentenraum zeigen wir zusätzlich folgende Charts:
  • Commercials und Preis langfristig
  • Open Interest und Preis
  • Commercials/Open Interest und Preis
  • Small Specs und Preis



© Robert Rethfeld
www.wellenreiter-invest.de




P.S.: Wir veröffentlichen morgens gegen zwischen 7:30h und 8:00h eine tägliche Kolumne zum aktuellen Geschehen unter www.wellenreiter-invest.de, die als 14-tägiges Schnupperabo kostenlos getestet werden kann.






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