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Warum Goldpreisfluktuationen?

24.04.2010  |  Steve Saville
Dies ist ein Auszug aus einem Kommentar, der ursprünglich am 18. April 2010 auf www.speculative-investor.com veröffentlicht wurde.

Die meisten Mainstream-Finanzjournalisten versuchen, die Tagesbewegungen am Markt mit den Nachrichten des Tages in Verbindung zu bringen, so als würden die Märkte nichts anderes machen, als auf Nachrichten zu reagieren. Sie gehen, allgemein ausgedrückt, also von Folgendem aus: Wenn Marktfluktuationen mit neuen Ereignissen zusammenfallen oder ihnen zeitlich folgen, so müssen diese Ereignisse auch die Ursache der Marktfluktuation sein. Dieser Vorgehensweise ist es auch geschuldet, dass Journalisten nicht selten ein und dasselbe Ereignis zitieren, um zu erklären, warum der Preis den einen Tag nun steigt und den nächsten aber fällt. Wenn der Aktienmarkt zum Beispiel den einen Tag über steigt am nächsten aber fällt und gleichzeitig Nachrichten vom Griechenland-Bailout verfügbar sind, dann würde die Presse diese Nachrichten typischerweise mit steigenden wie auch mit fallenden Kursen in Verbindung bringen.

Diese Verknüpfung von Nachrichten und Marktbewegungen, die von Journalisten ausgeheckt werden, sind normalerweise banal und uninteressant, manchmal sind sie jedoch so lächerlich, dass man sich einfach kaputtlachen könnte. Zum Kaputtlachen war zum Beispiel eine Erklärung für die sinkenden Goldpreise von Freitag [16.04.], die hier im verlinkten Artikel zu finden ist. Schon beim Lesen der ersten Zeile fängt man an zu kichern:

"Der Goldpreis sackte am Freitag ab, Investoren verließen risikoreichere Anlagen wie Gold und wechselten in den US-Dollar."

Mit großer Erwartung lesen wir weiter und werden nicht enttäuscht. Beim folgenden Satz aus dem 3. Abschnitt konnten wir uns vor Lachen nicht mehr halten:

"Die Nachricht, die SEC habe Goldman Sachs des Betruges beschuldigt, ließ den Goldpreis zusammenbrechen, da sich Investoren von risikoreicheren Rohstoffen verabschiedeten und in sichere Anlagen wie den US-Dollar wechselten."

Obwohl es kaum noch besser gehen könnte, gelingt dem Verfasser des Artikels gleich im nächsten Satz ein komödiantischer Geniestreich, wenn er schreibt:

"Der Goldpreis konnte Unterstützung bei ca. 1.150 $ pro Unze finden, nachdem bekannt wurde, dass die Gewinne der großen US-Firmen besser als erwartet ausfielen."

So, das Ganze noch einmal auf den Punkt gebracht: Gold - der ultimative "Sichere Hafen" seit Tausenden von Jahren - wurde von guten US-Unternehmensergebnissen angetrieben, allerdings wurde er zugunsten des Dollars (eine Verbindlichkeit des US-Bankensystems) abverkauft, da bekannt wurde, dass die wichtigste Finanzinstitution der USA Ärger mit dem Aufsichtsbehörden bekommen hat.

Diejenigen, die auf Manipulation fixiert sind, führen solche Artikel (wie den oben verlinkten) an, um ihren Standpunkt zu untermauern, aber vieles, was als Investigativjournalismus daher kommt, ist in Wirklichkeit lediglich ein Beispiel für Unwissenheit.

Tatsache ist, dass die meisten Tagesbewegungen am Markt nicht durch Tagesnachrichten zu erklären sind. Zudem ist jeder, der glaubt, Märkte müssten bei bullischen Nachrichten immer steigen, bei bärischen aber immer fallen, entweder unerfahren oder er hat Wahnvorstellungen. Märkte funktionieren nicht so einfach.

Unter den aktuellen Bedingungen lassen plötzliche Einbrüche bei Vermögensanlagen in der Tat häufig den US-Dollar erstarken und den Goldpreis nach unten reagieren, das liegt aber nicht daran, dass die Marktteilnehmer plötzlich risikoscheu werden, es liegt daran, dass die meisten Schulden in der Währung US$ ausgeschrieben sind. Wenn ein Spekulant eine Finanzanlage mit geliehenen US-Dollars gekauft hat und nun irgendetwas passiert, das ihn annehmen lässt, ein Abwärtstrend stünde bei dieser fraglichen Anlage an, dann könnte ihn das bewegen, alles Mögliche (auch Gold) zu verkaufen, um seine Schulden abzubauen. Gleichzeitig könnten andere Spekulanten nun den Eindruck gewinnen, beim Gold würde es immer besser aussehen, denn die Finanzanlagen sind schwach und auf diese Schwäche werden die monetären Experten nun unvermeidlich inflationär reagieren - und damit auch die Goldnachfrage ankurbeln. Also: Entwicklungen, die LETZTENDLICH und unweigerlich zu einem steigenden Goldpreis führen werden (da ein Inflationsproblem auf immer breiterer Basis wahrgenommen wird), können sich anfänglich in einem niedrigeren Goldpreis niederschlagen (da Spekulanten ihren Verschuldungsgrad senken).

Mehr noch: Risikoreich für Gold sind Hinweise darauf, dass der Aktienmarkt einen Höchststand erreicht hat - auf Spekulantenseite führt das zu einem geballten Abbau des Fremdkapitalanteils (de-leveraging), da sie gehebelte Wetten auf wachstumsorientierte Investitionen wie Aktien, hochverzinsliche Anleihen und Industrierohstoffe gemacht hatten. Das würde, in kleinerem Maßstab, zu einer Situation führen, wie wir sie 2008 erlebt hatten: Gold würde im Vergleich zu wachstumsorientierten Investitionen deutlich steigen und anfänglich gegenüber dem US-Dollar sinken. Eigentlich gar nicht so risikoreich, denn wir haben den Eindruck, dass Bernanke nervös neben der monetären Pumpe steht, immer bereit, auf Höchstleistung zu schalten, sollte es Anzeichen darauf geben, dass sein gehegter Wirtschaftsaufschwung zusammenzubrechen droht. Und wir sind nicht die einzigen, die diesen Eindruck haben, urteilt man nach dem Interesse, das einige extrem finanzstarke Hedgefondsmanager am Gold zeigen. Also: Anders als im Juli 2008 (dem Ausgangspunkt des Crashs, der Gold zusammen mit allem anderen nach unten zog) ist die Fed derzeit "ultra-lax" und bereit, beim kleinsten Anzeichen noch laxer zu reagieren.


© Steve Saville
www.speculative-investor.com



Regelmäßige Finanzmarktprognosen und -analysen stehen auf unserer Webseite zur Verfügung. Zurzeit bieten wir keine kostenlosen Probeabos an, aber Gratisbeispiele unserer Arbeit (Auszüge aus unseren regelmäßig erscheinenden Kommentaren) können Sie unter www.speculative-investor.com abrufen.

[i]Dieser Artikel wurde am 20. April 2010 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.




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