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Die Immobilienblase und Fehlallokation von Ressourcen

27.06.2005  |  Dr. Marc Faber
Die Rallye am Aktienmarkt die ich für den April erwartete entfaltete sich im Mai, aber nun wurde die überverkaufte Situation die wir Ende April hatten durch einen überkauften Zustand abgelöst. Daher erscheint das Aufwärtspotential sehr limitiert, obwohl neue Jahreshöchststände durchaus möglich sein sollten.

Lassen Sie uns mit einem Zitat von Friedrich Hayek aus "Geldtheorie und der Handelszyklus", London 1933, beginnen: "...die Depression durch eine verstärkte Kreditexpansion zu bekämpfen ist wie das Böse durch die Mittel zu heilen die es erst erzeugt haben. Da wir an einer Fehlleitung der Produktion leiden, wollen wir eine weitere Fehlverwendung schaffen - eine Prozedur welche, sobald die Kreditexpansion zum stehen kommt, nur zu einer viel ernsteren Krise führen kann.“

Auf Grund eines starken US-Dollar, einer Erholung am Aktienmarkt, weiterer Stärke am Immobilienmarkt, enttäuschenden Nachrichten aus Europa und steigenden amerikanischen Regierungsanleihen, sind die Superbullen der amerikanischen Wunderökonomie wieder zu alter Stärke zurückgekehrt und erzählen der Welt mit voller Überzeugung: "Wir haben es euch gesagt!"

In der Tat umso mehr das Publikum, dass in den USA CNBC schaut, zurückging (um 60% seit dem Hoch im Jahr 2000), desto lauter schien die Stimme des bullischen Camps zu werden. Lassen Sie uns jedoch ein paar Fakten betrachten. Gefolgt auf den Einbruch in den Jahren nach 2000, haben sich die weltweiten Halbleiterverkäufe stark erholt und befinden sich ungefähr auf dem Niveau auf dem sie im Jahr 2000 lagen.

Soweit so gut! Aber lassen Sie uns nun auf die Details dieser weltweiten Verkäufe blicken. Zum einen, weil sich die Verkäufe erholt haben - wohlverstanden nach fünf Jahren - auf die früheren Hochs. Die Erträge der Halbleiterunternehmen haben sich nicht erholt und schwanken um die Niveaus von 1997, sind also so hoch wie vor acht Jahren.

Außerdem haben sie sich, während sich die weltweiten Halbleiterverkäufe erholten, in den Vereinigten Staaten kaum von ihrem Einbruch 2000/01 nach oben bewegt. Vielleicht sollten die amerikanischen Superbullen ebenfalls bemerken, dass die amerikanischen Halbleiterverkäufe nicht höher liegen als 1994.

Aber kein Grund sich zu sorgen, wir wissen jetzt, dass die amerikanische Wirtschaft eine Dienstleistungswirtschaft ist und nichts produzieren muss um zu florieren außer Druckmaschinen um die Geldmenge zu erhöhen (die meisten Druckmaschinen werden vermutlich auch importiert).

Es ist nutzlos zu betonen, dass die amerikanischen Dienstleistungen der "Neid der Welt sind", wie es die Herren Bush, Rumsfeld, Cheney & Co sagen dürften und - laut dem Census Bureau's Economic Census - mit dem stärksten Wachstum nicht in so banalen Dingen wie Biotechnolgie, Nanotechnologie und der Hightech Industrie sondern in Sektoren mit hohem Mehrwert und intellektuell sehr anspruchsvollen Bereichen wie der Rasenpflege, der Kinderbetreuung, der Hausmeisterei sowie Nagel- und Frisörsalons.


Wachstum in Asien

Wenn die globalen Halbleiterverkäufe weltweit steigen, aber in den USA fallen und in Europa stagnieren, wo steigen sie dann? Offensichtlich in Asien ex Japan! Die asiatischpazifischen Halbleiterverkäufe haben sich seit 2001 auf 100 Milliarden USD jährlich fast verdoppelt.

Und wenn wir schon dabei sind, sollten wir für die Befürworter des "Großen amerikanischen Imperiums und der wirtschaftlichen Vormachtsstellung der USA", betonen, dass die asiatischen Halbleiterverkäufe, wohlverstanden ohne Japan, nicht nur doppelt so groß wie die amerikanischen sind, sondern auch größer als die amerikanischen und die europäischen zusammen.

Ich behaupte jetzt nicht, dass die Halbleiterverkäufe ein perfekter Wirtschaftsindikator sind - obwohl ich mich eher darauf verlassen würde, als auf irgendwelche Vorhersagen von verwirrten Ökonomen. Dennoch sagt uns die Zusammensetzung der weltweiten Halbleiterverkäufe etwas über den Status der aktuellen wirtschaftlichen Erholung.

Anschließend an die wirtschaftliche Kontraktion und den Einbruch am Aktienmarkt im Jahr 2000 schlug die Fed eine extrem versorgende Geldpolitik ein. Das Geldangebot stieg rapid an und die Kreditmarktverschuldung explodierte. Ende 2001 und Anfang 2002 stieg die Geldmenge mit einer jährlichen Rate von mehr als 20%.

Eine Politik des billigen Geldes und künstlich niedrige Zinssätze führten zu einer Kreditblase mit dem Ergebnis, dass seit dem Jahr 2000 die Gesamtkreditmarktverschuldung um mehr als das vierfache des Wirtschaftswachstums anstieg und einen gigantischen Boom bei den Immobilienpreisen finanzierte. Dieser wiederum erlaubte den Haushalten Eigenkapital durch Refinanzierungen aus ihren Häusern zu ziehen und für exzessiven Prestigekonsum zu verwenden.

Ich bin mir sehr wohl bewusst, dass einige Beobachter die Tatsache bestreiten, dass es eine Immobilienblase in den USA gibt. Diese Beobachter geben sich damit zufrieden, dass für das Land insgesamt gesehen, die Immobilienpreise nicht ganz so arg stiegen und dass die Exzesse nur in einigen ausgewählten Märkten existieren. Dies ist in einem gewissen Umfang wahr, aber dann sollten diese Beobachter auch die Tatsache berücksichtigen, dass die Konzentration des Spekulationsobjektes eine der gewöhnlichsten Eigenschaften jeder Investmentmanie oder Blase ist.

Nehmen Sie den Aktienmarktblase aus dem Jahr 2000. Die Exzesse fanden bei Telekom-, Medien- und Hightechaktien statt, wohingegen der Rest des Marktes und im Speziellen die "Old Economy" wie Eigenheimbauer, Grund- und Rohstoffaktien billig waren (genau dasselbe war die asiatische Region mit Ausnahme des TMT-Sektors). Da in Blasen viele oder - wie ich behaupte - die meisten Sektoren des Marktes unberührt bleiben, ändert dies nichts an der Tatsache, dass in einigen begrenzten Sektoren eine gigantische Blase existieren kann.

Die ungleiche Verteilung der Hauspreiszuwächse in den Vereinigten Staaten ist eindeutig. Die stärksten Preisanstiege passierten an der Ost- und der Westküste und im Speziellen in Kalifornien, Floria und Neu England. Die Bullen am amerikanischen Immobilienmarkt trösten sich mit der Tatsache, dass der Wert von Eigenheim-Immobilien seit 1952 niemals gefallen ist. Noch einmal. Das kann wahr sein, obwohl wir berücksichtigen müssen, dass der Bestand an Eigenheimen jedes Jahr steigt. Konsequenterweise ist es nur natürlich, dass der Wert von Eigenheim-Immobilien eine steigende Tendenz aufweist!




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