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Wann kommt die Inflation?

09.04.2012  |  Carsten Klude
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Dieser Zusammenhang gilt auch für Länder, die Teil eines Währungsraumes sind. Um das zu beweisen, haben wir versucht, die Unterschiede in der Inflationsrate einzelner Euro-Länder mit den Unterschieden in den Wachstumsraten zu erklären. Wie unsere Berechnungen zeigen, gelingt dies ausgesprochen gut; der Korrelationskoeffizient zwischen den beiden Zeitreihen liegt in den meisten Ländern bei 0,3 oder 0,4. Dies erklärt beispielsweise, warum in den Jahren 2000 bis 2006 in Deutschland die Inflationsrate substanziell unter der spanischen Inflationsrate lag, denn damals lag auch das reale deutsche BIP-Wachstum deutlich unter dem spanischen Wert.

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Seit Jahren lässt sich nun beobachten, dass die deutsche Inflationsrate zunehmend die spanische Inflationsrate "einholt“ und diese übertrifft. Es ist mit Sicherheit kein Zufall, dass dieser Sachverhalt zeitlich mit einer zunehmend verbesserten Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft zusammenfällt, die wiederum zu mehr BIP-Wachstum geführt hat.

Um zu überprüfen, welchen systematischen Effekt die zuletzt starken Divergenzen im BIP-Wachstum auf die Inflation in der Eurozone haben könnten, haben wir ein Regressionsmodell aufgesetzt, mit dem sich diese Zusammenhänge analysieren lassen. Im Ergebnis zeigt sich, dass Länder wie Griechenland, Portugal oder Spanien mittelfristig mit deutlich unterdurchschnittlichen Inflationsraten zu "kämpfen“ haben, während für Länder wie Deutschland, Finnland oder Österreich mit überdurchschnittlichen Inflationsraten zu rechnen ist.

Unser Modell legt nahe, dass bei einer anhaltenden Differenz in den BIP-Wachstumsraten die Inflationsrate in Deutschland zwei Prozentpunkte höher liegen könnte als in den Ländern der Peripherie. Selbst wenn man unterstellt, dass sich die Wachstumsraten wieder ein wenig annähern, verbleibt eine Lücke zwischen den nord- und südeuropäischen Ländern.

Nun könnte man an dieser Stelle einwenden, dass dies keine besonders interessante Erkenntnis sei, schließlich hat es größere Divergenzen auch in der ersten Hälfte des letzten Jahrzehnts gegeben. Allerdings würden wir einwenden wollen, dass im Gegensatz zur damaligen Zeit zwei zentrale Unterschiede vorliegen: Zum einen erwarten wir Divergenzen, die über das bisher bekannte Maß hinausgehen, und zum anderen halten wir diese Entwicklung vor dem Hintergrund der Euro-Schuldenkrise für problematisch.

Schließlich sollten in den nächsten Jahren im Idealfall die Länder hohe Inflationsraten und hohe nominale BIP-Wachstumsraten aufweisen, die eine hohe Verschuldung und hohe Haushaltsdefizite aufweisen, denn nur so lässt sich die Krise perspektivisch überwinden. Die Realität wird aber vermutlich so aussehen, dass gerade dort die hohen nominalen BIP-Wachstumsraten anfallen, wo sie nicht unbedingt gebraucht werden.

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