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JP Morgans Fernsehauftritt (Teil 2/2)

16.04.2012  |  Theodore Butler
Hier können sie den ersten Teil lesen ...

Im Zentrum der Manipulationsvorwürfe gegen JP Morgan steht die konzentrierte Short-Position an der COMEX. Nicht mehr und nicht weniger (einmal abgesehen vom Hochfrequenzhandel). Es ist völlig unerheblich, ob diese konzentrierte Short-Position durch nicht näher genannte Kundenpositionen ausgeglichen wird. Wichtig ist aber die Tatsache, dass diese Konzentration weiter Bestand hat.

Es geht nicht darum, was genau für diese konzentrierte Short-Position verantwortlich ist, es geht um die konzentrierte Short-Position an sich. Selbst wenn JP Morgan jede Unzeder an der COMEX leerverkaufen Unzen, in physischer Form besäße, so steht es doch außer Frage, dass ein 25%iger Marktanteil an gleich welchem öffentlichem Terminmarkt stets manipulative Wirkung auf die Kurse haben muss. Es ist egal, welchen Rechtfertigungsgrund man für einen solch exzessiv konzentrierten Marktanteil vorbringt, ein solcher Marktanteil ist in jedem Fall manipulativ.

Würde ein einzelner Trader 25% an einem der wichtigen Terminmärkte halten - sagen wir am Rohöl- oder Maismarkt - dann gäbe es sofort Sondersitzungen mit der Entscheidung, dass diese Konzentration noch bis Tagesende aufzulösen sei. Bauern würden auf ihren Traktoren Kurs auf Washington DC nehmen, sollte sich herausstellen, dass eine New Yorker Bank am Mais-Terminmarkt der Chicago Board of Trade eine Short-Position von 25% hielte. Die Aufsichtsbehörden würden sich in diesem Fall nicht ansatzweise darum kümmern, was genau hinter diesen Positionen steckt. An einem großen Rohstoffterminmarkt ist ein solcher Marktanteil einfach undenkbar.

Doch seitdem JP Morgan Bear Stearns übernommen hat, liegt die Netto-Silberposition JPMs an der COMEX in der Regel bei 25% und oft weit darüber. Da JP Morgan den durch staatliche Statistiken bestätigten Marktanteil nicht mehr leugnen kann, versuchen sie eben, die Problematik auf das zu lenken, was angeblich hinter den Positionen steckt. Aber was hinter den Positionen steckt, ist nicht entscheidend, entscheidend ist die Position an sich.

Ich habe oft gesagt, dass JP Morgan meiner Ansicht nach in seiner übermäßig konzentrierten Silber-Short-Position an der COMEX gefangen ist.Der Fernsehauftritt, der das Ziel hatte, alle Bedenken zu zerstreuen, bestärkt mich nur noch mehr in meiner Überzeugung. Das Interessante an dieser konzentrierten Short-Position ist nun auch, dass es schon immer einen großen Halter von Leerverkaufspositionen am COMEX-Silbermarkt gegeben hatte. Mit Drexel Burnham fing es an, dann ging sie an AIG Trading, weiter zu Bear Stearns und letztendlich zu JP Morgan. Ich habe das Gefühl, dass sie nicht noch einmal weitergegeben wird. JP Morgan ist der letzte Halter, und das Wissen darum könnte sie meiner Meinung nach auch zu dieser öffentlichen Erklärung bewogen haben. In den 25 Jahren, die ich mich für die Beendigung der Silbermanipulation engagiere, hat es nicht einen einzigen öffentlichen Erklärungsversuch eines großen Silber-Shorts gegeben. Und jetzt gibt es einen.

Wenn das Halten einer gigantischen COMEX-Short-Position ein so hübsches, kleines Geschäft ist, warum hat JP Morgan dann nicht schon vor Bear Stearns Untergang eine solche Position gehalten? Und falls hinter der Short-Position JP Morgans legitime Absicherungspositionen von Kunden ständen, so müssten alle Silber-Hedger der Welt ihre Geschäfte ausschließlich über JP Morgan abwickeln. Warum sollten aber nicht auch andere Banken und Finanzinstitutionen versuchen, auf der Leerverkäuferseite mit JP Morgan in Konkurrenz zu treten, um ihnen Marktanteile abzunehmen? Aus folgendem Grund: Weil kein anderes Unternehmen sich derart in seinen Positionen verfangen möchte, wie es bei JP Morgan der Fall ist. Und JP Morgan kann jetzt nur noch mit fadenscheinigen Ausflüchten in Form eines abgesprochenen und seichten Frage-Antwort-Spiels aufwarten.

Die CFTC verfolgt und protokolliert die Positions- und Konzentrationsdaten der einzelnen Handelsakteure, wobei aber letztendlich der Name, auf den das Terminkonto läuft, entscheidend ist. Wenn sich jemand legitim durch Leerverkäufe an der COMEX absichern möchte, um seine Produktion oder seine Lagerbestände zu hedgen, dann kann er das in seinem eigenen Namen und über sein eigenes Konto machen. Er braucht nicht erst andere Stellen aufzusuchen, um sich über diese - unter fremden Namen und in konzentrierter Form - absichern zu lassen.

Es gibt keinen vernünftigen Grund, warum sich JP Morgans Kunden nicht auch im eigenen Namen und in dem von JP Morgan behaupteten Umfang absichern sollten, gerade in einer Zeit, in der JP Morgan Vorwürfe wegen Marktkonzentration und Manipulation entgegengebracht werden. Eigentlich möchte man meinen, dass JP Morgan mehr machen sollte, als sich bloß im Fernsehen zu rechtfertigen. Man möchte meinen, JP Morgan hätte seinen Kunden ebenfalls empfehlen können, die Short-Positionen lieber im eigenen Namen zu führen, um die Marktkonzentration der Großbank zu senken.

Es sei denn, hinter JP Morgans konzentrierter Short-Position am COMEX-Silbermarkt steckt nur ein einziger große Kunde. Sollte JP Morgans konzentrierte COMEX-Short-Position nur für einen Kunden stehen oder für einen ganz kleinen Kundenkreis, der sich kennt, dann würde die ganze Angelegenheit ein ganz neues Niveau potentieller krimineller Aktivität erreichen.

Sollte JP Morgan einem oder mehreren ungenannten Kunden den Aufbau einer konzentrierten Short-Position ermöglicht oder erleichtert haben, indem diese unter JP Morgans Name an der COMEX etabliert werden durfte, dann wäre JP Morgan vielleicht der Transfermechanismus, bei dem sozusagen die Identität eines Marktmanipulator verheimlicht werden soll. Da kommen einem Begriffe wie Beihilfe zum Betrug und betrügerische Übertragung in den Sinn. Unter Umständen ist das sogar schlimmer, als würde JP Morgan diese Position selbst halten - besonders dann, wenn der echte, versteckte Leerverkäufer aus dem Ausland stammt und somit nicht US-amerikanischer Rechtsprechung unterliegt. Es einer ausländischen Institution ermöglichen, die gesetzlichen Bestimmungen für die US-Rohstoffmärkte zu überrennen und den US-Terminmarkt zu manipulieren?? Es wird schlimmer, je tiefer man wühlt.




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