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Hyperinflation oder Hyperdeflation?

15.05.2010  |  Prof. Antal E. Fekete
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Deutschland nach dem 1.Weltkrieg versus USA nach dem Kalten Krieg

Eine Parallele zwischen der Weimarer Republik und den heutigen USA zu ziehen, was Turk macht, ist grotesk unrealistisch. Im Jahr 1923 war die einst mächtige deutsche Armee geschlagen, die Kriegsflotte versenkt, das Staatsgebiet durch die Verträge von Versailles stark beschnitten, das Rheinland militärisch besetzt, während der Rest des Landes immer noch einer teilweisen Blockade unterlag. Kein Spekulant wollte etwas von der Reichsmark wissen, außer, um sie anschließend leerzuverkaufen.

Die USA des Jahres 2010 haben hingegen eine Armee, eine Kriegsmarine und eine Luftwaffe, die innerhalb weniger Minuten in Alarmbereitschaft versetzt werden können. Ihre Militärbasen überziehen den Globus wie Pockennarben. Es ist nun einmal mehr als augenscheinlich, dass die Welt immer noch bestrebt ist, ihre Waren auf den amerikanischen Märkten abzusetzen und auch glücklich, die Erlöse wieder zurück verleihen zu können, um zukünftige Käufe aus den USA zu finanzieren. Tatsache ist zudem auch, dass der Markt für US-Staatsschulden immer noch der größte und am stärksten liquide Markt der Welt ist. Bezeichnenderweise hat dieser Markt auch noch Wachstumspotential - er bietet den Spekulanten somit saftige Profite zu einer Zeit, in der es an den Aktien- und Immobilienmärkten nicht mehr rosig aussieht. Wie kann man also die Umstände eines Bettlers mit denen eines Kaisers vergleichen - so verschwenderisch und bankrott der letztere auch sein mag?

Alle Anzeichen deuten auf Deflation hin. Das Geldangebot wird in bisher ungekannten Ausmaßen hochgefahren, doch vergeblich - nichts rührt sich. Man kann nicht mit dem Fakt argumentieren (was Turk aber versucht), dass sich der Rohölpreis von seinem jüngsten Tief aus verdoppelt hat. Fakt ist nämlich auch, dass der Rohölpreis im Vergleich zu seinem Allzeithoch um 45% gesunken ist. Wir müssen den generellen Verfall der Weltpreise betrachten, auch wenn sich dieser in manchen Fällen hinter den Machtverlust der Produzenten bei der Preisgestaltung verbirgt. Es stimmt zwar, dass die Preisspiegel nicht zurückgegangen sind, aber die interessieren im Handel nicht. Sie sind nur zur Dekoration.

Um erklären zu können, was gerade passiert, bedarf es ganz offensichtlich einer anderen Theorie als der Geldmengentheorie. Ich habe eine solche Theorie vorgestellt. Ich habe sie Schwarzes Null-Zins-Loch genannt. Wenn die Federal Reserve (die Fed) die Zinssätze auf Null drückt (insofern sie dazu Druck benötigt), kommt es zu einer übergreifenden Zerstörung von Kapital - unauffällig aber nichtsdestotrotz effektiv. Deflation ist der Maßstab für Vermögen auf dem Weg zur Selbstzerstörung - endgültig verlorenes Vermögen. Die Fed schüttet Öl ins Feuer, wenn sie versucht, auch die langfristigen Zinssätze zu drücken - nachdem sie schon die kurzfristigen erfolgreich auf Null drücken konnte. Damit zerstört sich nur noch mehr Vermögen selbst und den Anziehungskräften des Schwarzen Lochs kann nicht mehr widerstanden werden.

Aber woran liegt es, dass die übermäßige Geldschöpfung der Fed keine bleibende Wirkung auf die Preise hat? Daran, dass die Fed so viel Geld schöpfen kann, wie sie möchte - sie kann ihm jedoch nicht befehlen bergauf zu fließen. Die neue Geld fließt abwärts, dort wo es rund geht: in den Anleihemarkt. Bond-Spekulanten haben ihren großen Tag. Die Wetten gehen auf Haus: Wenn Sie verlieren, werden die Verluste von den öffentlichen Kassen aufgefangen. Aber warum steht die Fed für Verluste der Bond-Spekulanten gerade? Wir haben hier ein riesiges Ponzi Scheme. Das US-Finanzministerium stellt für Billionen Anleihen aus und verspricht den Bond-Spekulanten risikofreie Profite, um sie zum Kauf zu bewegen. Die meisten Spekulanten glauben, das Finanzministerium blufft nicht - und sie kaufen. Vielleicht glauben mache auch, die Fed würde scheinheilig Zweifel anmelden und sie verkaufen. Aber jedes Mal wird nur auf die aufgegebenen Profite geschaut. Hier haben wir eine seltene symbiotische Beziehung zwischen Staat und Spekulanten.

Als Charles Ponzi auf Druck der Gerichte seine Geschäfte einstellen musste und seine Kunden alles verloren, was sie investiert hatten, erklärte Ponzi, er hätte ihnen wie vereinbart jeden einzelnen Cent zurückgezahlt, wenn man ihn nur gelassen hätte. Es gibt keinen Grund, an seinen ehrlichen Absichten zu zweifeln. Heute, 90 Jahre später, ist Charles Ponzis Traum Wirklichkeit geworden. Die US-Regierung dupliziert Ponzis Pyramidensystem im Anleihemarkt. Der einzige Unterschied ist, dass viel mehr auf dem Spiel steht. Es geht um die nationale…ach was...die Weltwirtschaft. Und vor allem - dieses Mal besteht überhaupt keine Gefahr, dass die Gerichte den Schwindel stoppen. Die Welt möchte geradezu betrogen werden.


© Antal E. Fekete
Professor of Money and Banking San Francisco School of Economics
aefekete@hotmail.com



Dieser Artikel wurde am 01. Mai 2010 auf www.gold-eagle.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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