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Gold und Platin auf der Überholspur

17.05.2010  |  Eugen Weinberg
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Platin

Platin profitierte bislang zum einen im Rahmen des wirtschaftlichen Aufschwungs von seiner industriellen Komponente und zum anderen von der hohen Investmentnachfrage. Im Zuge dessen kann Platin seit Jahresanfang bereits um 18% zulegen. Wie vor kurzem geschehen, kann allerdings gerade der industrielle Charakter dazu führen, dass Platin in einen Abwärtssog eingezogen wird, sollten die Industriemetalle deutlich korrigieren.

Vor allem der zu Jahresbeginn vom Fondsanbieter ETF Securities in den USA aufgelegte Platin-ETF hat sich schnell als neue, große Komponente auf der Nachfrageseite neben der Schmuckund Automobilindustrie etabliert und steht mittlerweile für knapp 6% der globalen Jahresnachfrage. Allerdings haben sich die Bestände der Platin-ETFs in der Vergangenheit als relativ volatil erwiesen, was Platin anfällig für erratische Preisschwankungen macht. Wir erwarten jedoch in den nächsten Monaten eine anhaltend hohe Investmentnachfrage, so dass der Platinpreis von dieser Seite her weiter gut unterstützt bleiben sollte.

Gemäß Angaben des weltweit führenden Platinverarbeiters Johnson Matthey stellte Südafrika im letzten Jahr 79% der weltweiten Platinproduktion (Grafik 4). Angebotsseitig könnte es zur Jahresmitte während der Fußball-Weltmeisterschaft zu massiven Problemen kommen. Aufgrund von ungenügenden Stromkapazitäten, einer stark veralteten Infrastruktur im Energiebereich und fehlenden Investitionen in neue Kapazitäten kann der staatliche Energiekonzern Eskom schon seit Anfang 2008 nicht mehr die erforderliche Menge Strom zur Verfügung stellen.

Eskom steht für 95% des südafrikanischen Stromangebots und besitzt Stromerzeugungskapazitäten von 36.200 MW, wovon 32.100 MW kohlebefeuert sind. Vor allem in den 90er Jahren und zu Beginn des neuen Jahrtausends wurde es versäumt, ausreichend neue Kapazitäten zu schaffen. Sollte sich die Lage weiter verschlechtern, könnte es zu Produktionsausfällen oder gar Minenschließungen kommen. Nersa, die nationale Stromregulierungsbehörde Südafrikas, schätzt, dass sich die Kapazitätsunterdeckung in diesem Jahr auf 1.700 MW belaufen und bis 2012 auf über 4.000 MW ausweiten könnte.

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Nachdem das Unternehmen im letzten Jahr die Stromtarife um 31% angehoben hatte, wurden Eskom von Nersa Ende Februar weitere Tariferhöhungen für die nächsten Jahre genehmigt. Diese sollen helfen, den umfangreichen Investitionsplan von Eskom in Höhe von 385 Mrd. ZAR (entspricht ungefähr 52 Mrd. USD) zum Bau von neuen Kraftwerken zu finanzieren. Mit genehmigten Erhöhungen von 24,8%, 25,8% und 25,9% über die nächsten drei Fiskaljahre blieb der Regulator allerdings unter der von Eskom geforderten jährlichen Erhöhung der Strompreise von 35%. Mit dieser Forderung wollte Eskom die Lücke zwischen den derzeitigen südafrikanischen Strompreisen und den Kosten der Stromerzeugung schließen.

Gemäß Unternehmensangaben belaufen sich die Kosten zur Erzeugung-, Übertragung und Verteilung von Strom auf 80-88 c/kWh, während der Preis vor kurzem noch bei 33 c/kWh lag. Mit der gewährten Preiserhöhung auf insgesamt rund 65 c/kWh im Fiskaljahr 2012/13 bleibt somit weiterhin eine Lücke bestehen. Es bleibt daher fraglich, ob die dringend benötigten Investitionen wie geplant durchgeführt werden können. Gegenwind erfährt Eskom darüber hinaus durch zahlreiche südafrikanische Interessenvertretungen, die gegen die Tariferhöhungen opponieren. So hat beispielsweise der Kongress der südafrikanischen Gewerkschaften (Cosatu) mit einem Generalstreik gedroht, falls Eskom die Tariferhöhungen in die Tat umsetzen sollte. Andere Verbände sehen wiederum die Erholung der lokalen Wirtschaft in Gefahr und fürchten Inflationsgefahren. Daneben wird vor einem massiven Stellenabbau gewarnt.

Sollten die Strompreise nicht wie geplant erhöht werden können, dürfte sich die ohnehin angespannte Versorgungssituation weiter verschlechtern. Die Reservemarge von Eskom liegt Unternehmensangaben zufolge mit 8-10% unter dem internationalen Vergleichswert von 15%. Neue Kapazitäten können frühestens 2012 in Betrieb genommen werden. Eskom hat bereits davor gewarnt, dass die vorhandenen Kapazitäten schon 2011 ausgeschöpft sein könnten. Dies hätte weitreichende Konsequenzen.

Eskom müsste die zur Verfügung stehende Menge Strom weiter reduzieren, was wiederum massive Auswirkungen auf die Minenproduktion des Landes haben könnte. Die Minenbetreiber wären gezwungen, auf alternative Energieversorgung wie z.B. Diesel-Generatoren umzustellen. Dies wäre gleichzeitig mit höheren Kosten verbunden, so dass die Minenproduktion unrentabler würde. Südafrika gilt bereits heute u.a. aufgrund relativ hoher Personalkosten und der starken südafrikanischen Währung als kostenintensiver Produzent. Sollte eine Umstellung auf alternative Energiequellen nicht möglich sein, wären die Minen gezwungen, ihre Produktion zurückzufahren oder sogar komplett einzustellen.

Die Auswirkungen der Stromknappheit könnten bereits kurzfristig sichtbar werden, wenn Südafrika im Juni und Juli als Gastgeber die Fußball-Weltmeisterschaft ausrichtet. Da sich das Land vor der Welt nicht blamieren möchte, wird die verfügbare Energie in die Austragungsorte der Veranstaltung umgeleitet werden, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten.

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Zudem befindet sich die Südhalbkugel der Erde dann bereits in der Winterzeit, so dass die Energienachfrage generell steigen wird. Die Verfügbarkeit von Strom für die Minenunternehmen dürfte sich daher erheblich verringern und die Minenproduktion deshalb zurückgehen lassen. Dies sollte Auswirkungen auf den Platinpreis haben. Als in Südafrika zuletzt im Januar 2008 die Stromversorgung deutlich eingeschränkt werden musste, ist der Platinpreis innerhalb von nur sechs Wochen um knapp 50% auf sein bisheriges Rekordhoch von 2.250 USD je Feinunze gestiegen. Wir erwarten daher einen Anstieg des Platinpreises in der Spitze auf rund 2.000 USD je Feinunze Mitte des Jahres. Gegen Jahresende rechnen wir mit einer moderaten Korrektur auf durchschnittlich 1.700 USD je Feinunze im vierten Quartal.





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