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"Bisher: G-5-Gipfel" - meine Variante: "Diese 5 G´s sind der Gipfel…"

24.04.2012  |  Dr. Dietmar Siebholz
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Warum ich mittelfristig und langfristig mich so stark für diesen Rohstoff mache? Die Vorräte beim weltgrößten Produzenten (China) sind inzwischen stark angegriffen und die chinesische Regierung plant eine Konsolidierung der vormals ausgeuferten Produktion, man besinnt sich auf die ökonomischen (insbesondere hinsichtlich des Energieverbrauchs bei der Aufbereitung) und ökologischen Aspekte der Graphitförderung.

Einige stillgelegte Minen werden nicht mehr eröffnet und es ist zu erwarten, dass ähnlich wie bei den Seltenen Erden China auch hier (WTO hin oder her) Exportkontingente und Exportsteuern verfügen oder sogar erhöhen wird. China wird, wie bei den Seltenen Erden realisiert, versuchen, die Aufbereitung von Graphit und die Weiterverarbeitung im Lande zu lassen und seine vormals billigen Exporte daher erheblich zurückfahren. Das ist die eine Seite, aber die bedeutendere ist die, dass es neben den herkömmlichen Verwendungen für Graphit inzwischen mehrere neue und große Anwendungsbereiche gibt, die den Verbrauch erheblich erweitern werden, also Lithium-Ion-Batterien, sonstige Energiespeichertechnologien, Brennstoffzellen und der Einsatz als Pellets in der Nukleartechnik. Allein diese zusätzlich zu erwartende Nachfrage wird den Graphitmarktpreis beeinflussen. Man muss dazu wissen, dass es außerhalb von China kaum eine Lagerstätte gibt, die pro Jahr mehr als 50.000 Tonnen Rohgraphit produzieren kann oder bereits produziert.

Dazu kommt noch ein meist übersehener Effekt. Alle die neuen Einsatzgebiete für Graphit fordern ein höchst reines, extrem kristallines Graphit. Dieses wird aber innerhalb der Weltjahresproduktion derzeit zu maximal 40% gewonnen. Die Kosten der alternativen Herstellung von synthetischem Graphit liegen derzeit mehrfach höher als die Kosten für die Gewinnung von kristallinem Naturgraphit mit bis zu 94% Reinheit.

Folgendes ist extrem wichtig und zu beachten. Da die neuen Technologien Graphit mit einer Reinheit von mehr als 99% fordern, muss das Basismaterial (Graphit mit einer Reinheit von 85 bis 94%) kompliziert aufbereitet werden; nach Aussagen von zuverlässigen Quellen aus der Aufbereitungsindustrie gehen aber derzeit von ca. 4 Tonnen Rohgraphit bis zur gewünschten Endqualität von 99,9% zwischen 60 und 70% des eingebrachten Graphits verloren. Was heißt das?

Nehmen wir einmal die derzeit diskutierten Massen als korrekt an, die für Lithium-Ion-Batterien benötigt werden sollen - also bis 2015/16 pro Jahr 30.000 Tonnen Lithium, dann müssen je nach Batterietyp zwischen dem 8- bis 12-Fachen Anoden aus Reinstgraphit bereitgestellt werden. Nehmen wir nur einmal das Zehnfache als Messwert, so müssten dann in 2015 pro Jahr 300.000 Tonnen Reinstgraphit bereitstehen. Aber für diese 300.000 Tonnen müsste dann aber Rohgraphit von 1,0 bis 1.2 Mio Tonnen gefördert werden, denn - vorausgesetzt, die derzeitige Aufbereitungstechnologie ist hier fortzuschreiben - fielen zu guter Letzt auch nur die 300.000 Tonnen Reinstgraphit an. Das hieße aber, die heutige Produktion von Graphit von knapp unter 1,2 Mio Tonnen müsste sich verdoppeln. Und bitte vergessen Sie nicht, dass amorpher Graphit (also staubförmiger und nicht zuverlässig kristalliner Graphit) noch nicht für die neuen Technologien verwendet werden kann.

Wenn man bedenkt, dass die derzeitige chinesische Produktion von ca. 800.000 Tonnen aus etwa bis zu 200 Lagerstätten kommt, dann kann man bei optimistischer Betrachtung davon ausgehen, dass rechnerisch etwa 50 bis 60 neue Graphitstandorte mit einer Jahresleistung von mindestens 20.000 Tonnen entwickelt werden müssten, um die geschätzte zusätzliche Nachfrage zu bedienen.

Die "Laufzeit“ einer Minenentwicklung bei Graphit ist zwar wesentlich kürzer als bei anderen Mineralien, aber mit einer Vorbereitungszeit von mindestens drei Jahren muss man derzeit rechnen. Es wird ein Wettrennen mit der Zeit geben, das den Markt sehr verändern wird. Das Fachorgan "Industrial Minerals“ schrieb kürzlich über die chinesische Produktion, dass die dortigen 200 Lagerstätten im Laufe der nächsten Jahre auf etwa 20 Standorte mit einer geschätzten Jahresleistung von insgesamt 510.000 Tonnen reduziert werden sollen. Und davon sollen nach chinesischen Quellen dann immer noch 40% nur amorphes Graphit herstellen.

Es wird also interessant werden mit der Versorgungssicherheit bei Graphit, wenn die Tendenz hin zu den neuen Verwendungen für Graphit bestehen bleibt. Der richtige Druck kommt aber aus den derzeit laufenden Forschungen über die Einsatzgebiete des Graphitablegers "Graphen“, ein Material, das aus Graphit hergestellt wird und für dessen Entdeckung die beiden russischen Wissenschaftler an der Uni von Manchester im Herbst 201 0denPhysik-Nobelpreis erhalten haben.

Seit Monaten versuche ich nun, weltweit die neuen Einsatzgebiete für Graphen aus den wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu erfassen; täglich kommen neue Meldungen, leider nur wenige aus Deutschland, aber das ist ein anderes Thema. Derzeit schätze ich, sind etwa dreihundert Firmen, Universitäten und Institute intensiv dabei, die Grundlagen für diese neuen Verwendungen zu erforschen. Wenn von den mehr als 60 neuen Anwendungen von Graphen in der Hochtechnologie nur fünf zum Durchbruch kommen sollten, dann würde hier ein ganz neues Industrie-Zeitalter (ein Wissenschaftler nennt dies das "Nachsilikon-Zeitalter“) auf uns zukommen.

Um Ihr Interesse zu wecken, hier ein kurzer Auszug aus den Veröffentlichungen über die neue Verwendung von Graphen:

  • Samsung: Das Telefon, das man einrollen kann…
  • IBM: Versuche mit dem Prototypen eines 1 TeraHz Chips
  • Rice-Univ.: Künstliche Nasen aus Graphen
  • Flexible Bildschirme aus Graphen
  • Graphen im Einsatz zur Krebsbekämpfung
  • Superkondensatoren aus Graphen
  • und viele andere mehr …

Wenn Sie an einer Übersicht über diese neue Anwendungen interessiert sein sollten, senden Sie mir bitte eine e-mail unter wthlz2@gmx.de oder an info@emuro.de


© Dr. Dietmar Siebholz
wthlz2@gmx.de
www.emuro.de



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