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QE: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

28.04.2012  |  Steve Saville
Es folgt ein Auszug aus einem Kommentar, der ursprünglich am 12. April 2012 auf www.speculative-investor.comveröffentlicht wurde.

So viele Finanzjournalisten scheinen immer noch nicht genau zu verstehen, was QE eigentlich bedeutet, was bemerkenswert ist, bedenkt man, dass "Quantitative Easing” - oder kurz "QE“ - fast schon zu allgemeinen Wortschatz gehört. Laut Definition ist QE eine Erhöhung des Geldangebots seitens der Zentralbanken, mit dem Ziel, die Kreditkosten zu senken. Da das Geldangebot durch Geschäftsbanken und Zentralbanken erhöht werden kann, lässt sich QE genauer genommen als Erhöhung der monetären Basis (Geldbasis, M0) definieren (Bankenreserven plus Umlaufgeld), mit der die Kosten der Kreditaufnahme gesenkt werden soll. Denn die monetäre Basis ist das Geldmengenaggregat, das direkt von der Zentralbank (die Federal Reserve in den USA) kontrolliert werden kann, um die Wirtschaftsaktivität zu beeinflussen.

Anhand dieser Definition können wir auch ohne weiteres aufzeigen, dass es in den USA nach dem Auslaufen von "QE 2" im Juni letzten Jahres keine weiteren Quantitativen Lockerungen gegeben hat. Dafür reicht ein Blick auf die monetäre Basis der USA: Seit Ende Juni 2011 ist sie leicht GESUNKEN - von 2,64 Billionen $ auf 2,63 Billionen $. So ist es auch kein Zufall, dass die minimalen Veränderungen in der monetären Basis der USA mit nur minimalen Veränderungen der Gesamtkreditmengen des US-Zentralbankensystems einhergingen. In betreffenden Zeitraum kam es allerdings zu einigen Verschiebungen innerhalb der Fed-Bilanzen. So stiegen beispielsweise die US-Staatsanleihenbestände in den Fed-Bilanzen um 57 Milliarden Dollar, während der Anteil hypothekarisch gesicherter Wertpapiere um 75 Milliarden Dollar sank. Aber insgesamt betrachtet, blieb die Bilanzsumme der Fed nach dem Auslaufen von QE 2 bis heute fast unverändert.

Wer also behauptet, die Fed hätte auch in den vergangenen 9 Monaten die Quantitativen Lockerungen weitergeführt, versteht entweder QE nicht oder ist aus bestimmten anderen Gründen nicht an einer korrekten Darstellung interessiert. In den vergangenen 9 Monaten hat sich das US-Geldangebot allerdings deutlich ausgeweitet, aber diese Erhöhung ist auf eine US-Dollar-Flucht aus dem schwer angeschlagenen europäischen Bankensystem und auf die Kreditausweitung seitens der US-Geschäftsbanken zurückzuführen.

In den USA hat es also in der jüngsten Vergangenheit keine Quantitativen Lockerungen gegeben und es gibt sie auch jetzt noch nicht. Es kann jedoch als fast sicher gelten, dass diese in Zukunft kommen werden. Traurig aber wahr: Die einflussreichsten Vertreter der Fed glauben, dass eine Erhöhung des Geldangebots in wirtschaftlichen Schwächephasen hilfreich ist - der Logik und zahlloser geschichtlicher Gegenbeispiele zum Trotz. Da wir auf neue wirtschaftliche Schwächeperioden zusteuern, stehen die Chancen sehr hoch, dass wir ebenfalls auf sehr umfangreiche Quantitative Lockerungen zusteuern. Zumindest solange, bis die "Inflation“ in der allgemeinen öffentlichen Wahrnehmung schließlich zum "Staatsfeind Nummer 1“ wird.

Die nächste QE-Runde wird wahrscheinlich erst dann beginnen, wenn die Mainstream-Analysten begreifen, dass sich der US-Aktienmarkt in einem zyklischen Bärenmarkt befindet und/ oder die US-Wirtschaft auf eine Rezession zusteuert. Und diese Art von Rückendeckung wird die Fed benötigen, bevor sie zu einer neuen QE-Runde ansetzen kann - gerade weil mit QE 2 nicht das erreicht wurde, was die Propagandamaschinen versprochen hatten.

Die US-Präsidentschaftswahlen könnten ebenfalls eine Rolle beim Timing der nächsten QE-Runde spielen. Bernanke wird sich nur zögerlich ins politische Schlachtfeld stürzen wollen, aber genau dort wird er landen, sollte er den Eindruck vermitteln, die Märkte im Auftakt zur Wahl des US-Präsidenten stützen zu wollen - ohne die oben beschriebene Rückendeckung (Ausrede) zu haben. Gerade republikanische Politiker werden sich auf Bernanke stürzen, sollte er im Vorfeld der Wahlen ein Stimulusprogramm durchsetzen wollen, ohne dafür einen drohenden ökonomischen Notstand als "Ausrede“ präsentieren zu können.


© Steve Saville
www.speculative-investor.com


Regelmäßige Finanzmarktprognosen und -analysen stehen auf unserer Webseite www.speculative-investor.com zur Verfügung. Zurzeit bieten wir keine kostenlosen Probeabos an, aber Gratisbeispiele unserer Arbeit (Auszüge aus unseren regelmäßig erscheinenden Kommentaren) können Sie unter www.speculative-investor.com/new/freesamples.html abrufen.

Dieser Artikel wurde am 16. April 2012 auf www.speculative-investor.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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