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Nach der Bubble: Schuldzuweisungen spitzen sich zu

29.05.2010  |  Steve Saville
Dies ist ein Auszug aus einem Kommentar, der ursprünglich am 23. Mai 2010 auf www.speculative-investor.com veröffentlicht wurde.

Abgesehen von einem winzigen Bruchteil der US-Bevölkerung, der sich wirklich in Ökonomie auskennt, war eigentlich jeder zufrieden, als sich die Kredit-Bubble des Privatsektors entfaltete. Der Chairman der Fed wurde als "Maestro" gepriesen, da er die Zinssätze künstlich niedrig hielt und damit sicherstellte, dass die Preise der meisten Investments - gerade hochriskanter Investments - auf dem Weg nach oben blieben. Politiker aller Couleur waren wiederum glücklich, dass der Markt für Eigenheimhypotheken zu den größten "Gewinnern" der von der Fed geförderten Aufblähung von Geld und Kredit gehörte. Und die Politiker überließen dabei kaum etwas dem Zufall und setzten Regulierungen für den Hypothekenbereich durch, die es erlaubten, dass Kredite an alle vergeben werden konnten, die zur Unterschrift fähig waren. Und staatlich geförderte Unternehmen (Fannie Mae etc.) arbeiteten hartnäckig daran, Nachfrage und Angebot für Hypotheken zu steigern.

Der Bankensektor reizte seine Möglichkeiten dabei voll und ganz aus und fand immer neue Wege der Kreditausweitung (denken Sie nur an hypothekarisch besicherte Wertpapiere und andere besicherte Schuldverschreibungen/MBS bzw. CDO) - es ist aber auch wichtig zu verstehen, dass die Banken gar keinen Anreiz zur Schaffung dieser neuen Kredit-Produkte gehabt hätten, wäre die Nachfrage nach solchen Produkten nicht derart riesig gewesen. Die Nachfrage kam von den Großinvestoren - zum Beispiel Hedgefonds, Anleihefonds und Pensionsfonds. Sie suchten verzweifelt nach Rendite in einer Welt, in der die Renditen durch verschiedenste Manipulationen seitens der Zentralbanken und der Regierung auf einem künstlich niedrigen Niveau gehalten wurden.

Das Hauptproblem mit Kredit-Bubbles ist Folgendes: Sie führen zu einem massiven Ressourcentransfer zu Aktivitäten, die außerhalb eines künstlichen Niedrigzinsumfeldes und ohne monetäre Inflation unwirtschaftlich und unrentabel wären. Obgleich sie vorübergehend das Gefühl von Prosperität verschaffen, dezimieren sie jedoch in der Konsequenz reale Ersparnisse und verringern somit das langfristige Wachstumspotential einer Wirtschaft. Die Rezession oder Depression, die dem Platzen einer Kreditblase unweigerlich folgt, wird vielmehr durch schlecht durchdachte Investitionen verursacht, die während der Bubble-Phase getätigt wurden - aber nicht durch das Platzen der Bubble an sich. Betrachten Sie es doch einmal aus dieser Perspektive: Erst wenn eine Bubble platzt und der Nachschub an neuem Kredit gedrosselt wird, rücken die schrecklichen Fehler ins Licht, die während der Bubble begangen wurden.

Während der gigantischen Kredit-Bubble, die 2007 endete, beging der Bankensektor im Vergleich die größeren Investitionsfehler und hatte demzufolge auch enorme Löcher in den sektorübergreifenden Bilanzen zu verzeichnen. Einige der größten US-Banken hätten untergehen sollen - was schließlich auch dazu geführt hätte, dass Bankenaktionäre all ihr Geld verloren hätten und die Halter von Bankenanleihen den größten Teil ihres Geldes. Es hätte jedoch NICHT dazu geführt, dass die Sparer auch nur einen Teil ihres Geldes auf den Bankkonten verloren hätten und auch nicht zum Ende des traditionellen Bankengeschäfts (die Annahme von Ersparnissen und die Vergabe von Krediten). Leider ging die Regierung davon aus, die Banken seien "too big to fail" gewesen und sie besorgten hunderte Milliarden Dollar, die der Restwirtschaft weggesaugt wurden, um damit den Zusammenbruch der Großbanken abzuwenden. Merke: Die Banken waren eigentlich nicht "too big to fail". Sie hätten scheitern sollen - und die US-Wirtschaft wäre heute in viel besserer Verfassung.

Um wieder darauf zurückzukommen: Die Banken haben ihren Anteil am Entstehen dieses Fiaskos, aber ihnen kommt dabei eine unterstützende Rolle zu. In den Hauptrollen waren die Regierung und die Fed. Jetzt haben wir jedoch die aberwitzige Situation, dass die politischen Entscheidungsträger in den USA Gesetze verabschieden, mit denen sie sich selbst größere Machtbefugnisse zugestehen und mit denen die Aktivitäten der Banken ein wenig behindert werden - und all das mit dem offiziellen Ziel, die Risiken einer erneuten Finanzkrise verringern zu wollen und die Banken davon abzuhalten "too big to fail" zu werden. Würden sie es wirklich erst mit der Verringerung des Risikos einer erneuten Finanzkrise meinen, dann müssten sie ein Gesetz verabschieden, das die Fed geschafft und die staatlichen Aktivitäten sehr deutlich beschränkt.

Die Attacken auf die Banken waren vollkommen vorhersehbar. Geschichtlich betrachtet, folgten dem Ende gewaltiger Kredit-Bubbles immer Perioden gegenseitiger Schuldzuweisungen - Zeiten, in denen Politiker nach Schuldigen Ausschau hielten, um sich nicht selbst die Schuld geben zu müssen. Aktuell ist der Bankensektor dahingehend das logischste Ziel, denn es ist mehr als offensichtlich, dass die Großbanken über die letzten 18 Monate hinweg satt zu Ungunsten der Steuerzahler profitiert haben. Aber ist es nicht komisch, dass es sich bei jenen, die jetzt ihre strafenden Finger selbstgerecht auf die Banken richten, genau um dieselben handelt, die diesen riesenhaften Vermögenstransfer, von den Steuerzahlern zu den Banken, selbst arrangiert und abgesegnet hatten?


© Steve Saville
www.speculative-investor.com



Zurzeit bieten wir keine kostenlosen Probeabos an, aber Gratisbeispiele unserer Arbeit (Auszüge aus unseren regelmäßig erscheinenden Kommentaren) können Sie unter www.speculative-investor.com/new/freesamples.html abrufen.

[i]Dieser Artikel wurde am 24. Mai 2010 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.




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