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Die Dominosteine fallen

07.06.2010  |  Robert Rethfeld
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Aus der Südost-Richtung kamen sowohl in der Bankenkrise 1931 als auch in der Welt-Wirtschaftskrise von 1873 entscheidende Negativ-Impulse. Am 9. Mai 1873 kam es zum sogenannten "Wiener Börsenkrach", denen vier Tage später (am 13. Mai) ein Crash an der damaligen deutschen Leitbörse (Berlin) folgte. Im Gefolge kam es zu zahlreichen Banken-Pleiten. Auch im Jahr 1931 spielte der Monat Mai den Schicksalsmonat: Am 11. Mai 1931 musste die "Österreichische Credit-Anstalt für Handel und Gewerbe" - damals die größte Bank Österreichs - ihre Zahlungen einstellen. Diese Pleite erschütterte das Vertrauen in Großbanken. Am 13. Juli 1931 musste die Darmstädter und Nationalbank, eine der vier deutschen Großbanken, ebenfalls ihre Zahlungen einstellen (mehr Börsengeschichte unter www.zeitenwende.ch).

Im Jahr 1989 rollte die Ausreisewelle der DDR-Bürger aus Ungarn auf Österreich zu. Die Durchtrennung des Stacheldrahts an der österreichisch-ungarischen Grenze war ein Wegbereiter für die Wiedervereinigung Deutschlands. Die Dominosteine fielen, Deutschland feierte. 21 Jahre später fallen die Dominosteine erneut. Der ungarische Stein ist gefallen, der österreichische droht umzukippen und droht auch den deutschen Stein in Mitleidenschaft zu ziehen. Die Dominosteine fallen, Deutschland zittert. Ausgleichende Gerechtigkeit?

Auch wenn Staaten wie Frankreich versuchen, sich als Krisengewinnler zu positionieren: In der hochbrisanten aktuellen Situation ist dies ein Spiel mit dem Feuer. Fiele Deutschland, fiele auch Frankreich. Politisches Geschachere ist fehl am Platz. Vielmehr sollte Europa als Einheit auftreten und den Angelsachsen Paroli bieten. Die USA, Großbritannien und Japan sind deutlich anfälliger für steigende Zinsen als beispielsweise Kerneuropa. Es sind auch diejenigen Staaten, die unter einem Zusammenbruch der Finanzwirtschaft am stärksten leiden würden: Die USA und Großbritannien haben ihre industrielle Basis verloren. Ohne den Finanzdistrikt der Londoner City (über den fast 25 Prozent aller internationalen Finanztransaktionen laufen) wäre das BIP Großbritanniens deutlich geringer.

Europa sollte jetzt geschlossen auftreten und sich nicht von den Angelsachsen auseinander dividieren lassen. Dann hat Europa eine große Chance, zu einem späteren Zeitpunkt in dieser Dekade an einem breiten weltwirtschaftlichen Aufschwung zu partizipieren. Auch wenn es derzeit nicht danach aussieht: Der US-Dollar dürfte nach der Phase der Neuordnung als Weltreservewährung ausgedient haben. Der chinesische Yuan dürfte den US-Dollar als Leitwährung ersetzen. Der Euro könnte - genau wie jetzt auch - als "zweite Geige" fungieren. Deutschland dürfte das Land sein, das - dank starker Realwirtschaft - vom nächsten echten Weltwirtschaftsaufschwung profitieren wird. Der Traum der französischen Eliten, in Europa die Führungsrolle zu übernehmen, dürfte in dem Moment ausgeträumt sein, in dem die Wirtschaft wieder weitgehend unabhängig von der Politik agieren darf.

Verfolgen Sie das Geschehen an den Finanzmärkten in unserer handelstäglich erscheinenden Frühausgabe.


© Robert Rethfeld
www.wellenreiter-invest.de



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