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Erfolgreich spekulieren: Interview mit Doug Casey (Teil II)

07.05.2012  |  The Gold Report
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The Gold Report: Wir hatten es eben schon erwähnt, im Grunde sind Papierwährungen ein Wert-Substitut. Energie oder auch Gold haben hingegen intrinsischen Wert. Sie sind immer gefragt. In der Vergangenheit hatten Sie sich immer wieder optimistisch bezüglich Uran, Erdgas und Öl geäußert. Wie lautet Ihre Prognose: Werden Energieträger wertvoller, wenn das Vertrauen in den Dollar weiter sinkt?

Doug Casey: Auf jeden Fall. Ich bin sehr optimistisch, was Öl angeht. Die Welt funktioniert heute mit fossilen Brennstoffen, weil sie die idealen Quellen hochkonzentrierter Energie sind. Aber leider wurden die leicht abbaubaren und damit billigen fossilen Brennstoffquellen praktisch schon gefunden. Die tiefhängenden Früchte sind also schon weg. Und das will die Peak-Oil-Theorie ja auch sagen. Es sind noch große Mengen Öl vorhanden, es wird aber immer teurer, an sie heranzukommen. Wenn man heute Öl finden will, muss man sich in exotische Gebiete vorwagen - ohne Infrastruktur und mit großen politischen Problemen. Man muss sich viel tiefer in den Boden vorarbeiten, Tiefseeexploration betreiben, neue Technologien einsetzen und all das.

Als konzentrierte Energiequelle steht das Erdgas nach dem Erdöl an zweiter Stelle. Natürlich wurden überall auf der Welt große Erdgasressourcen durch die Entwicklung neuer Technologien - hier vor allem durch Horizontalbohrungen und neue Frac-Verfahren - verfügbar gemacht. Für das Auffinden und die Gewinnung braucht es aber gewaltige Kapitalmengen, und man ist zudem mit politischen Problemen konfrontiert.

Aber insgesamt betrachtet, bin ich optimistisch, was alle Energieformen angeht. Es sind genug Brennstoffe verfügbar. Es ist nur eine Frage der Höhe der Energiepreise, sie entscheidet, ob die Gewinnung wirtschaftlich wird.


The Gold Report: Wie investieren Sie also in diese noch verbleibenden Ressourcen?

Doug Casey: Man investiert in Unternehmen, die auf diesem Gebiet Exploration betreiben. Ein wichtiger Punkt, der mich so optimistisch in Bezug auf Erdöl stimmt, ist die Tatsache, dass der größte Teil des weltweit verfügbaren Öls - ca. 80% - nicht von BP Plc, Exxon Mobil Corp., Royal Dutch Shell Plc und derartigen Unternehmen besessen und produziert wird. Die Eigentümer und Produzenten sind meist nationale Ölgesellschaften, wie es sie in Mexiko, im Iran, in Saudi-Arabien und Venezuela gibt. Diese staatlichen Ölgesellschaften alle zusammen korrupt und ineffizient. Die Gewinne aus dem Ölverkäufen nutzen die Regierungen in der Regel als Sparschwein, nicht aber um einen Kapitalstock aufzubauen und mehr Öl zu finden. Wenn solche Staaten überhaupt private Ölexploration zulassen, wie z.B. im Irak, dann verlangen sie 80% bis 90% der potentiellen Ölprofite, was natürlich die Exploration und die Ausbeutung der Ressource unattraktiv macht. Die Probleme sind meist nur politischer Natur, es sind dennoch große Probleme.


The Gold Report: Da wir gerade auf Energiepolitik zu sprechen kommen: Sehen Sie den Uransektor immer noch so positiv nach all den politischen Reaktionen auf die Kernschmelze in Fukushima?

Doug Casey: Ja. Meine Ansicht hat sich auch jetzt nicht geändert. Es steht außer Frage, dass die Nuklearenergie die mit Abstand sicherste, sauberste und billigste Form verfügbarer Massenenergiegewinnung ist. Fukushima überlebte problemlos eines der schwersten Erdbeben der Geschichte; leider wurde eine 14 Meter hohe Flutwelle, die gleich darauf folgte, nicht adäquat eingeplant. Zudem war die Technologie dieser Anlagen in Grunde schon 50 Jahre alt. Gäbe es keine politischen Hindernisse, würden wir heute schon eine enorm verbesserte Technologie verwenden. Aber es geht nicht nur um Uran. Thorium ist in vielerlei Hinsichten sogar ein viel besserer Brennstoff. Er wäre wohl auch schon längst anstelle von Uran als Brennstoff zum Einsatz gekommen, das Problem war nur, dass viele Regierungen dieser Welt Uran praktischer fanden für den Einsatz in Nuklearwaffen und für die Erzeugung von Atomenergie.

Nuklearenergie ist auf jeden Fall die Antwort, aber wie Sie schon sagten, hier gibt es wieder politische Probleme. Und das ist tatsächlich überall im Rohstoffsektor der Fall, hier spielen politische Entscheidungen eine Rolle. Wenn man eine gewaltige Ressource findet, gleich welcher Art, dann muss man sich auf Gerichtsprozesse, Widerstand der Art "Nicht vor meiner Haustür!" oder staatlichen Diebstahl gefasst machen. Das ist einer der Gründe, warum ich die Rohstoffindustrie nicht als den richtigen Ort für Investitionen betrachte. Sondern nur als Bereich, im dem man spekulieren kann.


The Gold Report: Was sollten nun aber langfristig orientierte Investoren tun, um ihr Vermögen zu schützen?

Doug Casey: Da die großen Probleme der heutigen Welt alle politischer Natur sind, ist es entscheidend, sich politisch und international zu diversifizieren. Man kann nicht alle seine Vermögensanlagen im Kontrollbereich einer Regierung oder eines Landes lassen. Und dann muss man natürlich auch noch den richtigen Bereich finden, wo man sein Geld innerhalb dieser Rahmenbedingungen anlegt.


The Gold Report: Und wie macht man das?

Doug Casey: Darüber könnte ich jetzt ein ganzes Buch schreiben.


The Gold Report: Oder eine Konferenz austragen? Sie haben ja für Ihr Treffen ein ziemlich beachtliches Kollegium aufgefahren.

Doug Casey: Ja, es ist eine beeindruckende Gruppe zusammengekommen. Aber die Konferenz ist im Grunde übergreifend ausgerichtet. Wir hatten ja schon erwähnt, dass die gewaltigen Geldmengen, die durch die führenden Staaten dieser Welt in den Wirtschaften freigesetzt wurden, sozusagen ein kleines Erholungsfeuer entzündet haben.

Wir werden darüber diskutieren, ob sich die Welt nun wirklich auf den Weg zu einer Erholung befindet oder ob man als Anleger vielleicht doch besser beraten ist, einen Plan B zu entwerfen und umzusetzen - und zwar vor dem Hintergrund, dass die extremen Verschuldungsstände, die für die Entstehung der aktuellen Krise ein solch entscheidender Faktor waren, nicht gesunken sind. Für mich ist das nur ein deutlicher Hinweis darauf, dass die sogenannte Erholung nicht nachhaltig ist und der Plan B in Betracht gezogen werden muss. Und ein Teil vom Plan ist die Bestimmung der optimalen Anlagestrategie an den Märkten der kommenden Jahre.

[…]


Selbstauskunft:

  • 1) Das Interview führte JT Long vom The Gold Report. Sie persönlich und/ oder ihre Familie besitzen keine Anteile an den im Interview genannten Unternehmen.
  • 2) Die folgenden im Interview erwähnten Unternehmen treten als Sponsoren des Gold Reports auf: Royal Dutch Shell Plc.
  • 3) Von Zeit zu Zeit können die Direktoren, Führungskräfte, Angestellte von Streetwise Reports LLC oder deren Familienmitglieder eine Long- oder Short-Position auf die erwähnten Wertpapiere halten und diese Wertpapiere am offenen Markt oder anderweitig kaufen oder verkaufen.


© JT Long
The Gold Report



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Dieser Artikel wurde am 20. April 2012 auf www.theaureport.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.




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