Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Interview mit Platin-Analyst René Hochreiter

08.06.2010  |  Redaktion
René Hochreiter ist ein Platin-Analyst vom Johannesburger Investmenthaus Allan Hochreiter (Pty) Ltd. Er besitzt Abschlüsse der University of the Witwatersrand in Geologie (1979) und Bergbau (1982). Nach seinem Studium war Herr Hochreiter für Unternehmen wie Rustenburg Platinum, Anderson Wilson & Partners, Standard Bank, Barnard Jacobs Mellet und BOE (später Nedbank) tätig. Im Jahr 2006 schloss er sich James Allan & Associates an, heute trägt das Unternehmen den Namen Allan Hochreiter. 2009 erhielt Herr Hochreiter von der London Bullion Market Association (LBMA) einen Preis für seine Vorhersage zum Platinpreis.


GoldSeite.de: Herr Hochreiter, derzeit blickt alle Welt auf Gold und Silber, doch was können Sie uns zur aktuellen Entwicklung von Platin und Palladium sagen?

René Hochreiter: Der Bedarf an Platin und Palladium ist sehr hoch. Die beiden Metalle sind am besten für die Behandlung der Abgase von Diesel- und Benzinmotoren geeignet. Wenn die weltweiten Autoverkäufe also in den nächsten Jahren wieder ansteigen, wird es bei diesen Metallen, aber vor allem bei Platin, zu einem Defizit kommen. Die Schmucknachfrage ist trotz der aktuellen finanziellen Probleme für Platin besonders stark, vor allem aus China. Platin ist weiterhin der beste Katalysator für chemische Reaktionen bei der Herstellung von Benzin und Düngemitteln, zudem kommt es verstärkt in Mobiltelefonen, kompakten elektronischen Speicherelementen und Medikamenten zur Bekämpfung von Krebserkrankungen zum Einsatz. All diese Sektoren haben günstige Zukunftsaussichten. Auch Palladium wird von diesen Marktsektoren positiv beeinflusst. Was die zukünftige Entwicklung betrifft, erwarte ich bei Platin ab 2011 bis mindestens 2015 ein Defizit, dies wird wiederum zu einem Preisanstieg von derzeit 1.600 USD je Unze auf 2.000 je Unze führen. Bei Palladium rechne ich mit einer ähnlichen Reaktion der Preise und da ich davon ausgehe, dass die oberirdischen Bestände erschöpft sind, sollten die Preise bis 2015 von derzeit 500 USD je Unze sehr stark ansteigen und deutlich über 1.000 USD je Unze liegen.


GoldSeite.de: Pro Jahr werden etwa 2 ½ Tausend Tonnen Gold produziert. Wie hoch liegen die Zahlen für Platin und Palladium?

René Hochreiter: Verglichen mit Gold ist die Produktion von Platin sehr gering. Im Jahr 2009 wurden 190 Tonnen produziert. Bei Palladium verhält es sich mit einer Produktion von 228 Tonnen im gleichen Jahr ähnlich.


GoldSeite.de: Wo befinden sich dir größten Lagerstätten und in welchem Verhältnis kommen Platin und Palladium vor?

René Hochreiter: Die größten Lagerstätten befinden sich in Südafrika. Etwa 95% der Platin-Ressourcen der Welt liegen in der geologischen Formation mit dem Namen Bushveld-Komplex. Die Fläche des Komplexes beträgt 300 km mal 200 km, er beherbergt zwei bedeutende platinhaltige Riffe und sieben weitere Riffe, die sich von der Oberfläche bis zu einer Tiefe von 3.000 Metern erstrecken. Bei 75% der Riffe beträgt das Pt:Pd-Verhältnis 2:1, bei 25% der Riffe liegt es bei 1:1. Weitere Ressourcen finden sich in Simbabwe, Russland und Kanada, verglichen mit dem gewaltigen Bushveld-Komplex sind sie jedoch sehr klein. Das Pt:Pd-Verhältnis beträgt dort im Durchschnitt 1:3.


GoldSeite.de: Wer sind die größten Förderer?

René Hochreiter: Die größten Produzenten von Platin und Palladium sind AngloPlatinum (77 Tonnen Platin im Jahr 2009) Implats (42 Tonnen Platin) und Lonmin (21 Tonnen Platin) - es handelt sich dabei ausschließlich um Südafrika-Produzenten - und Norilsk (24 Tonnen Platin) in Russland.


GoldSeite.de: Welche Rolle spielt das Recycling von Altmaterial? Wie hoch ist der Anteil bei der Gesamtproduktion?

René Hochreiter: Das Recycling von Altmaterial spielt eine bedeutende Rolle. Im vergangenen Jahr wurden 45 Tonnen Platin und nahezu die gleiche Menge Palladium durch Recycling gewonnen.


GoldSeite.de: Besteht derzeit ein Überschuss oder ein Defizit bei den beiden Metallen?

René Hochreiter: Im vergangenen Jahr (2009) gab es bei Platin einen Überschuss von 9 Tonnen. In den letzten 15 Jahren kam es nur in drei Jahren zu einem Überschuss. Das heißt, es gab ein permanenten Mangel an Platin, der in den 1990er Jahren noch durch den Verkauf russischer Lagerbestände gedeckt worden war. Diese russischen Bestände waren allerdings bereits vor 10 Jahren erschöpft. Im Jahr 2010 wird es bei Platin voraussichtlich ein Defizit von 15 Tonnen geben.

Aufgrund von Verkäufen russischer Lagerbestände hat es bei Palladium während der letzten Jahre einen Überschuss gegeben. Diese Bestände sind mittlerweile allerdings erschöpft und aus diesem Grund gehe ich davon aus, dass der Palladiumpreis stark ansteigen wird wenn es 2010 ein Defizit gibt.





Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"