Indien: Doch nicht Totengräber der Goldhausse
Doch die indischen Händler reagierten mit Protest: Ende März haben indischen Medienberichten zufolge 90 Prozent der rund 300.000 Gold- und Schmuckhändler gestreikt, um gegen die neuen Pläne zu protestieren. Die Nachfrage in Indien ist von 300 Tonnen im ersten Quartal 2011 nach Angaben der Bombay Bullion Association auf 125 bis 150 Tonnen eingebrochen.
Die Schmuckhersteller haben inzwischen wieder damit begonnen, ihre Lagerbestände aufzubauen. Die Bombay Bullion Association hat bekannt gegeben, dass alle Läden wieder geöffnet werden und die Nachfrage nach Gold wieder anziehen solle. Dass der Markt für Gold in Indien ausgerechnet Ende April wieder angezogen ist, hat aber auch traditionelle Gründe: Der Hindu-Feiertag Akshaya Tritiya fiel in diesem Jahr auf den 24. April, zudem beginnt die Hochzeitssaison - und da darf Gold auch 2012 in Indien nicht fehlen. Die Eltern müssen ihre Töchter standesgemäß mit Goldschmuck ausstatten. Ziel ist hier die finanzielle Unabhängigkeit in Krisenzeiten.
China ist Import-Weltmeister beim Gold
Langfristig orientiere Anleger dürften die Nachrichten aus Indien ohnehin ohne große Sorge zur Kenntnis genommen haben. Sie ignorieren Kursrückgänge einfach oder nutzen diese zum Ausbau ihrer Bestände. Zudem haben die meisten Anleger einen Preistreiber noch gar nicht im Blick, der eigentlich nicht zu übersehen ist: China hat nach Prognosen der Commerzbank die traditionelle Gold-Nation Indien als Import-Weltmeister abgelöst. Die Rohstoff-Experten der Commerzbank schätzen, dass die niedrigere indische Nachfrage durch das stetig wachsende Streben der Volksrepublik nach goldenen Werten ausgeglichen werden könnte. Laut World Gold Council hat China in den ersten drei Monaten des Jahres 2012 insgesamt 190,9 Tonnen für die Bereiche Schmuck und Investment nachgefragt, im Jahresvergleich stieg die chinesische Goldnachfrage um 20 Prozent.
Das meiste Gold dürfte sich allerdings in China nicht in Ketten- und Ringform wiederfinden, sondern in den Tresoren der chinesischen Zentralbank. China soll derzeit etwa 1,6 Prozent ihrer Währungsreserven in Gold halten - ein sensationell niedriger Wert im internationalen Vergleich, denn die US-Notenbank hält beispielsweise um die 76 Prozent ihrer Devisenreserven in Gold, bei der Bundesbank sind es 74 Prozent. Dagegen dürften die chinesischen Dollar-Reserven, die bis zu zwei Billionen US-Dollar betragen sollen, zunehmend zur Gefahr für die chinesische Wirtschaft werden. Um sich gegen mögliche Turbulenzen beim Dollarkurs zu schützen, müssen die Chinesen also noch mehr grüne Geldscheine gegen gelbe Klötze umtauschen.
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