Diese Versprechen müssen gebrochen werden
19.06.2010 | Steve Saville
Was folgt, ist ein Auszug aus einem Kommentar, der am 13. Juni 2010 auf www.speculative-investor.com veröffentlicht wurde..
Viele Regierungen, so auch die der USA, Japans und der meisten Euro-Länder, haben extrem kostspielige Versprechen abgegeben, um ihren Staatbürgern Vorzüge und Ansprüche zu verschaffen und um die Gläubiger auszuzahlen. Diese Versprechen müssen gebrochen werden - erstens, weil sie nicht gehalten werden können, und zweitens, weil sie nicht gehalten werden sollten.
Jedem, der über Grundkenntnisse in Bereich Finanzen verfügt, müsste völlig klar sein, dass diese Versprechen nicht gehalten werden können. Die Regierung von Japan hat zum Beispiel Verpflichtungen gegenüber Anleihehaltern angehäuft, die jetzt schon das Doppelte des jährlichen Bruttosozialproduktes (BIP) des Landes ausmachen. Doch neben dieser ohnhin schon existierenden Verschuldung besteht zudem noch eine (uns) unbekannte - aber zweifellos sehr große - Menge "unfundierter" (außerbilanzieller) Verpflichtungen, welche mit den verschiedenen Sozialprogrammen (zum Beispiel Sozialversicherung) in Verbindung stehen.
Nehmen wir ein anderes Beispiel: Innerhalb der kommenden 12 Monate werden die staatlichen Verpflichtungen der USA gegenüber Anleihehaltern 100% des BIP überschreiten. Wenn man jedoch die "unfundierten" Verpflichtungen hinzurechnet, zeigt sich, dass der aktuelle Gesamtwert aller staatlichen Zahlungs- und Rückzahlungsversprechen der USA schon jetzt bei mehr als dem Fünffachen des BIP liegt. Werfen wir einen Blick auf andere Bespiele: Die verschuldungsbedingt missliche Lage der PIIGS-Staaten ist weithin bekannt, weniger bekannt ist jedoch die Tatsache, dass die staatlichen Gesamtverpflichtungen Frankreichs aber auch Deutschlands (bilanzielle wie außerbilanzielle) bei mehr als dem Vierfachen der jeweiligen BIP liegen. Wie kann also behauptet werden, diese Verpflichtungen könnten jemals gedeckt und beglichen werden?
Es geht ja nicht um das Behaupten allein - es geht darum, dass solche Behauptungen gefährlich sind. Sie sind deswegen gefährlich: Um die Illusion von Solvenz aufrechtzuerhalten, ist an anderer Stelle Diebstahl notwendig, und das in immer größerem Umfang - entweder direkt über höhere Besteuerung oder indirekt über mehr Inflation. Ein typisches Beispiel dafür ist der von führenden Politikern Europas zusammengestellte Plan, mit dem bewirkt werden soll, dass die griechische Regierung nicht einen Sofortausfall ihrer Schulden vermelden muss. In diesem Plan geht es um Steuererhöhungen in Griechenland, den Transfer der staatlichen Verpflichtungen Griechenlands von den Anleihehaltern zu anderen Staaten sowie um Schuldenmonetisierung (Inflation) durch die EZB - die Gesamtschuldenlast wird dabei jedoch nicht angetastet. Somit werden hier Ressourcen verschwendet, Ersparnisse konfisziert und Wirtschaftwachstum geschmälert - all das nur mit dem Ziel, den "Tag der Abrechnung" hinauszuzögern.
Ein weiteres treffendes Beispiel dafür ist die Behauptung des berühmten Ökonomen (Joseph Stiglitz) dahingehend, dass die großen und schnell wachsenden Schuldenlasten der US-Bundesregierung nicht zu einem Schuldausfall führen werden, da die Regierung die Möglichkeit besitzt, sich alle gewünschten Geldmengen zu drucken. Es ist zwar richtig, dass die US-Regierung auf die Druckerpresse zurückgreifen kann (mit Hilfe der Fed), allerdings ist hierbei auch Folgendes unbedingt zu beachten: Versucht die US-Regierung, monetäre Inflation zu benutzen, um damit den Großteil der Verbindlichkeiten zu decken, so versucht sie dabei nichts anderes, als Vermögen in Höhe von zweistelligen Billionen-$-Beträgen klammheimlich von den produktivsten Wirtschaftsteilen zu den Anleihehaltern und den Empfängern von staatlichen Leistungen zu transferieren. Die Art und Weise wie auch der Umfang dieses Vermögenstransfers würde den Dollar zerstören und die Wirtschaft verwüsten - und alles nur, um eine Illusion aufrechtzuerhalten.
Es wird behauptet, durch einen direkten Schuldausfall eines Staates, bliebe den zukünftigen Regierungen der Zugang zum Schuldenmarkt verschlossen. Das stimmt. Aber die positiven Seiten wären gewaltig und es handelt sich dabei nicht wirklich um einen Nachteil. Die Welt wäre ein viel besserer Ort, hätten die Regierungen keinen Zugang zum Schuldenmarkt. Die Wahrscheinlichkeit von Kriegen wäre viel geringer, um nur ein Beispiel zu nennen.
Auch Folgendes Argument wird angeführt: Die staatlichen Versprechen müssen irgendwie "wieder gutgemacht" werden, den so viele Menschen sind von diesen Versprechen abhängig. Genauergesagt haben viele Menschen ihr ganzes Arbeitsleben über Steuern und Sozialversicherungsbeiträge eingezahlt, in der Annahme, der Staat würde zum Beispiel nach Rentenantritt für bestimmte Zahlungen und Beihilfen aufkommen. Bei diesem Argument gibt es zwei Probleme. Erstens (wie schon oben erklärt) ist es nicht möglich, diese Versprechen einzulösen. Diese Versprechen werden letztendlich gebrochen werden müssen, die Frage ist nur, wie viel Schaden in der Zwischenzeit - bis zum Ausfall - noch angerichtet wird. Zweitens rückt man Falsches nicht richtig, indem man erneut falsch handelt. Womit genauergesagt Folgendes gemeint ist: Auch wenn es sicherlich falsch war, Versprechen zu machen, die nie zu halten waren, so lässt sich das aber nicht dadurch korrigieren, dann man den Sparern und derzeitigen Steuerzahlern noch mehr Geld aus der Tasche zieht.
Die Regierungen einiger Staaten scheinen jetzt nach und nach dahinter zu kommen, dass ihre Schuldensituation unhaltbar ist; in Antwort darauf setzen sie jetzt "Austeritätsprogramme" durch. Auch wenn mit solchen Maßnahmen verhindert werden könnte, dass die Schuldenprobleme auf kurze Sicht noch weiter anwachsen, so treffen sie jedoch den eigentlichen Punkt nicht: Die aktuellen Schuldstände sind ohnehin schon so hoch, dass Zahlungsausfall oder größere Umschuldungsmaßnahmen unerlässlich und unabwendbar sind.
Unterm Strich lässt sich also Folgendes sagen: Staatliche Versprechen werden gebrochen werden müssen und sollten gebrochen werden - je früher desto besser.
© Steve Saville
www.speculative-investor.com
Regelmäßige Finanzmarktprognosen und -analysen stehen auf unserer Webseite zur Verfügung. www.speculative-investor.com
Zurzeit bieten wir keine kostenlosen Probeabos an, aber Gratisbeispiele unserer Arbeit (Auszüge aus unseren regelmäßig erscheinenden Kommentaren) können Sie unter www.speculative-investor.com/new/freesamples.html abrufen.
Dieser Artikel wurde am 14. Juni 2010 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.
Viele Regierungen, so auch die der USA, Japans und der meisten Euro-Länder, haben extrem kostspielige Versprechen abgegeben, um ihren Staatbürgern Vorzüge und Ansprüche zu verschaffen und um die Gläubiger auszuzahlen. Diese Versprechen müssen gebrochen werden - erstens, weil sie nicht gehalten werden können, und zweitens, weil sie nicht gehalten werden sollten.
Jedem, der über Grundkenntnisse in Bereich Finanzen verfügt, müsste völlig klar sein, dass diese Versprechen nicht gehalten werden können. Die Regierung von Japan hat zum Beispiel Verpflichtungen gegenüber Anleihehaltern angehäuft, die jetzt schon das Doppelte des jährlichen Bruttosozialproduktes (BIP) des Landes ausmachen. Doch neben dieser ohnhin schon existierenden Verschuldung besteht zudem noch eine (uns) unbekannte - aber zweifellos sehr große - Menge "unfundierter" (außerbilanzieller) Verpflichtungen, welche mit den verschiedenen Sozialprogrammen (zum Beispiel Sozialversicherung) in Verbindung stehen.
Nehmen wir ein anderes Beispiel: Innerhalb der kommenden 12 Monate werden die staatlichen Verpflichtungen der USA gegenüber Anleihehaltern 100% des BIP überschreiten. Wenn man jedoch die "unfundierten" Verpflichtungen hinzurechnet, zeigt sich, dass der aktuelle Gesamtwert aller staatlichen Zahlungs- und Rückzahlungsversprechen der USA schon jetzt bei mehr als dem Fünffachen des BIP liegt. Werfen wir einen Blick auf andere Bespiele: Die verschuldungsbedingt missliche Lage der PIIGS-Staaten ist weithin bekannt, weniger bekannt ist jedoch die Tatsache, dass die staatlichen Gesamtverpflichtungen Frankreichs aber auch Deutschlands (bilanzielle wie außerbilanzielle) bei mehr als dem Vierfachen der jeweiligen BIP liegen. Wie kann also behauptet werden, diese Verpflichtungen könnten jemals gedeckt und beglichen werden?
Es geht ja nicht um das Behaupten allein - es geht darum, dass solche Behauptungen gefährlich sind. Sie sind deswegen gefährlich: Um die Illusion von Solvenz aufrechtzuerhalten, ist an anderer Stelle Diebstahl notwendig, und das in immer größerem Umfang - entweder direkt über höhere Besteuerung oder indirekt über mehr Inflation. Ein typisches Beispiel dafür ist der von führenden Politikern Europas zusammengestellte Plan, mit dem bewirkt werden soll, dass die griechische Regierung nicht einen Sofortausfall ihrer Schulden vermelden muss. In diesem Plan geht es um Steuererhöhungen in Griechenland, den Transfer der staatlichen Verpflichtungen Griechenlands von den Anleihehaltern zu anderen Staaten sowie um Schuldenmonetisierung (Inflation) durch die EZB - die Gesamtschuldenlast wird dabei jedoch nicht angetastet. Somit werden hier Ressourcen verschwendet, Ersparnisse konfisziert und Wirtschaftwachstum geschmälert - all das nur mit dem Ziel, den "Tag der Abrechnung" hinauszuzögern.
Ein weiteres treffendes Beispiel dafür ist die Behauptung des berühmten Ökonomen (Joseph Stiglitz) dahingehend, dass die großen und schnell wachsenden Schuldenlasten der US-Bundesregierung nicht zu einem Schuldausfall führen werden, da die Regierung die Möglichkeit besitzt, sich alle gewünschten Geldmengen zu drucken. Es ist zwar richtig, dass die US-Regierung auf die Druckerpresse zurückgreifen kann (mit Hilfe der Fed), allerdings ist hierbei auch Folgendes unbedingt zu beachten: Versucht die US-Regierung, monetäre Inflation zu benutzen, um damit den Großteil der Verbindlichkeiten zu decken, so versucht sie dabei nichts anderes, als Vermögen in Höhe von zweistelligen Billionen-$-Beträgen klammheimlich von den produktivsten Wirtschaftsteilen zu den Anleihehaltern und den Empfängern von staatlichen Leistungen zu transferieren. Die Art und Weise wie auch der Umfang dieses Vermögenstransfers würde den Dollar zerstören und die Wirtschaft verwüsten - und alles nur, um eine Illusion aufrechtzuerhalten.
Es wird behauptet, durch einen direkten Schuldausfall eines Staates, bliebe den zukünftigen Regierungen der Zugang zum Schuldenmarkt verschlossen. Das stimmt. Aber die positiven Seiten wären gewaltig und es handelt sich dabei nicht wirklich um einen Nachteil. Die Welt wäre ein viel besserer Ort, hätten die Regierungen keinen Zugang zum Schuldenmarkt. Die Wahrscheinlichkeit von Kriegen wäre viel geringer, um nur ein Beispiel zu nennen.
Auch Folgendes Argument wird angeführt: Die staatlichen Versprechen müssen irgendwie "wieder gutgemacht" werden, den so viele Menschen sind von diesen Versprechen abhängig. Genauergesagt haben viele Menschen ihr ganzes Arbeitsleben über Steuern und Sozialversicherungsbeiträge eingezahlt, in der Annahme, der Staat würde zum Beispiel nach Rentenantritt für bestimmte Zahlungen und Beihilfen aufkommen. Bei diesem Argument gibt es zwei Probleme. Erstens (wie schon oben erklärt) ist es nicht möglich, diese Versprechen einzulösen. Diese Versprechen werden letztendlich gebrochen werden müssen, die Frage ist nur, wie viel Schaden in der Zwischenzeit - bis zum Ausfall - noch angerichtet wird. Zweitens rückt man Falsches nicht richtig, indem man erneut falsch handelt. Womit genauergesagt Folgendes gemeint ist: Auch wenn es sicherlich falsch war, Versprechen zu machen, die nie zu halten waren, so lässt sich das aber nicht dadurch korrigieren, dann man den Sparern und derzeitigen Steuerzahlern noch mehr Geld aus der Tasche zieht.
Die Regierungen einiger Staaten scheinen jetzt nach und nach dahinter zu kommen, dass ihre Schuldensituation unhaltbar ist; in Antwort darauf setzen sie jetzt "Austeritätsprogramme" durch. Auch wenn mit solchen Maßnahmen verhindert werden könnte, dass die Schuldenprobleme auf kurze Sicht noch weiter anwachsen, so treffen sie jedoch den eigentlichen Punkt nicht: Die aktuellen Schuldstände sind ohnehin schon so hoch, dass Zahlungsausfall oder größere Umschuldungsmaßnahmen unerlässlich und unabwendbar sind.
Unterm Strich lässt sich also Folgendes sagen: Staatliche Versprechen werden gebrochen werden müssen und sollten gebrochen werden - je früher desto besser.
© Steve Saville
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Dieser Artikel wurde am 14. Juni 2010 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.