Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Interview mit Thorsten Schulte: "Keine Spur von Deflation!"

29.06.2010  |  Rohstoff-Spiegel
Der Silberjunge ist der bekannte Finanzexperte Thorsten Schulte aus Deutschland, der über langjährige Erfahrung im Bankwesen verfügt. Thorsten Schulte war von 1999 bis Mitte 2008 im Investmentbanking tätig, wobei er sich eine besondere Kompetenz im Bereich der Edelmetalle erworben hat. U.a. wirkte er als Vice President im Frankfurter Handel der Deutschen Bank sowie als stellvertretender Abteilungsdirektor der Deutschen-Zentral Genossenschaftsbank. Bei der DZ Bank hat er die allerersten Rohstoffinvestments deutscher Volksbanken initiiert und das Gold- und Silberthema seit 2003 besetzt.

Seit Jahren rät er mit Entschiedenheit zu Gold- und Silberinvestments. Er weiß aus eigener Erfahrung, dass immer mehr Bankvorstände die Systemfrage stellen und sich mit Edelmetallen absichern wollen gegen die kommenden Unbilden unseres US-zentrischen Weltfinanzsystems. Kontakte bestehen zu Rohstoffspezialisten, Edelmetallhändlern, Mitarbeitern in Ministerien, EZB, Volkswirten, Investmentbankern und natürlich zu einer Vielzahl von Journalisten. Er hat ein dichtes Informationsnetz gespannt, welches er zum Vorteil seiner Leser nutzt.

Er investiert in Silber seit 2002 und nutzt konsequent jede Marktschwäche zum weiteren Positionsaufbau. Erst wenn ihm die Taxifahrer, Sportfreunde etc. den todsicheren Tipp eines Edelmetallinvestments geben sollten, wird er Vorsicht walten lassen. Aber bis dahin ist es noch ein sehr, sehr weiter Weg. Mehr Informationen zu seinem Börsenbrief "Der Silberjunge" sowie der neu erschienen Sonderstudie "Silber - ein einzigartiges Investment" finden Sie auf www.silberjunge.de.



Rohstoff-Spiegel: Sie prophezeien Ihren Lesern für die nächsten Jahre eine große Inflationswelle. Im Mai betrug die Teuerungsrate in Deutschland im Jahresvergleich gerad einmal 1,2%, das liegt sogar unter dem Zielbereich der EZB. Muss man sich angesichts dessen nicht eher vor Deflation fürchten?

Thorsten Schulte: Nicht nur in den USA, sondern inzwischen auch in Deutschland wird die Inflation durch die Berücksichtigung von Qualitätsverbesserungen etc. künstlich niedrig ausgewiesen. Was Handwerksleistungen, Abendessen und vieles mehr anbetrifft, kann ich in meinem persönlichen Umfeld keine Deflation feststellen. Die Preise steigen doch insgesamt. Im Übrigen liegen die deutschen Importpreise im April 7,9% und die Großhandelspreise im Mai um 6,2 % über dem Vorjahr.

Nur bei einer ungeheuren Aufwertung des Euros gegenüber unseren Haupthandelspartnern kann ich mir einen Deflationsschock vorstellen. Japans Deflation wurde maßgeblich dadurch möglich, dass die japanische Währung enorm aufwertete. So kostete ein US-Dollar am 15. Februar 1985 262,8 Yen und am 21. April 1995 waren es nur noch 79,75 Yen. Der Euro hat gerade mit dem genauen Gegenteil zu kämpfen. Allerdings sind die Probleme der USA doch wesentlich größer als die der Euro-Zone. Wir sollten die Entwicklung aufmerksam verfolgen.


Rohstoff-Spiegel: 76 Prozent der Deutschen sehen die Gefahr einer steigenden Inflation, trotzdem warnte der Chef des DIW erst kürzlich vor Inflationssorgen. Viele Ökonomen erwarten erst ab 2012 einen drastischen Anstieg der Inflation und rechnen davor mit rückläufiger Teuerung, viele rechnen sogar mit einem Rückfall in die Rezession. Was spricht Ihrer Meinung nach gegen dieses oft vorgebrachte Szenario?

Thorsten Schulte: Sie sprechen mit jemandem, der im Juli 2008 nahezu allein auf breiter Flur vor Deflation warnte und in einem Edelmetallbrief zum Kauf deutscher Staatsanleihen aufrief. Im Juli 2008 titelte die "Bild-Zeitung": "Der Inflationsschock". Viele meiner Leser waren darüber damals gar nicht erbaut. Aber im 1. Halbjahr 2008 zeigten mir die globalen Einkaufsmanagerindizes und die Frühindikatoren wie das Geschäftsklima der chemischen Industrie an, dass höchste Gefahr für die Weltkonjunktur in Verzug war.

Heute stehen die Indikatoren, die mich damals warnten, auf grün. Nehmen wir zum Beispiel den OECD-Frühindikator für die 29 OECD Staaten sowie für die 6 BRIIC-Länder (Brasilen, Russland, Indien, Indonesien und China), der 80% der Weltwirtschaft abdeckt. Wenn dieser Index unter 100 fällt, spricht dies für einen Abschwung der Weltökonomie. Interessanterweise fiel er im Juni 2008, also weit vor Lehman, erstmals wieder unter 100. Heute liegt er mit 103,37 so hoch wie nie zuvor.

Ich gehe zwar davon aus, dass die Bäume hier nun nicht in den Himmel wachsen werden, dennoch warne ich vor "Baissespekulationen" an den Rohstoffmärkten. Erst wenn der Index die 100 reißt, sollten Rohstoffinvestoren höchste Vorsicht walten lassen. Bei den Edelmetallen ist in der Regel erst in der Schlussphase der Rohstoffhausse mit größten Anstiegen zu rechnen. Wer auf die Deflationsbefürworter in den letzten Quartalen hörte, hat Geld verloren. Ich warne davor, einem Systemvertreter wie Nouriel Roubini zu vertrauen, der für die kommenden drei Jahre in den USA, Euroland und Japan Deflation sieht. Mich wundert dabei die Selbstsicherheit dieser "Experten".

Open in new window
Frühindikator OECD + BRIIC (rot), Silber (grau), Kupfer (blau) und Rohöl (schwarz)
Quelle: Bloomberg, Silberjunge




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"