Sommer-Rally? Hedgefonds bewerten Goldpotential neu
24.05.2012 | Clif Droke
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Als es letzten Sommer zu einer ganzen Serie von Margin-Erhöhungen kam, gehörten die Hedgefonds-Trader zu den großen Gold-Verkäufern. Viele Hedgefonds arbeiten mit Systemen, die dem Marktmomentum strikt folgen. Die Margin-Erhöhungen schreckten nun die Manager der Hedgefonds davon ab, das starke Long-Engagement beim Gold weiter aufrechtzuerhalten. Wenn die großen Marktakteure ihre Positionen nicht mehr kräftig hebeln können, suchen sie sich in der Regel einen anderen Ort für den Nervenkitzel. Aber auch die jüngst so dominanten Ängste bezüglich Griechenland und dessen möglichen Rückzug aus der Eurozone konnten Gold nicht auf die Sprünge helfen - und dieser Umstand führte zu einer Neueinschätzung der Funktion des Goldes als monetärer Fluchthafen. Im Verlauf der jüngsten Angstwelle hinsichtlich der Eurozone geriet auch Gold unter Druck, denn besorgte Investoren liquidierten Aktien- und Rohstoffpositionen und entschieden sich massiv für den Dollar als Sicheren Hafen, und nicht für Gold.
Dennoch gibt es jetzt Grund zur Annahme, dass Investoren wie auch Hedgefonds wieder anfangen, das mittelfristige Gold-Potential in einem freundlicheren Licht zu betrachten. Die Vorabentscheidung für Gold zeigte sich erstmals in der Woche von 14.-18. Mai, als der S&P 500 (SPX) plötzlich einsackte und an jedem Tag der letzten Woche mit Verlusten aus dem Handel ging. Gleichzeitig zeigten Gold und der iShares Gold Trust (IAU) zum ersten Mal in diesem Jahr relative Stärke gegenüber dem SPX. Und das ist deshalb erwähnenswert:
Die unten gezeigte Kurve der relativen Stärke bestätigte nicht mehr die Serie sinkender Tiefs, wie sie sich noch in diesen Monat beim Gold und im IAU gezeigt hatte, zugleich markierte die Kurve der relativen Stärke auch noch ein höheres Hoch, das über der April-Spitze liegt. Das allein stellt zwar noch kein Kaufsignal für Gold dar, es kann dennoch als "Aufmunterung" dienen, die zeigt, dass die relative Stärke wieder nach und nach zum Gold zurückkehrt. Dieser Indikator wird zudem aufmerksam von den Hedgefonds-Tradern beobachtet. Und man kann sich mehr als sicher sein, dass ihnen diese Entwicklung nicht entgangen ist.
Ein weiterer positiv zu deutender Faktor für Gold, der sich ab Juni auswirken sollte, sind die Verbesserungen im 10-Monate-Preisoszillator für Gold. Dieser Indikator misst die Rate of Change des Goldkurses, wobei die Goldkurse zu Monatsende jeweils mit den 10 Monate zuvor festgestellten Schlusskursen verglichen werden. Über die Jahre hinweg hat uns dieser Indikator verlässliche Kauf- und Verkaufssignale aus längerfristiger Perspektive gegeben (für kurzzeitige Betrachtungszeiträume hat dieser Indikator jedoch nur wenig Nutzen). Und so sah der Indikator nach seiner letzten Aktualisierung vom 30.April aus.
Wir hatten uns diesen Indikator vor einigen Wochen schon einmal angeschaut. Damals kamen wir zu dem Schluss, dass dieser wichtige langfristige Indikator darauf hindeute, dass Gold immer noch "überkauft" sei und weiter korrigieren müsse. Wie die Rate of Change dieses Indikators aber jetzt ganz deutlich zeigt, können wir ab Anfang Juni nicht nur mit einer Rückkehr zu normalen, gesunden Werten in diesem Indikator rechnen, sondern vielleicht sogar mit einem Wert, der Gold als "überverkauft" ausweisen wird. Das würde die Lage am Goldmarkt enorm verbessern, da schon seit Jahren kein "überverkaufter" Wert mehr im 10-Monate-Goldoszillator gesehen wurde. Sollte die Rückkehr zu normalen Werten im 10-Monate-Oszillator zudem mit weiteren Verbesserungen bei der relativen Stärke einhergehen, so steigen die Chancen, dass wir im Sommer beim Gold eine Kursumkehr erleben werden.