Gold quo vadis?
30.05.2012 | Dr. Dietmar Siebholz
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Ich habe einige Zeit als Maklerassistent an der Düsseldorfer Börse gearbeitet. Glauben Sie mir, ich weiß, wie ein richtiger Preis zustande kommt, das ist aber genau das Gegenteil von dem, was da zweimal täglich in London am runden Tisch aus Zurufen "gefixt“ wird. Und was wird da täglich und laufend in der Kommunikationswelt veröffentlicht? Der Preis für Gold mit zukünftiger Lieferung und das ist der Preis für "Papiergold“, also für ein Goldversprechen, das in der Zukunft eingehalten werden soll. Ich bin schon müde durch das permanente Wiederholen meiner Mahnung bzw. meiner Frage: "Wie hoch könnte der Preis für ein real verfügbares Rettungsboot im Januar 1912 auf der Titanic gewesen sein und welchen Wert hätte ein Zertifikat für die Lieferung eines solchen Rettungsbootes per Termin 01. Dezember 1912?“ Gold als Versicherung für Unfähigkeit, Manipulation und Enteignung durch Inflation hat nur einen realen Wert als physisches Metall im individuellen Besitz. Punktum, basta. Alles andere ist Schall und Rauch und bewusste Manipulation.Zu den Notenbanken. Wenn es Ihnen noch nicht aufgefallen ist: Es gibt Notenbanken, die halten sich von dem Geschwätz der Notenbanken um den IWF fern. Diese Notenbanken kaufen Gold, holen ihr Gold heim in ihre Länder, weil sie den anderen Notenbanken nicht trauen und in einigen Ländern, die durchaus große Goldförderer sind, wird das Gold nicht einmal auf den internationalen Markt geworfen, sondern die dortigen Notenbanken kaufen das Gold zu Weltmarktpreisen selbst an (Russland und China)..Und wenn es erst einmal klar ist, welche Mengen an physischem Gold die westlichen Notenbanken PHYSISCH in ihren Kellern haben, dann wird es auch dem Letzten klar sein, wie wir vera…lbert worden sind. Aber dann ist es leider zu spät. Eine (für mich unvermeidbare) neue Geldordnung wird sich meiner Meinung dann auch an dem Wert der real vorhandenen Goldbestände orientieren.
Wenn Sie jetzt glücklich aufseufzen und feststellen, dass wir Deutsche der weltweit zweigrößte Goldeigentümer sind, eine kritische Anmerkung: Goldeigentümer ist man dann, wenn man darüber frei verfügen kann. Sie fühlen sich ja auch als Hauseigentümer, wenn Sie im Grundbuch stehen. Aber sehen Sie einmal in Abteilung III des Grundbuches.
Da stehen die Belastungen (Grundschulden) und mit Verlaub, Sie sind erst dann wirklicher Eigentümer, wenn Sie ihre durch Grundschulden abgesicherten) Bankdarlehen getilgt haben. Vorher sind Sie faktisch nur Besitzer und das ist ein wesentlicher Unterschied, so wie wir der Illusion nachhängen, das Gold der Bundesbank wäre unser Gold. Selbst wenn es unsere transatlantischen Freunde herausgeben würden (da kann ich ja nur lachen, aber glauben wir es denn einmal), dann ist nach dem sicheren Ausfall der Bundesbank-Forderungen aus den TARGET-2-Verrechnungskonten bei der EZB von inzwischen mehr als 600 Mrd € und dem Bestand an hohen Verbindlichkeiten der Bundesbank dieses Gold im Rahmen der Bilanzsanierung der Bundesbank schon längst dahin, wo es nach Meinung der Macher hingehört. Das ist aber nicht der Sitz der Bundesbank in Frankfurt.
Alle Aktivitäten, das Gold der Deutschen zurückzuholen, sind nichts weiter als hilfreiche Aktionen, uns bewusst zu machen, wo wir wirklich stehen und dass wir schon lange "Versailles II“ praktizieren. Vergessen Sie unser Gold, es ist schon lange weg, auch wenn es noch in den Büchern der Bundesbank steht. Der Raub hat schon stattgefunden, nur der Buchführer glaubt es noch nicht. Ich habe Recht, wollen wir wetten?
Das letzte und aber weitaus wichtigste Argument für den Goldbesitz sollten Sie nicht vergessen. Solange die realen d.h. die um den Kaufkraftverlust durch die Inflation bereinigten Nettozinserträge für Staatsanleihen (Spareinlagen zählen ja nicht, weil deren Zinsen ja erheblich unter denen der Staatsanleihen liegen und obwohl für die Masse der Bürger diese Zinsen für Spareinlagen wichtiger sind als die der Staatsanleihen) negativ sind, ist Gold die wichtigste Anlageform. Und dabei muss man gar nicht berücksichtigen, dass alle internationalen Statistikwerte für die Inflation auf den Müllhaufen der Realität gehören. Wie denn sonst kann man die Definition der "Core Rate“ also der Kernrate für die Inflation in den USA, bei der die Preise für Energie und Lebensmitteln (wegen ihre so starken Schwankungen, sagen die Herausgeber dieser Werte) nicht enthalten sind, noch ernst nehmen? Können Sie sich ein Leben ohne Energie und Lebensmitttell vorstellen? Ich nicht.
In den Zeiten langer negativer Realzinsen hat sich Gold trotz aller Versuche in der Historie und in der Gegenwart als immer extrem vorteilhaft bewiesen. Es wird auch weiterhin so sein, denn man kann die Veröffentlichungen der Inflationsdaten manipulieren, wie man will: Der Bürger merkt an der Ebbe in seiner Brieftasche, dass die Zahlen nicht stimmen können.
Und manchmal gibt es ja auch ehrliche Bänker und Notenbänker. Deren überraschende Klarheit fällt aber gar nicht auf; wie sonst kann man die Meldung übersehen, die mich gestern erreichte. In der Bundesbank ist man der Meinung, dass durch die politischen Probleme eine (nur vorübergehende) Inflation auch von vier Prozent möglich sein könnte. Hallo Bundesbank: Wir haben schon fast vier Prozent reale Inflation, aber eine reale und die Verschuldung für Europa wird uns noch einmal vier zusätzliche Prozent bescheren und das dann auch real.