Das zweischneidige Schwert der Finanzangst
07.07.2010 | Clif Droke
- Seite 2 -
Dieses zehnjährige Muster findet eine gute Entsprechung im Jahr 1994. Die damals demokratische Präsidentschaft war in ihrem zweiten Jahr und ihr war ein explosives Aktienjahr 1993 vorausgegangen. Die zyklischen Dynamiken des Jahres 1994 unterscheiden sich von den diesjährigen zyklischen Mustern, denn damals stand die 94er-Talsohle des 10-Jahre-Zyklus im Zentrum. In diesem Jahr ist es nicht so sehr der jährliche Zyklusboden, sondern viel mehr die noch vorhandenen Auswirkungen der Kreditkrise und die Möglichkeit, dass sich die europäische Kreditkrise auch auf Amerika und auf die Weltwirtschaft übertragen könnte. Der vorhergehende Bärenmarkt von 2008 wurde nicht nur durch die "Contagion" im Finanzbereich getragen, sondern auch durch Angst an sich - ganz gleich, ob die Ängste nun rational oder irrational gewesen sind.
In einem Bullenmarkt kann Angst der beste Freund des Marktes sein, in einem Bärenmarkt jedoch reproduziert sie sich selbst. Daher wird es nach der nächsten technischen Erholung auch von übergeordneter Bedeutung sein, genau zu beobachten, wie der Markt auf jede Zuspitzung der Angst in den Schlagzeilen reagiert. Sollte sich das Momentum diesen Monat nicht bedeutend verbessern - auch wenn die Kurse steigen sollten - dann könnten sich daraus Probleme ergeben, die jenen von August-September 1998, oder sogar jenen von 2008 nicht unähnlich sind. Unter solchen Bedingungen entsteht Angst aus Angst und reproduziert sich, weil der Markt intern immer schwächer wird. Und genau das meine ich mit dem “zweischneidigen Schwert der Finanzangst”. An späterer Stelle werde ich noch mehr dazu schreiben.
Kurzfristig betrachtet, gestalten sich die Indikatoren aktuell so, dass man von einer absehbaren Talsohle ausgehen könnte. Das OEX-Put-Call-Verhältnis hat eines dieser Extreme erreicht, die man normalerweise nur bei Markttiefs sieht, was wiederum darauf hindeutet, dass die "Smart Money"-Optionshändler in großen Umfang OEX-Calls gekauft haben. Die SPX-Preisoszillatoren haben ebenfalls Niveaus erreicht, die man normalerweise mit Markttiefs in Verbindung bringt (siehe Chart unten) und in der jüngsten AAII-Umfrage zur Investorenstimmung fiel der Anteil der Bullen auf nur noch 25% - eine Zahl, die seit November 2009 nicht mehr erreicht wurde.
Der Goldpreis
Letzte Woche erhielt Gold einen schweren Dämpfer und durchbrach am 1.Juli während des Handelstages kurzzeitig seinen 60-Tage-Durchschnitt, wie man im Chart sehen kann. Es konnte jedoch wieder zurückspringen und oberhalb der Trendlinie schließen, wo Gold am 2.Juli zum Ende der Handelwoche schloss.