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Deflation wird zum dominanten Wirtschaftstrend

21.07.2010  |  Clif Droke
Seit Beginn der staatlichen Stimulusprogramme, die auf breiter Linie im letzten Jahr einsetzten, herrschte beständige die Sorge, eine galoppierende Inflation werde erneut ihr hässliches Antlitz zeigen. Ganze Legionen von Marktkommentatoren prognostizierten die Rückkehr der Inflation, trotz des deflationären Klimas, das gerade bei uns herrscht.

Können wir ernsthaft davon ausgehen, dass die Inflation in absehbarer Zukunft zurückkehrt? Die Kress-Zyklen sagen "Nein". Und sie sagen uns darüber hinaus, dass wir vom Gegenteil ausgehen müssen - und zwar von einem deflationären Trend. Seit Beginn der Kreditkrise im Jahr 2008 ist dies sicherlich der dominierende Trend gewesen - in manchen Bereichen sogar schon zuvor.

Seit Jahren ist der Staat fest entschlossen, Deflation mit re-inflationären Gegenmaßnahmen zu bekämpfen. Die gebündelten Anstrengungen via Staatsausgaben und Ankurbelung der Wirtschaft mit Zentralbankhilfe waren im Großen und Ganzen erfolgreich bei der Bekämpfung der unmittelbaren deflationären Auswirkungen. Nach der beispiellosen Berg- und Talfahrt der letzten zwei Jahre, sieht es jedoch verstärkt danach aus, als ob die politischen Entscheidungsträger vor dem deflationären Trend kapituliert haben. Anstelle des reaktionären Keynesianismus der vergangenen Jahre ist es jetzt zu einer verblüffenden Kehrtwende gekommen - Regierungen und Zentralbanken bestimmter Industrienationen befürworten Austerität und kapitulieren vor dem deflationären Trend.

Vor Kurzem konnte die Ausweitung der Arbeitslosenunterstützung nicht durch den Kongress gebracht werden, auch Pläne für eine Runde neuer Stimulusprogramme, zur Bekämpfung der schlimmsten Rezession seit ungefähr 30 Jahren, wurden aufgegeben. Ironischerweise sah sich sogar ein führender sozialistischer Nachrichtendienst bewogen, die Demokraten für ihr kollektives Scheitern bei der Erhöhung von Staatsausgaben zu kritisieren.

Unter der Überschrift "Obama und die Demokraten wollen Austerität anstatt Stimulus" schrieb das Internationale Komitee der Vierten Internationale (International Committee for the Fourth International - ICFI): "In Anbetracht der höchsten Langzeitarbeitslosenquote seit den 1940ern nehmen die Obama-Administration und die führenden demokratischen Kongressabgeordneten jetzt auch noch von den ohnehin schon völlig unzureichenden Maßnahmen zur Stimulierung der Wirtschaft Abstand und konzentrieren sich stattdessen auf Haushaltseinschnitte und Austerität. "Im Verlauf des Artikels wird die Haushaltskürzung durch die Administration in Höhe von 5% beklagt, die sich über die nächsten 10 Jahre hinweg auf 250 Milliarden $ belaufen wird. Dieser Schritt bewegte einen Kommentator zu folgender Frage: "Wird Präsident Obama Amerikas erster deflationärer Präsident sein?".

Das ICFI bezog sich auch auf die Forderungen des Chairmans der Federal Reserve. Ben Bernanke drängte den Kongress und das Weiße Haus zur Ausarbeitung eines Planes, der das US-Defizit deutlich reduzieren soll, so dass es dieses Jahr die 1,6 Billionen $ nicht übersteigt. Diese weitverbreitete Obzession bezüglich Defizitsenkungen - in den USA wie auch im Ausland - sei deflationär.

Beim ICFI heißt es weiter: "Im Umfeld schwerer Haushaltseinschränkungen in Europa, erneuter Krisenerscheinungen und Volatilität an den Finanz- und Währungsmärkten sowie einer drohenden neuen Kreditklemme rückt eine ernsthafte Ankurbelung der US-Produktion und der US-Exporte in weite Ferne.". Nichtsdestotrotz ignorierten das Weiße Haus und der demokratisch dominierte Kongress die Arbeitslosenkrise und verdammten das amerikanische Volk auf Jahre hinaus zu fast zweistelligen Arbeitslosenzahlen - auf Geheiß der großen Banken und Finanzfirmen, welche fiskale Austerität forderten, um ihre spekulativen Investitionen, ihre Gewinne und überdimensionierten Gehälter zu schützen.".

Es ist schon ziemlich amüsant, linke Kommentare zu lesen, die sich kritisch gegenüber einer Bundesregierung äußern, die weithin als sozialistisch gilt. Bei seiner Wahl priesen die Sozialisten Obama weithin als politischen Retter. Und jetzt, nur 18 Monate später, das.

Ein Artikel aus dem Wall Street Journal macht auf eine überraschend deflationäre Ausrichtung unter den politischen Entscheidungsträgern aufmerksam. "Deflationäre Stimmung macht sich im Land breit", schrieb Kelly Evens jüngst im WSJ. Kelly merkt an: "Politikern bereitet die Drosselung einer überhitzten Wirtschaft viel weniger Probleme, als der Versuch, eine rezessive zu stimulieren." Aktuell scheint es ganz so, als ob die politischen Entscheidungsträger auch nur den Versuch aufgegeben hätten. Kelly merkt an, die allgemeine Kreditaufnahme würde fallen und nicht steigen, obgleich die Hypothekenraten seit Jahrzehnten nicht mehr so niedrig waren. Derselbe rückläufige Trend schlägt sich auch im langfristigen Diagramm nieder, der die ausstehenden Verbraucherkredite zeigt.

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Das Diagramm oben ist buchstäblich der Inbegriff von Deflation, und für Nationen wie die USA, deren Wirtschaft stark von den Ausgaben der Konsumenten abhängt, ist dies der deutlichste Hinweis darauf, dass Deflation der langfristig-dominante, zyklische Wirtschafttrend ist.





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