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Ein Goldstandard? (Teil 2)

08.06.2012  |  John Mauldin
- Seite 2 -
Im März 2009 veröffentlichte die Financial Times einen Leserbrief zum damals noch neuen Thema QE. “Nun verstehe ich zwar den Begriff ‘quantitative Lockerungen’", so schreibt Gerald B. aus Stourbridge, West Midlands, "ich merke allerdings auch, dass ich die Bedeutung des Wortes 'Geld' nicht mehr verstehe.“

Es bleibt nicht genug Zeit bei diesen kurzen Kommentaren, um Sie von der Notwenigkeit einer Rückkehr zum klassischen Goldstandard zu überzeugen. Ich bräuchte mindestens noch einmal 10 Minuten. Aber ich vermute hier einigen Skeptizismus. Sehr gut, dann erzähle ich Ihnen also folgende Tatsache: Am 27.März 1973, vor nicht ganz 39 Jahren, wurde auf dem Vorläufer des heutigen G-20 feierlich beschlossen, dass die Sonderziehungsrechte, auch bekannt als SZR, "in Zukunft zur entscheidenden Reservenanlage werden, die Rolle des Goldes und der Währungsreserven wird verringert werden." Hier sprach das Establishment - das heißt Sie. Wenn eine weltweite Übereinkunft über die Wirksamkeit der SZR möglich ist, dann ist alles möglich - auch eine Rückkehr zum am wenigsten mangelhaften internationalen Geldstandard, der je im Einsatz war.

Bitte nehmen Sie das zur Kenntnis: Ich sprach nicht vom perfekten Geldsystem oder vom besten Geldsystem, das jemals von einem theoretischen Ökonomen erträumt wurde. Der klassische Goldstandard zwischen 1879 und 1914 "‘funktionierte‘, […] mit allen Anomalien und Ausnahmen.“ Die zitierten Worte entnahm ich einem Buch mit dem Titel: “The Rules of the Game: Reform and Evolution in the International Monetary System” von Kenneth W. Dam - Rechtsprofessor und ehemaliger Kanzler der University of Chicago. Dam hatte eine widerwillige, leicht neidische Bewunderung für den Goldstandard - ein wenig wie auch Arthur Bloomfield von der New York Fed, dessen Monographie "Monetary Policy under the International Gold Standard“ 1959 von Ihnen veröffentlicht wurde. Bloomfield (wie auch Dam) weist darauf hin, dass der klassische Goldstandard nicht ganz automatisch war. Aber er war synchron, er korrigierte sich selbst und er brachte nationale Solvenz und, auf lange Sicht betrachtet, auch eine erschreckende Preisstabilität. Auch die Banken waren solvent, sogar die Zentralbanken, die, wie Bloomfield anmerkte, keine Staatsschulden monetisierten.

Das Markenzeichen des klassischen Goldstandards war natürlich das Gold - jeder Währungshalter hatte die Option, Metall gegen Papier einzuwechseln oder Papier gegen Metall - zu einem festen, gesetzlich festgelegten Kurs. Der Wechselkurs war fest, und ich meine damit auch fest. “Es ist schon bemerkenswert", so Dam, “dass es zwischen 1879 und 1914 - ein deutlich längerer Zeitraum als der zwischen 1945 und dem Niedergang von Bretton Woods 1971, zu keiner Änderung der Kursrelationen zwischen den Vereinigten Staaten, Großbritannien, Frankreich, Deutschland kam, ganz zu schweigen von denen vieler kleinerer europäischer Länder.“ Die Früchte dieser Festigkeit waren zahlreich und süß. Darunter auch, um wieder Dam zu zitieren "ein Fluss privater Auslandsinvestitionen, den die Welt in diesem Ausmaß noch nicht erlebt hatte und, im Verhältnis zu anderen ökonomischen Aggregaten, nie wieder erleben sollte.“

Meine gekaufte Ausgabe von "Rules of the Game" stammt übrigens aus der Bücherei der Federal Reserve Bank of Atlanta. Scheinbar bereitet sich Präsident Lockhart nicht auf den kommenden klassischen Goldstandard Teil II vor - ich mache das zumindest und Sie sollten das, wenn Sie erlauben, vielleicht ebenfalls machen. Zur Vorbereitung würde ich Ihnen auf jeden Fall das neue Buch meines Freundes Lew Lehrman "The True Gold Standard: A Monetary Reform Plan without Official Reserve Currencies: How We Get from Here to There." ans Herz legen.

Es ist schon etwas dick aufgetragen, wie ich hier vor einer Institution Gold anpreise, die selbst auf 216 Millionen Feinunzen von diesem Zeug sitzt. Bei einer Bewertung von 42,222 $ pro Unze hat der Schatz in Ihrem Keller einen Wert von 9,1 Milliarden $. Übrigens wurde der offizielle Preis in SZR angegeben, 35 $ für die Unze - und jetzt könnten Sie vor einer absurden Wahl stehen. Im Jahr 2008, als Ihr Hausverlag die Schrift "The Key to the Gold Vault" herausgab, lag der Marktwert bei 194 Milliarden $. Heute liegt er bei 359 Milliarden $, was ja nur ermutigend ist, wenn man selbst gerade beim physischen Gold "long“ ist. Alles andere würde in meinen Augen eher einer schweren Ächtung des modernen Zentralbankenwesens gleichkommen.

Und was würde ich nun machen, wenn ich nach der Amtseinführung Ron Pauls hier im Büro des Chefs sitzen würde? Ich würde tun, was ich könnte, um eine Normalisierung der Zinssätze in Gang zu bringen. Ich würde Jon Hilsenrath vom Wall Street Journal zum Mittagessen einladen, um ihm mitzuteilen, die Fed habe ihre Deflationsphobie nun endlich hinter sich gelassen und auch den Atlas-Komplex aufgegeben. „Das ist für uns Kapitalismus, Jon”, würde ich sagen. Danach würde ich Präsident Dudley anrufen. “Bill”, würde ich sagen, “wir sind ja nicht gerade führend in den aufsichtbehördlichen Bestrebungen, den Verschuldungsgrad der großen amerikanischen Finanzinstitutionen zu senken.

Müssen wir mit einem Hebel von 89:1 arbeiten?" Und schließlich würde ich die schwere Denkarbeit der Brainiacs von der Forschungsabteilung der Federal Reserve in andere Bahnen leiten. “Meine Damen und Herren”, würde ich sagen, "genug mit 'Bayes'sche Analyse stochastischer Volatilitätsmodelle mit Levy-Sprungprozessen: Anwendungen für die Risikoanalyse‘. Viel besser würde es mir gefallen, wenn Sie jetzt zum Thema: 'Schluss mit Befehlen und Kontrollen: Ein Goldstandard für das 21.Jahrhundert.’ schreiben würden.” Und mein Glanzstück wäre schließlich folgendes: Ich würde mit der Kommission und den Mitarbeitern feierlich die erste Fed-Abteilung für Nicht Beabsichtigte Folgewirkungen einweihen.

Ich möchte Ihnen noch einmal für die Ehre danken, die Sie mir mit Ihrer Einladung erwiesen haben. Und noch einmal zum Thema kleine Grant-Firma und große Fed: Ich werde zum Abschluss die einleitenden Sätze eines Leitartikels zitieren, der in einer provinziellen irischen Zeitung im schicksalsträchtigen Jahr 1914 erschien. Hier heißt es: “Wir richten diese ernste Wahrung an Kaiser Wilhelm: Der Adler von Skibbereen lässt Sie nicht aus den Augen.”

[…]


© John Mauldin

Dieser Artikel wurde am 29. April 2012 auf www.goldseek.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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