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Was ist Gold wirklich Wert?

04.08.2010  |  Steve Saville
Es folgt ein Auszug aus einem Kommentar, der ursprünglich am 29. Juli 2010 auf www.speculative-investor.com veröffentlicht wurde.

Vieles von dem, was die extremen Gold-Verehrer zum Thema machen, reicht von grundlos bis komplett unsinnig, obgleich es meist harmlos ist. Immerhin stimmt es, dass von staatlicher Seite regelmäßig versucht wird, die Finanzmärkte zu manipulieren. Aus unserer Sicht geht es hierbei vor allem um die Methoden, deren Effektivität und um die Auswirkung der Manipulation auf Investitionen - und hier können wir den GATA-Unterstützern oft nicht zustimmen.

Der Hauptgrund, weshalb ein großer Teil des letzten wöchentlichen Kommentars der Widerlegung der Argumente Adrian Douglas von GATA gewidmet war, ist, dass seine Analyse bezüglich Marktmanipulation nicht nur unsinnig, sondern auch potentiell schädlich war. Er zeichnete nicht nur ein irreführendes Bild des Goldangebots sowie der Beschaffenheit des heutigen Geldangebots, vor allem Douglas Schlussfolgerung, Gold wäre aktuell 54.000 $ pro Unze wert, könnte dazu führen, dass einigen Leute eine große Gelegenheit zum Goldverkaufen potentiell entgeht. Nehmen wir also zur weiteren Erklärung an, es würde in den kommenden 12 Monaten eine gewaltige Eskalation im Staatsschuldenbereich geben, der Dow Industrial Index würde auf 4.000 Punkte stürzen und die Goldpreise auf 4.000 $ pro Unze schnellen. Mit Blick auf eine 100-jährige Marktgeschichte würde ein Sinken des Dow-Gold-Verhältnisses auf 1 eine wunderbare Gelegenheit darstellen, Gold zu verkaufen und in qualitativ hochwertige US-Industrieunternehmen zu investieren - doch jemand, der sich von Douglas Analyse hätte beeinflussen lassen, würde Gold dann immer noch als eine große Kaufgelegenheit betrachten – im Glauben, Gold würde immer noch bei nur 10% seines "wahren" Wertes gehandelt werden.

Wie aber schätzen wir jetzt den "wahren" Wert von Gold ein?

Wir sehen keinen Grund, warum Gold zu den aktuellen Preisen nicht fair bewertet sein sollte. Im Verhältnis zum CRB Index (CCI) testete Gold sein Allzeithoch im Februar 2009 und bewegt sich aktuell, innerhalb einer Spanne von 20%, darunter. Das scheint mit Blick auf den Zustand der Wirtschaft und der Finanzmärkte auch gerechtfertigt. Im Vergleich zum Dow hat sich der Wert des Goldes seit 1999 durchgängig fast vervierfacht. Wir gehen zwar davon aus, dass es auch noch viel höher steigt, aber der aktuelle Stand des Dow-Gold-Verhältnisse scheint doch recht in Ordnung, wenn man davon ausgeht, dass der langfristige Bärenmarkt der Aktien jetzt bei Weitem noch nicht vorüber ist. Wie Paul van Eeden mit seiner Arbeit nahelegt, ist Gold derzeit im Verhältnis zum US-Geldangebot überbewertet (van Eeden berechnete im Oktober 2009, dass der Goldpreis - wäre er proportional zur wachsenden US-Dollarmenge gestiegen - für 2009 mit 815 $ pro Unze fair bewertet gewesen wäre). An dieser Stelle sei angemerkt, dass wir es nicht für sinnvoll halten, den "fairen Wert" für Gold zu errechnen, indem man grundsätzlich annimmt, der Goldpreis werde über die Zeit ganz einfach proportional zu US-Geldangebot steigen. Wir wollten aber damit nur deutlich machen, dass unter Benutzung allzu simpler "Geldmengentheorie-Berechnungen" zu einem Goldpreis gelangt, der niedriger als der heutige liegt.

Was wiederum folgende Frage aufwirft: Sind wir mittel- und langfristig bullisch gegenüber Gold eingestellt?

Der Grund, warum wir über den kurzfristigen Horizont hinaus bullisch hinsichtlich des Goldpotentials eingestellt sind, ist nicht, dass wir denken würden, Gold sei in Anbetracht der ganzen aktuellen Lage ein fürchterlich tolles Schnäppchen; wir sind bullisch, weil wir denken, dass der heutige Goldpreis bei Weitem nicht die abträglichen ZUKÜNFTIGEN Effekte der Regierungs- und Zentralbankpolitik diskontiert hat. Zu bedenken ist dabei auch, dass es unserem Wissen nach in den letzten 80 Jahren keinen Bullenmarkt gegeben hat, der nicht zum Stehen gekommen wäre, wenn die fragliche Investition ihre volle Bewertung erreicht hatte. Bei allen uns bekannten Beispielen aus der Marktgeschichte setzte eine drastische, schnelle Aufwärtsbewegung erst eine ganze Zeit nach dem Erreichen des vollen Wertes ein.


Stimmung am Goldmarkt

Heutzutage ist es populär und gewöhnlich ein "Contrarian" zu sein. Es scheint ganz so, als würde heute jeder versuchen, auszumachen, was alle anderen denken/ machen, um anschließend das Gegenteil zu machen. Aktuell scheint es zum Beispiel so zu sein, dass fast jeder denkt, dass fast alle anderen bullisch gegenüber Gold eingestellt wären und dass es deswegen eine gute Idee sei, die andere Richtung zu favorisieren. Wenn die Mehrheit nun bärisch eingestellt ist oder von einer großen Bullenmarktkorrektur ausgeht, eben weil zu viele Menschen bullisch sind, dann sind die meisten Teilnehmer folglich eben NICHT bullisch eingestellt.

Obgleich Gold der einzige weithin bekannte Markt ist, der in den vergangenen Monaten ein neues Allzeithoch erreichen konnte, zeigen die objektiven Stimmungsindikatoren, dass das allgemeine Optimismus-Niveau für Gold jetzt relativ niedrig ist. Die Ergebnisse der jüngsten Umfrage durch Market Vane zeigen, dass nur ca. 60% der Trader beim Gold bullisch sind. Dieser prozentuale Anteil an Bullen bewegt sich im untersten Quartil der 3-Jahre-Spanne. Am Dienstag den 27.Juli fielen die Aufschläge auf den Vermögenswert des Central Gold Trust (GTU) und des Central Fund of Canada (CEF) auf 2,9% beziehungsweise 4,8% - sie liegen damit in der Nähe ihrer Tiefststände der letzten zwei Jahre.

Nun ist die Marktstimmung aber nur ein Teilchen des großen Puzzles. Aber die Tatsache allein, dass nur die Marktstimmung jetzt gerade nicht besonders bullisch ist (ganz im Gegensatz also zu dem, was viele Pseudo-Contrarians glauben), ist noch keine Garantie dafür, dass die Goldpreise in den kommenden Monaten nicht auf viel niedrigere Stände fallen könnten. Damit ist nur gemeint, dass die Marktstimmung für Gold aktuell nicht der Hemmschuh ist.


© Steve Saville
www.speculative-investor.com



Regelmäßige Finanzmarktprognosen und -analysen stehen auf unserer Webseite zur Verfügung. www.speculative-investor.com Zurzeit bieten wir keine kostenlosen Probeabos an, aber Gratisbeispiele unserer Arbeit (Auszüge aus unseren regelmäßig erscheinenden Kommentaren) können Sie unter www.speculative-investor.com/new/freesamples.html abrufen.

Dieser Artikel wurde am 02. August 2010 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.




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