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Wie lässt sich die "volatile Volatilität" besiegen?

05.08.2010  |  Clif Droke
- Seite 2 -
Und dann gab es noch die Businessweek-Ausgabe vom 4.Juli, die die folgende verlängerte Überschrift auf dem Titelblatt zeigt: "Das griechische Volk ist wütend. Während junge Anarchisten Molotowcocktails werfen und die meiste Aufmerksamkeit bekommen, sind viele Menschen in ihren winzigen Wohnungen außer sich vor Wut, warum ihre Führung vor dem den Märkten einknickte und ihnen Lasten aufbürdet, die ihre Leben verändern. Doch so ist es: Ihre Führung hat recht. Und im Elend liegt Hoffnung." Das man eine solch verblüffende Verteidigung von Austeritätsmaßnahmen in einer großen US-Nachrichtenpublikation zu lesen bekommt, kann nur dem lebensverändernden Chaos der Kreditkrise angekreidet werden.

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Das oben gezeigte Beispiel für die Stimmung in den Schlagzeilen ist nur ein knappes Zeugnis der herrschenden Angst, die den Finanzmarktsektor nach der Kreditkrise nicht mehr verlässt. Man könnte meinen, dass revolutionäre Verschiebungen wie die Kreditkrise aller Erwartung nach ganz natürlich zu einer tiefgreifenden Verschiebung der persönlichen Philosophie führen würden. Die beiden Jahre seit der Kreditkrise haben allerdings eine totale Wende der Philosophie mit sich gebracht - wozu auch die Art und Weise zählt, wie Menschen die Wirtschaft und die Finanzmärkte bewerten. Die dominierende Philosophie der Jahre B.C.C (Before Credit Crisis) war eine der finanziellen Freizügigkeit/ Verschwendung und des uneingeschränkten Vertrauens in die keynesianische Wirtschaftpolitik. Allgemeinhin akzeptierter Glaube war, dass staatliche Stimuli die Antwort auf jeden finanziellen Marktabschwung, ganz gleich wie schwer, seien. Das Wort "Austerität" war quasi unbekannt außerhalb der Dritten Welt. Aber heute, so wie die reaktionäre menschliche Natur nun einmal ist, sprechen sich diejenigen, die damals Austerität missbilligten und sich zugunsten der finanziellen Freizügigkeit aussprachen, für Ausetrität aus und missbilligen die letztere.

Bezeichnend für diese Zeit ist auch, dass die Regierungen (besonders in den USA) trotz einer wachsenden populistischen Neigung hin zur fiskalen Austerität immer noch fiskale Stimuli favorisieren und sich immer noch durch die keynesianische Politik des 20 Jahrhunderts leiten lassen. Dies ist ein Grund, warum die "volatile Volatilität" auch weiterhin ein Thema sein wird - zumindest in absehbarer Zukunft. Konflikte zwischen widerstreitenden Philosophien sorgen für Reibung und eignen sich für Volatilität, ohne dass dabei einer Seite ein entscheidender Vorteil gegeben wird. Daher auch die Tendenz zur Volatilität in einer Handelsspanne, derart, wie wir sie bisher in diesem Jahr erleben konnten und wie sie sich im Volatility Index (VIX) im Chart oben zeigt.

Ein weiterer Grund für die zunehmende Volatilität ist die Ungewissheit hinsichtlich der US-Kongresswahlen dieses Jahr. Zur Unsicherheit kommt noch hinzu: Ankündigung der Regierung, die Unternehmenssteuern für Umsätze im Ausland zu erhöhen, mangelhafte Freihandelsabkommen mit wichtigen Handelspartnern der USA und die jüngsten Finanzuntersuchungen - das sind die Hintergründe, warum die Volatilität zumindest solange bestehen wird, bis der der 4-Jahre-Zyklus seine Talsohle erreicht oder bis sich die politische Situation aufklärt - was auch immer zuerst kommen mag.

In Jahren, in denen der 4-Jahre-Zyklus seine Talsohle erreicht und in denen eine Kongresswahl stattfindet, kommt es fast immer zu beachtlichen Volatilitätsspitzen wie zum Beispiel 1994, 1998, 2002 und 2006. Dieses Jahr scheint es nicht anders zu sein. Die Kombination aus zyklischem Druck und politischer Unsicherheit ist offensichtlich Grund genug, dass die Volatilität wieder auftaucht. Mit dem Jahr 1994 haben wir einen Fall, der diesem Jahr am nächsten kommt. 1994 hatte ein frisch gewählter demokratischer Präsident die Möglichkeit eines Mehrheitenwechsels im Kongress bei den Novemberwahlen zu befürchten - was dann auch eintreten sollte. Im Jahr 1994 erreichten zudem der 4-Jahre- und der 10-Jahre-Zyklus ihre Talsohlen, all das bewirkte schließlich, dass die Aktienpreise unter den Hochständen blieben, die Anfang des Jahres erreicht wurden. Im Frühling des Jahres 1994 gab es ebenfalls einen "Blitz-Crash" - mit einem Double-Bottom-Preistief im NASDAQ 100 Index gegen Ende Juni (kommt einem irgendwie bekannt vor, oder?).




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