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US-Energie-Autarkie?

14.06.2012  |  Robert Rethfeld
Deutschland ist in Energiefragen zweischneidig. Auf der einen Seite wird Energie gespart wie in kaum einem anderen Land. Auf der anderen Seite wird für Versuche, die Energieeffizienz noch stärker zu erhöhen, durch Steuergelder und höhere Stromkosten ein Haufen zusätzliches Geld ausgegeben. Am Ende des Tages zahlen die Deutschen mehr für Energie als die meisten anderen Nationen, obwohl sie mit am wenigsten verbrauchen. Das ist schizophren.

Wäre Deutschland der einzige Abnehmer von Öl auf dieser Welt, so hätte sich der im Jahr 1980 begonnene deflatorische Trend bis zum heutigen Tag fortgesetzt. Die folgende Grafik zeigt, dass China - und in geringerem Maße Indien - die Haupttreiber der Ölpreis-Hausse seit Ende der 1990er Jahre sind. Der Ölverbrauch der USA stagniert seit dem Jahr 2000.

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Die Tankstelle ist der Ort, an dem wir merken, dass wir für den Aufschwung Chinas bezahlen müssen: Ohne China hätte der Rohstoff- und Ölpreisboom der vergangenen 10 Jahre schlichtweg nicht stattgefunden.

Etwas anderes ist auffällig: Die Ölproduktion der USA steigt seit dem Jahr 2008 kontinuierlich an. Derzeit werden 6 Mio. Barrel pro Tag gefördert. Zum Jahresanfang 2012 wurde das Niveau des Jahres 1998 erreicht.

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Lange befand sich die Produktion bei 5 Mio. Barrel pro Tag - mit Spikes auf 4 Mio. in den Jahren 2005 (Hurrikane Katherina) und 2008.

Auf dem folgenden Chart ist der Tiefpunkt der US-Ölproduktion im Jahr 2008 mit einem Pfeil bezeichnet.

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Um einen Vergleich mit Erdgas zu ermöglichen, ist international die Angabe der Energie-Einheit BTU (British Thermal Unit) üblich. Quad bedeutet 1015 BTU. Die US-Energieagentur geht davon aus, dass das Produktionstief im Jahr 2008 ein Multi-Dekaden-Tief sein wird.

Dennoch wird des den US-Amerikanern nicht gelingen, eine autarke Öl-Förderung hinzubekommen. Im Jahr 2006 importierten die USA knapp 15 Mio. Barrel pro Tag. 10,5 Mio. waren es im März 2012. Die Importe überwiegen die eigene Produktion nach wie vor deutlich. Sollten es die Amerikaner schaffen, die Öl-Produktion in den kommenden Jahren auf 8 bis 9 Mio. Barrel pro Tag hochzufahren, so würden sie sich einer 50/50-Situation nähern. Nach wie vor dürfte die Abhängigkeit der USA vom importierten Öl auf längere Zeit erhalten bleiben.

Dennoch: Die Importquote sinkt, und damit auch das Handelsbilanzdefizit. Eine Erdöl-Autarkie erscheint für die USA - auch dank weiterhin steigender Bevölkerung - utopisch. Hingegen dürfte die Import-Unabhängigkeit von US-Erdgas in Kürze besiegelt sein. Die US-Erdgasproduktion steigt in den kommenden Dekaden Jahr für Jahr. US-Erdgas wird sich in den kommenden Jahren zu einem Exportprodukt wandeln.

Fazit: In der Energieversorgung gewinnen die Amerikaner eine größere Freiheit. Da die USA 20 Prozent des weltweit produzierten Öls verbrauchen, sollte sich die anziehende Öl- und Gasproduktion längerfristig dämpfend auf die Energiepreise auswirken.

Anders herum könnten die USA versuchen, die Preise hoch zu halten, um Inflation zu erzeugen und damit den Schuldenabbau voran zu treiben. Zudem würden die USA dank höherer Gewinne der Öl-Multis mehr Steuereinnahmen erzielen können. So würde der Verbraucher die Zeche zahlen. Notwendig wäre eine Politik des schwachen Dollars.

Verfolgen Sie die Entwicklung der Finanzmärkte in unserer handelstäglichen Frühausgabe.


© Robert Rethfeld
www.wellenreiter-invest.de



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