Platin und Gold
10.08.2010 | Scott Wright
- Seite 2 -
Da der Platinmarkt im Vergleich zu vielen anderen Rohstoffmärkten relativ klein ist, braucht es nicht viel Kauf- oder Verkaufsdruck, um seinen Preis zu bewegen. Aus diesem Grund spielt die Stimmung am Markt eine entscheidende Rolle. Angesichts der weit verbreiteten Angst während der Panik verkauften Händler ihre Platininvestitionen, wodurch ein starker Platinpreisrückgang ausgelöst wurde.Nachdem die Händler schlussendlich erkannten, dass das nicht das Ende der Welt war und Platin seinen Paniktiefstwert erreicht hatte, begann er rasant, sich von seinen katastrophalen Verlusten zu erholen. Zur selben Zeit erreichte auch der Goldkurs seinen Tiefstwert und Platin folgte seinem Beispiel. Seitdem liegt die Korrelation der beiden Metalle bei 85 Prozent.
Wie Sie aber deutlich in der Chart sehen können, hat sich Gold im Gegensatz zu Platin relativ schnell von seinen Tiefstwerten erholt. Im September 2009 erreichte Gold einen neuen Rekordhöchstwert und ist seitdem beinahe kontinuierlich gestiegen. Auch Platin hat sich erholt und seinen Wert bis jetzt verdoppelt. Von seinen Höchstwerten ist er jedoch noch weit entfernt.
Besorgniserregend ist die Tatsache, dass Gold seinen Höchstwert bereits erreicht hat und Platin noch weit davon entfernt ist. Meiner Meinung nach hängt dies jedoch mit dem Nutzen der Metalle zusammen.
Aufgrund der angespannten Lage der Minenindustrie hatte die Nachfrage den größten Einfluss auf den Preis. Und wie jeder weiß, hat die momentane globale Rezession einen Umschwung in der Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen hervorgerufen.
In Zeiten des Konjunkturrückgangs ist es sehr wahrscheinlich, dass die Nachfrage wie z.B. nach Industrieaktien zurückgeht. Wenn der Konsum und die Entwicklung gebremst werden, produzieren Hersteller weniger Güter. Dieselben Hersteller leeren ihre Lagerbestände in solchen Zeiten und senken die Nachfrage somit noch mehr. Demnach ist es wahrscheinlicher, dass Metalle mit großem industriellem Nutzen einen stärkeren Rückgang erleben. Dieser Rückgang äußert sich meist in einem sinkenden Nachfragewachstum und/oder fallenden Preisen.
In den vergangenen Jahren sind rund zehn Prozent der Goldnachfrage auf den Einsatz von Gold in der Industrie entfallen. Für die Goldnachfrage spielt der Einsatz von Gold als Anlageinstrument und in der Schmuckbranche eine entscheidende Rolle. Angesichts des minimalen, wirtschaftlichen Drucks auf der Industrieseite, einem strukturellen Angebotsdefizit und der wachsenden Beliebtheit bei Mainstream-Investoren, kann sich der bisherige Goldkursverlauf weiterhin durchsetzen.
Wenn man berücksichtigt, dass sein eigener wirtschaftlicher Nutzen für Platin eine sehr große Rolle spielt, ist dieses Metall nicht ganz so edel. In den vergangenen fünf Jahren entfielen durchschnittlich 66 Prozent der Platinnachfrage auf seinen Einsatz in der Industrie. Und da der Großteil der Industrienachfrage aus der Automobilbranche kommt, hat dieser Rückgang die Lage am Platinmarkt zweifellos angespannt. Im Jahr 2009 hat die weltweit sinkende Fahrzeugproduktion laut Johnson Matthey (JM) dazu geführt, dass sich die Autokatalysatornachfrage seit 2007 nahezu halbiert hat.
Diese schwache Industrienachfrage hat zu einem Überangebot an Platin im vergangenen Jahr geführt. Und wenn da nicht die Schmucknachfrage Chinas gewesen wäre (2 Millionen Unzen), wäre das Überangebot JM zufolge weitaus größer als 285.000 Unzen gewesen. Hat der Platinpreis die Richtung gewechselt und ist Golds Beispiel gefolgt? Auf keinen Fall!
Aber nur weil die Charakteristika Platins zurzeit nicht gerade stabil sind, heißt das nicht, dass seine Gewinne reiner Zufall sind. Den von JM veröffentlichten Zahlen zufolge, hat Platin seit 1999 ein Angebotsdefizit von 2,1 Millionen Unzen zu verzeichnen gehabt, und das sogar trotz des Überangebots im vergangenen Jahr. Hinzu kommt, dass die Platinbergbauindustrie seit drei Jahren einen Produktionsrückgang erlebt.
Wenn die Investitions- (erleichtert durch das Aufkommen der Asset-backed ETFs) und die Schmucknachfrage (China ist gerade erst auf den Geschmack von Platin gekommen) weiterhin steigen, während die Wirtschaft einen Umschwung erlebt, wird es bald wieder ein Defizit im Platinangebot geben. So werden die Preise natürlich um Einiges steigen.
Mit welchen Werten können wir also in Zukunft rechnen? Lassen Sie uns dazu noch einmal einen Blick auf den Goldkurs werfen. Das Platin-Gold-Ratio stellt mehr als nur die Korrelation von Platin und Gold dar. Das PGR teilt den täglichen Platinpreis bei Börsenschluss durch den täglichen Goldpreis bei Börsenschluss. Das Resultat sehen Sie in der folgenden Chart.
Das PGR (blaue Linie) zeigt sehr gut, in welcher Beziehung Platin und Gold zueinander stehen. Wenn das PGR steigt, ist der Platinpreis höher als der Goldkurs oder fällt langsamer. Wenn das PGR hingegen fällt, ist der Goldkurs höher als der Platinpreis oder sinkt langsamer. Das Ergebnis zeigt, wie viel Unzen Gold es braucht, um denselben Wert einer Unze Platin zu einem gegebenen Zeitpunkt zu erreichen.