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Double-Dip in den USA und Boom in Deutschland?

15.08.2010  |  Klaus Singer
In den USA werden enttäuschende Makrodaten in Serie gemeldet, das deutsche BIP steigt im zweiten Quartal so stark wie seit der "Wiedervereinigung" nicht.

Goldman Sachs senkt das Jahresend-Kursziel für den S&P 500 von 1.250 auf 1.200, weil die Wachstumsaussichten für die US-Wirtschaft schwächer ausfallen als zunächst gedacht. Angesichts dessen und der deflationären Tendenzen seien signifikante Umsatzzuwächse der Unternehmen schwer zu erreichen, heißt es.

Nach Einschätzung der Fed von San Francisco besteht in den USA in den kommenden zwei Jahren eine "erhebliche" Gefahr für einen erneuten Rückfall in die Rezession. Diese sei größer als die Wahrscheinlichkeit einer Expansion, heißt es, ein Umschwung in den nächsten Monaten sei allerdings unwahrscheinlich.

Dagegen brummt die deutsche Wirtschaft. Angesichts ihrer "robusten Verfassung" hat z.B. das Institut für Wirtschaftsforschung Halle seine Prognose für das Wachstum in Deutschland in 2010 von ursprünglich 2,0 auf jetzt etwa 2,5% angehoben. Der Export war und ist dabei die treibende Kraft.

Wichtigstes Indiz für die lahme Entwicklung in den USA ist der amerikanische Arbeitsmarkt: Die Zahl der Beschäftigten (ohne Landwirtschaft) ist im Juli um insgesamt 131.000 zurückgegangen (siehe Chart!). Im privaten Sektor wurden 71.000 Stellen geschaffen nach 31.000 im Vormonat. Damit wurden die Erwartungen krass verfehlt, die auf minus 65.000 insgesamt lauten, wobei im privaten Sektor 90.000 bis 100.000 Jobs neu entstanden sein sollten. Zudem wurde der Jobabbau des Vormonats auf 221.000 nach oben revidiert. Die Stellenanzahl im Regierungsbereich fiel um 202.000 nach 252.000 im Vormonat. Davon gingen 143.000 auf das Konto der Volkszählung, die gegenwärtig in den USA für zeitweilige Beschäftigung sorgt. Per Juli gab es noch 196.000 zeitweilige Jobs bei der Volkszählung. Im Jahresvergleich blieb die Gesamtzahl der Arbeitsplätze unverändert.

Diese vor einer Woche veröffentlichten Zahlen wurden von den Finanzmärkten zunächst noch weitgehend ignoriert. Als allerdings die Fed am Dienstag Abend im Rahmen des Kommuniques ihrer FOMC-Sitzung ankündigte, demnächst lang laufende US-Treasuries kaufen zu wollen, schlug die Stimmung um. Als offiziellen Grund für die Maßnahme gibt die Fed an, damit die langfristigen Zinsen niedrig zu halten. Außerdem soll die Vergabe von Krediten gefördert werden. Die Renditen sind jedoch ohnehin niedrig, die Rendite zwei-jähriger Notes fiel mittlerweile auf ein Allzeit-Tief.

Die seit dem offenen Ausbruch der Finanzkrise um 1,7 Bill. Dollar verlängerte Fed-Bilanz wird nicht verkürzt, diese Liquidität bleibt im
(Finanz-)Markt. Die krasse Überschussliquidität im Finanzsystem bleibt erhalten. Per Juli lag das Verhältnis der Überschuss- zu den gesamten Reserven bei fast 94% und damit seit November 2008 konstant über 90% (siehe Chart!).

Tags darauf hat die Fed ihre Ankündigung konkretisiert: Sie wird zwischen Mitte Aug und Mitte Sep zunächst etwa 18 Mrd. Dollar für den Kauf von Treasuries einsetzen. Das entspricht dem Betrag von in diesem Zeitraum fällig werdenden MBS und Hypotheken-Anleihen.

Die RBS warnte schon vor einiger Zeit vor einem "monster QME" (quantitative monetary easing) mit der Absicht, die Renditen für 10-jährige US-Bonds auf unter 2% zu bringen (aktuell 2,688%). Das könnte die Fed-Bilanz auf 5 Mrd. Dollar verlängern, wird vermutet.

Der entscheidende Grund für die eingeleitete Maßnahme der Fed ist, die Lasten der enormen Staatsverschuldung zu drücken. Wahrscheinlich bereitet sie mit diesem Schritt die nächste Runde bei der Staatsverschuldung vor, die eingeleitet wird, wenn die Konjunktur noch weiter und stärker lahmt.

Wen wundert’s, dass nach Bekanntgabe des Fed-Vorhabens die Rohstoffpreise fallen, die Preise von Treasuries steigen und der Dollar als sicherer Hafen gesucht ist. Der S&P500 hatte sich zuvor schon in der Gegend seines "langen" 50er Retracements bei 1.121 in einem aufwärts gerichteten Keil bewegt. Diese Formation legt fallende Kurse nahe und so kam es dann auch: Sie fielen auf breiter Front so stark wie seit vier Wochen nicht mehr.

Zu allem Ungemach meldete Cisco Systems auch noch schwächer als erwartete Umsätze, die Aktie fiel insgesamt fast 10%. CEO Chambers sagt, die Bedingungen in der "supply chain" verbesserten sich. Dank Nachfrageerholung und trotz sinkender Margen konnte der Gewinn im vierten Quartal des Geschäftsjahres 2009/10 um 79% (y/y) gesteigert werden. Für das laufende erste Quartal zeigte sich Chambers aber vergleichsweise pessimistisch. Der Umsatz werde nur noch um 18 bis 20% gegenüber dem Vorjahresquartal steigen nach plus 27% im vorherigen Geschäftsquartal. Die Rückkehr zu normalen konjunkturellen Rahmenbedingungen werde länger dauern als bislang erwartet, sagte Chambers.





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