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Depression? Rückblick und Ausschau

21.08.2010  |  Steve Saville
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Doch dieser Strategiewechsel zur Austerität, den einige europäische Regierungen vollziehen, ist – wenn vielleicht auch gut gemeint - genauso problematisch wie die ausufernde Verschwendung der US-Regierung. Denn diese "Austeritätsprogramme" sind darauf ausgerichtet, den Anleihehaltern auf Kosten der Gesamtwirtschaft zu helfen. Mit diesen Programmen soll vor allem die Illusion aufrechterhalten werden, Schulden seien eine gute Investition - dabei passiert jedoch nichts anderes als ein Transfer von der allgemeinen Wirtschaft zu den Besitzern von Schuldpapieren.

Anstatt der Wirtschaft noch größeren Schaden zuzufügen (beim Versuch, den Anleihehaltern zu helfen), sollten die Regierungen der Wirklichkeit ins Auge blicken und sich eingestehen, dass die aktuellen Schuldenlasten so unhandhabbar sind, dass ein Schuldausfall unausweichlich ist. Je früher dieser Ausfall kommt, desto geringer wird der Schaden sein. Je länger man versucht, die Illusion der Solvenz aufrechtzuerhalten, desto größer wird der Schaden. Allgemein ausgedrückt: Bei der Lösung des Problems wäre man schon einen großen Schritt weiter, wenn der Staat weitaus weniger Vermögen umverteilen würde - ganz gleich, ob die direkten Empfänger der Umverteilung nun Anleihehalter, Wohnungsbauunternehmen, Banken, Automobilhersteller, die Arbeitslosen oder andere Interessengruppen sind.

Die zweite neue Entwicklung ist die angestoßene US-Debatte darüber, ob die "Bush-Steuersenkungen" nun zu Jahresende auslaufen sollen oder nicht. Die eine Seite argumentiert, ein Ende der Steuersenkungen würde die US-Wirtschaft wieder in die Rezession zurückwerfen, da der negative "Wirtschaftsmultiplikator" der Steuererhöhungen zum Tragen käme. Die andere Seite meint, eine Aufrechterhaltung der Steuersenkungen werde mehr schaden als nützen, weil es die staatliche Schuldenlast noch weiter erhöhe. Die Argumente beider Seiten gehen am Eigentlichen vorbei, denn was wirklich zählt, ist die eigentliche Gesamtmenge staatlicher Ausgaben und nicht wie diese Ausgaben finanziert werden.

Um unseren Standpunkt besser verständlich zu machen, stellen wir uns also vor, der Staat sei ein gigantischer Parasit, der sich von der Wirtschaft ernährt. Der Parasit benutzt ein Teil dessen, was er frisst, um selbst zu wachsen, während der Rest hindurchgeht und wieder in die Wirtschaft ausgeschieden wird. Die Nahrung des Parasiten ist ein Mix aus direkter Besteuerung, indirekter Besteuerung (alias Inflation) und Kreditaufnahme. Vorausgesetzt er wächst jetzt oder behält seine aktuelle Größe bei, so MUSS die Schrumpfung einer Nahrungsquelle durch eine Zunahme bei entsprechend anderen Nahrungsquellen ausgeglichen werden. Wenn der Parasit zum Beispiel nicht schrumpft, so müssen Ausfälle bei der direkten Besteuerung über steigende Inflation und/oder Kreditaufnahme ausgeglichen werden.

Das Beispiel oben ist sehr stark vereinfachend, denn die Methoden mit denen der Parasit seine Versorgung bestreitet, werden auch einen bestimmten Einfluss auf das Wirtschaftsergebnis haben. Es erklärt jedoch hoffentlich, warum die "Bush-Steuersenkung" für die Gesundheit der US-Wirtschaft keine Alles-oder-Nichts-Entscheidung ist. Solange die Staatsaugaben unverändert beibehalten werden, ist der springende Punkt nämlich folgender: Je weniger Vermögen durch direkte Steuern abgesaugt wird, desto mehr Vermögen wird durch eine andere Methode abgesaugt. Die einzig wirkliche Steuersenkung geht mit einer Senkung der Staatsausgaben einher.


Zusammenfassung

Die wichtigste neue Entwicklung ist folgende: Einige Regierungen sind vom "keynesianischen" Pfad abgewichen und wandeln nun auf "Austeritätspfaden". Da mit dieser bestimmten Form der Austerität aber den Haltern von Staatsanleihen auf Kosten der produktiven Wirtschaft geholfen wird, passiert auch nichts, was die Wahrscheinlichkeit einer Depression verringern würde. Auf jeden Fall stehen die Chancen gut, dass das Bekenntnis zur "Austerität" nur schwach ist; wenn also offensichtlich wird, dass die "Nach-Crash-Erholung" von 2009-2010 vorüber ist, wird man höchstwahrscheinlich wieder auf den gefährlichen Pfad der Ausgaben/ Inflationierung zurückgekehren.

Und dann sehen wir leider keinen Grund, unsere Ansicht zu ändern, dass eine neue Große Depression am Entstehen ist.


© Steve Saville
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Dieser Artikel wurde am 10. August 2010 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.




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