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Die Fed und die große Unsicherheit

28.08.2010  |  Klaus Singer
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Die Renditen fielen auf Rekordtiefs, das "faire KGV" liegt mittlerweile bei 40, entsprechend die Rendite 10-jähriger Treasuries bei knapp 2,5%. Im Dezember 2008 hatte das "faire KGV" bei 48 ein Rekordhoch produziert. Wollen die Akteure die Bond-Blase bis zu dieser Marke hin aufpusten? Das entspräche einer Rendite von gut 2%.

Zum Thema Inflation habe ich einige Auswertungen produziert. Von der kurzfristigen Entwicklung her weisen PPI (siehe Chart!) und CPI (siehe Chart!) aufwärts, beim CPI im Gegensatz zum PPI allerdings eher vor einem kontraktiven Hintergrund. Das liegt auf der Linie der seit 2002/2003 eingeleiteten Entwicklung einer relativen Stärke des PPI. Davor war das gerade anders herum, und zwar seit 1981 (siehe Chart!).

1981 - damals platzte eine große Kreditblase, die Savings-and-Loan-Crisis schloss sich an. Während aber die 10jährige Rendite beim Platzen der Kreditblase in 2008 auf 2% fiel, stieg sie damals nahezu 16%. Möglicherweise ist der Unterschied genau mit dem "Greenspan-Put" zu erklären, also der Fed-Politik seit 1987, im Krisenfalle die Geldschleusen zu öffnen und die Zinsen zu senken.

Zurück zum Inflationsthema: Wenn sich der CPI stärker entwickelt als der PPI, dürfte das ein Hinweis darauf sein, dass die End-Märkte der Verbraucher, die Preise treiben oder zumindest stützen. Das weist auf ein "gesundes" makroökonomisches Umfeld hin, es zeigt Marktmacht der Unternehmen, die sie nur entfalten können, wenn es genügend kaufkräftige Nachfrage gibt. In der Zeit zwischen 1954 und 1970 herrschten solchermaßen stabile Verhältnisse.

1970 - das war übrigens das Jahr, das das Ende der Verträge von Bretton Woods markierte, einem auf goldhinterlegten Dollar basierenden System fester Wechselkurse.

Am Ende dieser Phase stieg der CPI über 5% Jahresrate, was häufig als Scheidelinie gilt. Oberhalb hiervon kann die inflationäre Entwicklung mit Mitteln der Wirtschaftspolitik kaum mehr kontrolliert werden. Dies kam auch damals so - der CPI stieg um bis zu 15% jährlich. Das dauerte bis in die frühen 1980er Jahre, dann fand die Inflationsentwicklung zur Normalität zurück. Es folgten rund 20 Jahre einer aus Inflationssicht relativ"gesunden" Entwicklung, lediglich unterbrochen durch die Rezession Anfang der 1990er Jahre.

Heute sendet die Inflationsseite sehr unruhige Signale aus, meistenteils steigt der PPI seit 2003 schneller als der CPI (siehe Chart!). Das untermalt auch die makroökonomisch schwierige Lage, in der sich die US-Wirtschaft (und andere) befinden.

Die Gründe für die relative Stärke des PPI sind vielfältig. Da ist die Politik des billigen Geldes, die für spekulative Nachfrage nach Rohstoffen sorgt, andererseits ist das die steigende physische Nachfrage aus den Emerging Markets, namentlich China. Schließlich kommt auch die relative Knappheit z.B. von Öl hinzu.

Man kann die relative Stärke des PPI aber auch in einer Schwäche des CPI begründet sehen, die durch sinkende Kaufkraft und steigende Arbeitslosigkeit zustande kommt. Schließlich kann man die Entwicklung beider Indices zusammen als Indiz dafür werten, dass die heutige Art des Wirtschaftens dominiert wird von der Finanzindustrie. Darauf werde ich ein anderes mal zurückkommen.

Zurück zum Tagesgeschehen: Das US-BIP ist im zweiten Quartal um 1,6% gestiegen, etwas stärker als erwartet. Die persönlichen Konsumausgaben (PCE) sind um 0,1% gestiegen. Das weist auf die besondere Kaufzurückhaltung der Verbraucher hin. In den ersten Handelsminuten zeigen die US-Aktienindices etwas Stärke. Der S&P 500 hatte gestern an der Untergrenze seines oben angesprochenen Bullkeils geschlossen, dessen Obergrenze liegt heute ~1066. Erst darüber würde die Veranstaltung bullischer.

Erwähnte Charts können über diesen Link eingesehen werden: www.timepatternanalysis.de


© Klaus G. Singer
www.timepatternanalysis.de



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