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Gold: Stärkere Nachfrageperiode voraus

31.08.2010  |  Eugen Weinberg
Getrieben von einem verstärkten Investoreninteresse ist der Goldpreis zuletzt deutlich gestiegen und hat mehrwöchige Höchststände erreicht. Solange weiterhin schwache Konjunkturdaten veröffentlicht werden, dürfte das Interesse der Anleger hoch bleiben. Mit dem Beginn der Feiertagssaison in Indien, in der traditionell viel Gold verschenkt wird, kommt ein weiterer unterstützender Faktor für den Goldpreis hinzu.

Der Goldpreis konnte in den letzten Wochen sowohl in US-Dollar als auch in Euro ausgedrückt deutlich zulegen und hat mit über 1.240 USD bzw. mehr als 980 EUR je Feinunze die höchsten Niveaus seit zwei Monaten erreicht (Grafik 1). Von seinem Tief Ende Juli ist der Goldpreis in USD mittlerweile um 6,9% gestiegen. In Euro gerechnet hat sich das Edelmetall seither sogar um 9,7% verteuert. Als Hauptgrund für den jüngsten Anstieg dürfte das schwindende Vertrauen der Anleger in die Erholung der globalen Wirtschaft im Zuge erneut schwacher Konjunkturdaten vor allem aus den USA gelten.

Darüber hinaus hat die Schuldenkrise in den Euro-Peripherieländern wieder verstärkte Aufmerksamkeit erhalten, nachdem sich die Risikoaufschläge (CDS Spreads) für diese Länder erhöht haben. Die daraufhin gestiegene Risikoaversion unter den Finanzmarktteilnehmern spiegelt sich folgerichtig in einer deutlich defensiveren Positionierung wider. Das verstärkte Investoreninteresse macht sich in erneuten Zuflüssen in die Gold-ETFs bemerkbar. Der größte von ihnen, SPDR Gold Trust, hat seine Bestände in den letzten Wochen wieder um mehr als 17 Tonnen erhöht, nachdem im Juli noch Abflüsse von 38 Tonnen vermeldet wurden. Mit knapp 1.300 Tonnen liegen die Goldvorräte des Fonds, welcher Berechnungen von Bloomberg zufolge rund 63% aller ETF-Goldbestände ausmacht, nur noch gut 20 Tonnen unter dem Ende Juni verzeichneten Rekordhoch.

Im Vergleich zum letzten Jahr scheinen damit die saisonal bedingten Abflüsse frühzeitig beendet zu sein. Damals haben Anleger im Juli ebenfalls Geld aus dem Fonds abgezogen. Allerdings hielt diese Dynamik bis Ende August an (Grafik 2, Seite 2). Auch der Fondsanbieter ETF Securities berichtete zuletzt wieder über verstärkte Zuflüsse in seine Gold-ETFs. In der Woche zum 13. August wurden sogar die höchsten Zuflüsse seit 13 Wochen verzeichnet.

Insgesamt befinden sich die Bestände der globalen Gold-ETFs laut Angaben von Bloomberg mit mehr als 2.072 Tonnen bzw. 66,6 Mio. Unzen auf einem relativ hohen Niveau. Allein im zweiten Quartal 2010 verzeichneten die Gold-ETFs laut World Gold Council mit 291,3 Tonnen die zweithöchsten, jemals in einem Quartal registrierten Zuflüsse. Neben dem aktuell hohen Interesse von der Anleger- und Investorenseite dürfte der Goldpreis auch von der physischen Nachfrageseite her in den nächsten Wochen und Monaten gut unterstützt bleiben.

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Insbesondere in Indien sollte in den nächsten Monaten verstärkt Gold nachgefragt werden. Gold nimmt in der kulturellen und religiösen Tradition Indiens eine große Rolle ein. Es wird als Geschenk der Götter angesehen und gilt als Symbol für finanzielle Sicherheit, Reichtum und Wohlstand. Darüber hinaus wird Gold von der indischen Bevölkerung als Schutz vor Inflation geschätzt. Unsere Volkswirte erwarten für dieses Jahr einen Anstieg der indischen Großhandelspreise, die als Inflationsindikator herangezogen werden, von 7,3%. Da in Indien Finanzanlagen nur in der heimischen Währung Rupie gehalten werden dürfen, ist Gold zudem eine willkommene Alternative zur Portfoliodiversifizierung. Gold ist dabei insbesondere bei der ländlichen Gesellschaft sehr beliebt, die rund 70% der Gesamtbevölkerung ausmacht.

Aus diesem Grund ist auch der jährliche Monsun ein wichtiger Faktor für die indische Goldnachfrage. Der Monsun dürfte in diesem Jahr normal ausfallen und somit das Einkommen der Bauern im Gegensatz zum letzten von Regenarmut gekennzeichneten Jahr nicht schmälern.

Mit dem Fest "Raksha Bandhan" hat am 24. August die Feiertagssaison in Indien begonnen. Während dieser Zeit wird im weltweit größten Goldkonsumentenland traditionell viel Gold verschenkt. Das wichtigste religiöse Fest neben "Akshaya Tritiya" im Mai ist "Diwali", das in diesem Jahr am 5. November beginnt und mit dem Ende der Erntesaison einhergeht. Zugleich markiert es den Start des hinduistischen Neujahrs. In das vierte Quartal fällt zudem der Hauptteil der indischen Hochzeitssaison, in der ebenfalls traditionell viel Gold verschenkt wird.

In Indien finden im Durchschnitt jährlich rund 10 Mio. Hochzeiten statt. Da das Land jedoch so gut wie kein eigenes Gold produziert (weniger als 1% der globalen Minenproduktion), muss die steigende Nachfrage durch Importe und Altgold gedeckt werden. Letzteres steht aufgrund der oben genannten Gründe nur begrenzt zur Verfügung.




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