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2010 - ein Rentenjahr?

04.09.2010  |  Klaus Singer
- Seite 2 -
Die Banc of America hat kürzlich noch einmal den Vergleich gezogen zwischen den USA heute und Japan in den 1990er Jahren. Sie kommt zu dem Schluss, dass Wirtschaftswachstum und Renditen so lange tief bleiben, bis die Banken wieder bereitwillig Kredite ausgeben und die Hauspreise steigen. So lange die Anleihezinsen nicht steigen, gibt es keinen säkularen Bull-Markt, die Aktienmärkte werden hoch volatil bleiben. Erst wenn die Zentralbank die Leitzinsen anheben kann (der berühmte "Exit") drehen sich die Perspektiven.

Japanische 10jährige Treasuries bringen mittlerweile unter 1% an Verzinsung. Die Rendite hat sich in den vergangenen zehn Jahren halbiert. Das entspricht eingedenk der dortigen Deflation jedoch in etwa ihrem "fair value". So gesehen gibt es anders als in Europa und USA in Japan keine Bond-Blase.

Es gibt zwei Möglichkeiten, wie wir hier von unserer Bond-Blase wegkommen. Die eine besteht darin, dass die Wirtschaft nachhaltig zu boomen beginnt und die Anleger dem Bond-Markt den Rücken kehren. Die andere läuft darauf hinaus, dass die Wirtschaft in ein Szenario mit zu geringem Wachstum einschwenkt, das dann über eine lang anhaltende deflationäre Phase im Nachhinein den Bond-Märkten recht gibt. Welches "Schweinderl" hätten’s gerne?

Genau an diesem Punkt stehen wir: Wird die Wirtschaft genügend Momentum entwickeln oder durch die staatlichen Anreize bekommen haben, damit es zu einem selbst tragenden Aufschwung kommt? Wenn ja, wird die Bond-Blase zusammenfallen, ansonsten nicht.

Zur Lösung der akuten Phase der Finanzkrise wurden (und werden) Schulden aus dem privaten in den öffentlichen Sektor verschoben. Die Gesamtverschuldung ist dadurch nicht gesunken, im Gegenteil, u.a. durch konjunkturelle Anreizprogramme ist die Verschuldung der öffentlichen Hand deutlich weiter gestiegen.

Japan, China und Deutschland haben über nachhaltige Außenhandelsüberschüsse gewaltige Währungsreserven aufgebaut, die in einer Gesamtrechnung den Entschuldungsprozess unterstützen. Im Gegensatz hierzu ist die Leistungsbilanz der USA defizitär. Das macht das Land besonders abhängig von Kapitalimporten, etwa durch Kauf von US-Treasuries. Und damit spielt hier die Einschätzung des Auslands eine besonders wichtige Rolle. Die USA können es sich auch aus diesem Grunde nicht leisten, dass sich ihre Bonität verschlechtert.

Und das ist auch der wesentliche Punkt, der die Bond-Blase "außer der Reihe" zum Platzen bringen könnte, die Verschlechterung der Emittenten-Bonität. Wohin das führen kann, haben wir am Beispiel Griechenlands in den ersten Monaten dieses Jahres gesehen. Aktuell ist Irland dran - die Renditeaufschläge etwa zu deutschen Renditen sind so hoch wie noch nie. Aber auch die Renditen der übrigen PIIGS-Länder stehen nicht mehr weit unter dem Niveau, das sie im Mai erreicht hatten. Häufen sich hier die schlechten Nachrichten und erstrecken die sich insbesondere auch auf Großbritannien und die USA, kann es schnell zu einem Flächenbrand kommen.

Wie es gehen kann, zeigt ein Blick zurück: Mitte 1977 lag die Rendite der 10jährigen US-Treasuries bei 7,3%, im Oktober 1981 war sie auf 15,75% angestiegen. Damals platzte eine große Kreditblase, es folgte die langjährige "Savings and Loan"-Krise. Und es gab zwischen 1980 und 1982 einen "double dip".

Zum Markt: Aktuell scheinen sich die Akteure an den Finanzmärkten wieder für den Konjunkturoptimismus entschieden zu haben. Seit der Wochenmitte steigen die Aktienkurse deutlich. Gut möglich, dass jetzt erneut versucht wird, im S&P 500 die Oberkante der mehrmonatigen Seitwärtsbewegung bei 1.121 aufzuhebeln.

Erwähnte Charts können über diesen Link eingesehen werden: www.timepatternanalysis.de


© Klaus G. Singer
www.timepatternanalysis.de



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