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Platin vor Entscheidung | Weizen erreicht Prognoseziel

10.07.2012  |  Markus Blaschzok
Die Zinssenkung der EZB brachte den Euro im Verhältnis zum US-Dollar in der vergangenen Woche unter Druck. Die Senkung um einen Viertel Proentpunkt auf 0,75 Prozent verarbeitete der Markt erst im Verlauf der Handelswoche, was den Euro auf Talfahrt schickte. Ein breiter Konsens fast aller Volkswirte und Analysten prognostizierte in 2009 und in 2010 einen baldigen Exit aus der Politik des billigen Geldes und sukzessive Zinsanhebungen. Entgegen der vorherrschenden Marktmeinung, waren wir uns hingegen bereits kurz nachdem die Europäische Zentralbank die Zinsen auf das bis dahin historisch niedrige Tief von einem Prozent senkte, bewusst, dass die Zinsen solange auf Niedrigstniveau gehalten werden, bis die Konsumentenpreise außer Kontrolle geraten.

So schrieben wir im Marktkommentar vom 17.3.2010 "Die Zentralbanken werden noch, solange es irgend möglich ist, die Leitzinsen auf niedrigem Niveau halten, um die fehlgeleitete Wirtschaftsausrichtung am Leben zu halten. Mit der schon bald eintretenden Inflation werden die Zinsen steigen, damit die Belastungen für die Refinanzierung der überschuldeten Staaten drastisch steigen bis keiner, außer den eigenen Zentralbanken, mehr bereit ist die nötige Schuld zu kaufen. Nachdem die EZB zur Täuschung der Märkte kurzfristig die Zinsen von 1 Prozent auf 1,25 Prozent anhob, schrieb ich wieder entgegen der noch vorherrschenden Konjunktureuphorie am 10.06.2011: "… erhöhen die Wahrscheinlichkeit für mein Rezessionsszenario im dritten Quartal, das ich letztes Jahr bereits berechnete und prognostizierte. Nach dieser Zinsanhebung sehe ich aufgrund der sich dann stark eintrübenden Konjunktur keine weiteren restriktiven Maßnahmen in diesem Jahr seitens der EZB. Es besteht sogar die Möglichkeit, dass die Zinsschritte wieder zurückgenommen werden, da man diese Politik im Rahmen kurzfristig schwächer steigender Preise durchsetzen kann und man dennoch weiter "glaubwürdig" bliebe.“

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Damit haben sich unsere langfristigen makroökonomischen Erwartungen, die wir unermüdlich wiederholten, bisher erfüllt. Unsere Meinung drehte sich nicht aufgrund zufälliger und unbedeutender Ereignisse wie das Fähnlein im Wind. Die Aktienmärkte gaben nach der Leitzinssenkung deutlich nach, was mit daran liegen dürfte, dass Mario Draghi vor einer anhaltenden Wirtschaftsschwäche warnte. Der Euro verlor zum US-Dollar über 4 Cents seit Dienstag und auch Gold und Silber kamen unter Druck.

Wir erwarten, dass die Leitzinsen auf Niedrigstniveau verbleiben oder noch tiefer gesetzt werden, bis die reale Preissteigerungsrate im statistischen Warenkorb HVPI mit Steigerungsrraten von 4-5 Prozent pro anno ausser Kontrolle gerät und die Notenbanken sich mit ihrem Leitzins anpassen müssen. Japanische Verhältnisse mit Niedrigstzinsen über Jahrzehnte halten wir aufgrund völlig verschiedener Ausgangslagen für ausgeschlossen. Die Inflations- und Leitzinsentwicklung der 70er Jahre ist hingegen ein besseres Beispiel für die künftige Entwicklung. Unsere eigenen Indikatoren und Daten zeigen bereits seit einigen Monaten enormen Preissteigerungsdruck an, weshalb wir glauben, dass trotz der sich verstärkenden Rezession die Konsumentenpreise auch kurzfristig hoch bleiben und in Kürze steigen werden. Vor diesem Hintergrund verwendeten wir als Erste im letzten Jahr bereits den Terminus der Stagflation, der eine rezessive Phase bei gleichzeitig steigenden Konsumentenpreisen beschreibt, welche wir in Kürze erwarten.

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Auch die Dänische Zentralbank hat ihre Zinsen in Reaktion auf die der EZB gesenkt. Sie hat den Satz für die Refinanzierung von 0,45% auf 0,2% gesenkt und den für Einlagen sogar ins negative Terrain auf -0,2% verlegt. Die "Nationalbanken" will damit weiteren Zufluss von Kapital und eine erhöhte Nachfrage nach der Dänischen Krone begrenzen, da die Zentralbank die Fixierung des Wechselkurses sonst, ähnlich wie die SNB, teuer erkaufen müsste. Dies ist natürlich ein starkes Zeichen für die Krone und die dänische Wirtschaft. Die Fixierung zum Euro kostet dem kleinen Land ebenso wie der Schweiz Milliarden und es ist fraglich, ob diese dauerhaft aufrecht gehalten werden kann. Die Brittische Notenbank hielt ihren Leitzins bei 0,5%, erhöhte ihr Anleihenaufkaufprogramm um 50 Mrd. Pfund auf 375 Mrd. Pfund. China nahm die Zinsen um 0,25% bis 0,31% je nach Laufzeit der Papiere herunter. Irland konnte sich am Donnerstag erstmals seit dem Bail Out im November wieder selbst an den Märkten refinanzieren und begab 500 Mio. Euro kurzlaufender Papiere zu einer Rendite von nur 1,8%.

Gegen den Fiskalpakt und besonders gegen den ESM (Europäischen Stabilitätsmechanismus) zum direkten Bail Out der Banken auf Kosten der kleinen Bürger, bei Umgehung der nationalen Parlamente, regt sich Widerstand wie einige Verfassungsklagen sowie öffentliche Aufrufe von Ökonomen und Politkern. Dass dieser wohl größte Raubzug in der Geschichte der Menschheit vor dem Verfassungsgericht ein Ende findet, während Politiker seit Jahren die Demokratie und den Willen des Souveräns mit Füßen treten, muss stark bezweifelt werden.

Dass im Rahmen der Bankenunion jegliche Aufsicht über das Bankensystem an die EZB, die das Macht- und Finanzierungsinstrument der herrschenden Zentralstaat- und Planwirtschaftsbefürworter ist, übertragen werden soll, sorgt dafür, dass die noch verbliebenen Kontrolleinrichtungen, die eine Rechenschaft möglich machen würden, an das Bankensystem übertragen werden. Dieses kann sich mit dem Start des ESM selbst über die EZB und damit über den Steuerzahler unbegrenzt finanzieren, ohne dass parlamentarischer Widerspruch möglich wäre, während gleichzeitig die Kontroll- und Rechenschaftsfunktion auch ihr selbst obliegt, womit der Souverän praktisch keine unabhängige Einsichtmöglichkeit mehr in die Verwendung seiner Ersparnisse hat.




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