Bergbau: Gehalt ist Trumpf
19.07.2012 | The Gold Report
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The Gold Report: Ist eine Vormachbarkeitsstudie dasselbe wie eine "vorläufige wirtschaftliche Bewertung“ (preliminary economic assessment, PEA)? Andrew Richmond: Nein. Eine PEA kann vor oder nach einer Vormachbarkeitsstudie erfolgen. In einer PEA können Vermutungen und Hypothesen über die Kriterien und Parameter angestellt werden, die in eine Studie eingehen. Manche Studien sind zu diesem Zeitpunkt noch nicht erstellt. Nur um ein Beispiel zu geben: Bei Tagebaulagerstätten wird eine Sache häufig erst spät gemacht - und zwar die geotechnischen Bohrungen an den Stellen, wo sich die Grubenwände befinden sollen, um deren Neigungswinkel festlegen zu können. Aber solange die Vormachbarkeitsstudie nicht erstellt ist, kann das Unternehmen nicht kalkulieren, wo die Grubenwände stehen werden und wo die Spezialbohrungen gemacht werden. Wenn es aber dann auf die Vormachbarkeitsstudie und die abschließende Machbarkeitsstudie zugeht, sind dann auch alle technischen Studien erbracht, die zur Freigabe eines Projekts benötigt werden.
The Gold Report: Was sind die typischen Fehler, die dem technischen Personal bei der Vorbereitung der Dokumentation unterlaufen?
Andrew Richmond: Wenn ich Übernahmen, Fusionen oder auch nur Jointventure-Projekte für einen Kunden begutachte, arbeite ich nach den folgenden Prinzipien: Erstens treffe ich keine Vorabannahmen. Zweitens prüfe ich alles. Drittens, und das mag vielleicht nicht gut klingen, traue ich niemandem. Ich verfolge alles nach; es gibt immer Leute, die einen hinters Licht führen wollen. Das passiert regelmäßig.
Diese Studien werden oft unter Zeitdruck erstellt, damit die Fristen der Unternehmen eingehalten werden können. Aber der Zeitaufwand kann unterschätzt werden und diese Studien kommen dann fast ausnahmslos zu spät. Dass eine Studie mit Verspätung veröffentlicht wird, kann gut oder schlecht sein. Es kann bedeuten, dass die Wirtschaftlichkeitskalkulationen nicht genau passen, woraufhin andere Abbaumethoden in Betracht gezogen werden. Es kann aber auch an metallurgischen Problemen liegen, die einer Feinabstimmung bedürfen.
Unternehmen legen häufig optimistische Rohstoffkurse und Investitionsaufwendungen zu Grunde. Wenn diese nun in den unteren Bereichen für die Region, den Projekttyp und den Rohstoff liegen, suche ich nach einer guten Rechtfertigung für diese Annahmen.
Manchmal gibt es gar keine Risikoanalyse, oder nur in extrem begrenzter Form. Mein Fachgebiet ist die Ressourcenschätzung; ich schaue also, ob bei den Modellierungstechniken für die Ressource die geologischen Gegebenheiten adäquat berücksichtigt wurden und ob diese zur den vorgeschlagenen Abbaumethoden passen. Ein sehr einfacher Test ist die Überprüfung der Durchschnittsgehalte der Proben, die für die Schätzung des Blockmodells herangezogen wurden. Sind sie genauso hoch, oder weichen sie um 5% -10% ab? Der Durchschnittsgehalt der Proben aus den Bohrlöchern muss genauso hoch sein, wie der Durchschnittsgehalt des Blockmodells.
Bei Edelmetalllagerstätten achte ich auf Unternehmen, die die extremen Gehaltswerte nicht rausnehmen. Sagen wir, der Durchschnittgehalt einer Lagerstätte liegt 2 g/ t, trotzdem gibt es ein oder zwei Proben, bei denen er über 100 g/ t liegt. Diese Proben sind mit großer Vorsicht zu genießen. Sie können nämlich den Durchschnittsgehalt eines Blockmodells deutlich in die Höhe treiben.
The Gold Report: Was sind die Unterschiede zwischen "Rotary Air Blast Drilling“ (RAB) und "Reverse Circulation Drilling“ (RC) und "Diamantbohrungen"?
Andrew Richmond: Die RAB- und RC-Bohrverfahren sind Schlagbohrtechniken, d.h. hier werden die Steinproben herausgebrochen. Die RAB-Bohrung ist eine Technik, die in der Regel für Erkundungsbohrungen benutzt wird, um das Material kurz unter der Oberfläche zu testen. Hier kann es zu Verunreinigungen kommen, weil die Proben zwischen der Bohrstange und dem Rand des Bohrlochs hochkommen.
Beim RC-Bohrverfahren kommt die Probe abgetrennt von Außenrand des Bohrlochs nach oben, hier ist die Verunreinigungsgefahr als deutlich niedriger. Mit dem RC-Bohrverfahren kann man Tiefen von knapp 1.000 m erreichen.
Das Diamantbohrverfahren ist das einzige, bei dem man Probekerne erhält. Diamantbohrungen sind im Allgemeinen besser. In einigen Fällen wird die Mineralisierung beim Bohrvorgang ausgewaschen, weil unten zur Kühlung der Bohrköpfe Wasser eingesetzt wird.
RC-Bohrungen sind deutlich billiger und schneller, aber Diamantbohrungen bringen in der Regel die besseren Proben.