Bergbau: Gehalt ist Trumpf
19.07.2012 | The Gold Report
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The Gold Report: Bei einer Lagerstätte sind im Allgemeinen die Gehalte sehr wichtig. Was ist aber Ihrer Meinung nach mit Blick auf die Bohrergebnisse das Wichtigste? Andrew Richmond: Bei einer Lagerstätte zählen vor allem die Gehalte; Gehalte sind Trumpf. Aber in der Praxis kommt es darauf an, dass das Zusammenspiel von Gehalten, Tonnen, Geometrie und Tiefe der Mineralisierung nach Möglichkeit für einen wirtschaftlichen Abbau spricht. Sicherlich können auch Abschnitte mit sehr hohen Gehalten vorkommen, die dann aber so schmal sind, dass sie nicht zur Lagerstätte reichen. Oder die förderbare Tonnage reicht nicht aus, um die Investitionen für eine Verarbeitungsanlage und andere Infrastrukturprojekte zu rechtfertigen.
The Gold Report: Kommen wir zu Goldlagerstätten. Welche mineralisierten Systeme bevorzugen Sie hier?
Andrew Richmond: Beim Gold gibt es verschiedene Typen mineralisierter Systeme. Die epithermalen Lagerstätten weisen in der Regel die höheren Gehalte auf. Sie sind normalerweise auch als hoch- oder niedrigschwefelhaltige epithermale Lagerstätten bekannt. Beide Typen können extreme hohe Gehalte aufweisen, aber in der Regel handelt es sich dabei auch um sehr schmale Zonen, die sich eben günstig unter Tage abbauen lassen. Auch Porphyrsysteme können hohe Goldgehalte aufweisen, in manchen Fällen sogar mehr Gold als Kupfer. Diese Systeme können über mehrere Milliarden Tonnen verfügen und auch dann noch wirtschaftlich sein, wenn es hier nur 0,5 g/ t zu holen gibt.
The Gold Report: Allein wegen der Größeneffekte?
Andrew Richmond: Ja. Eindeutig wegen der Größeneffekte. Aber auch wegen der möglicherweise geringen Mineral/Abraum-Verhältnisse - d.h, dass wenig Abraum auf viel Erz kommt.
The Gold Report: Bevorzugen Sie bestimmte Tiefen bei epithermalen Lagerstätten?
Andrew Richmond: So nah an der Oberfläche wie möglich, aber in Witwatersrand in Südafrika gibt es Lagerstätten, die über 4 Kilometer tief liegen.
The Gold Report: In Norden Ontarios auch. Vielleicht nicht 4 km aber um die Drehe.
Andrew Richmond: Je tiefer es geht, desto höher müssen die Gehalte sein. Das ist der Kompromiss.
The Gold Report: Was wäre für Sie eine epithermale Lagerstätte mit hohen Gehalten?
Andrew Richmond: Normalerweise 30 g/ t oder mehr, wenn die Fördermenge gering ist. Wenn sie größer als 100 Millionen Tonnen ist, dann könnte man sogar noch 2 g/ t beim aktuellen Goldpreis als gut bezeichnen. Mit mehr als 5 g/ t würde man bei dieser Fördermenge schon von einer exzellenten Lagerstätte sprechen. Davon gibt es aber nur sehr wenige auf der Welt.
The Gold Report: Und was wären hohe Gehalte bei einer Kupfer-Gold-Porphyr-Lagerstätte?
Andrew Richmond: Da die häufig mehrere 100 Megatonnen oder sogar mehr als eine Milliarde Tonnen haben, wäre das ein Gold-Kupfer-Anteil von über 2%. Aus ökonomischer Sicht sind Kupfer und Gold zwei wichtige Träger für diesen Lagerstättentyp.
The Gold Report: Kommen wir also auf die zusätzlich anfallenden Nebenprodukte zu sprechen. Wie wichtig sind sie für die Wirtschaftlichkeit einer Lagerstätte?
Andrew Richmond: Sie können extrem wichtig sein. An erster Stelle steht natürlich ihr ökonomischer Nutzen. Dann können sich aber auch andere Elemente im Bohrkern befinden, die analysiert werden müssen, weil sie Auswirkungen auf die Umwelt haben können und anschließend eine teure Altlastensanierung nach sich ziehen würden, wie Pyrit. Bei Konzentratverkäufen können bestimmte Stoffe dann auch Wertminderungen verursachen.