Simpel, Fair, Fundiert
16.09.2010 | Theodore Butler
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13. September 2010US Commodity Futures Trading Commission
Three Lafayette Centre
1155 21st St, NW
Washington, DC 20581
Sehr geehrter Chairman Gensler, sehr geehrte zuständige Kommissare,
Das neue Gesetz zur Reform der Finanzmarkregulierung macht es erforderlich, dass die Kommission feste Positionsobergrenzen im Derivatehandel für alle begrenzt verfügbaren Rohstoffe durchsetzt - Energieträger, Metalle und landwirtschaftliche Produkte. Die Kommission ersucht um Beiträge, Vorschläge und Meinungen, die ihr als Leitlinien bei der Festlegung adäquater Obergrenzen für Spekulativpositionen bei diesen Rohstoffen dienen können. Wichtig hierbei ist, dass die bei der Festlegung solcher Grenzen zur Anwendung kommende Formel einheitlich, ökonomisch fundiert, fair und für alle Marktteilnehmer durchweg verständlich ist. Dieselben Prinzipien müssen bei der Gewährung von Ausnahmeregelungen im Fall nachprüfbar seriöser Hedging-Absichten zum Tragen kommen.
Aus wirtschaftlicher Sicht ist der Handel mit Rohstoff-Futures und -derivaten legitimiert, um den Produzenten und Verbrauchern jener Rohstoffe, die Möglichkeit zu bieten, bestehende Preisrisiken auszugleichen. Die sogenannte "Hedger" transferieren das unerwünschte Preisrisiko auf Spekulanten, die sich dazu bereit erklären. Ziel der Positionsobergrenzen ist es, Marktkonzentration und -manipulation zu verhindern, ohne dass dies zu einer übermäßigen Einschränkung der Liquidität führt, für die die Spekulanten an unseren Derivatemärkten sorgen. Die Festsetzung adäquater Positionsobergrenzen ist der Schlüssel, um ökonomische Legitimität und Manipulationsschutz sicherzustellen, ohne gleichzeitig die Liquidität unnötig zu verengen.
Jeder begrenzt verfügbare Rohstoff wird physisch produziert und verbraucht. Genau das macht ihn "begrenzt". Somit sollte jede Berechungsgrundlage zur Bestimmung adäquater Positionsobergrenzen auf Weltproduktion und Weltverbrauch basieren. Die einfachste Berechnungsgrundlage würde sich an einem gemeinhin und gleichermaßen geltenden prozentualen Anteil an der weltweiten Produktionsmenge begrenzt verfügbarer Rohstoffe orientieren. Es sollen Positionsobergrenzen eingeführt werde, die von einem festen Prozentsatz anteilig an der Weltproduktion ausgehen und bei keinem Rohstoff überschritten werden dürfen. Die Kommission kann zukünftig Gleichheit und Fairness sicherstellen, indem sie darauf besteht, dass ein und derselbe Prozentsatz gleichermaßen bei allen begrenzt vorkommenden Rohstoffen zum Tragen kommt.
Die Ein-Prozent-Lösung
Ich schlage der Kommission vor, sie möchte eine feste Positionsobergrenze festlegen, bei der die entsprechende Kontraktanzahl für jeden begrenzt verfügbaren Rohstoff nicht mehr als 1% der jährlichen Weltproduktion übersteigen darf. Diese 1%-Grenze für Spekulativpositionen würde für alle verwandten Derivate übergeordnet gelten (an allen Märkten) und sich auf die Gesamtheit aller Kontraktmonate beziehen. Jede einzelne spekulative Trading-Körperschaft könnte also mit ihrer gesamten Derivatposition für jeden dieser Rohstoffe - long oder short - nicht mehr als insgesamt 1% der entsprechenden Jahresweltproduktion kontrollieren. Ein solches Limit wäre hoch genug, um mehr als nur einer kleinen, sehr begrenzten Anzahl von Tradern am Markt Platz zu bieten. Wichtig hierbei ist auch, dass ein solches Grenzniveau - bei einheitlicher Durchsetzung - Konzentration und Manipulation unmöglich machen würde. Und das ist der oberste Auftrag der Kommission.
Die Vernünftigkeit der Ein-Prozent-Lösung zeigt sich vor allem daran, dass sie bei den meisten begrenzt verfügbaren Rohstoffen größtenteils schon jetzt zur Anwendung kommt. So sollte es auch sein. Es gibt aktuell nur sehr wenige Rohstoffe, bei denen die Obergrenzen für Spekulativpositionen höher als ein Prozent der Weltproduktion liegen. Daher bedarf es auch keiner radikalen Gesamtrevision der Positionsobergrenzen. Damit sollten schließlich auch alle Bedenken zerstreut sein, welche hinsichtlich störender Markteinflüsse, Liquiditätsverluste oder einer Trading-Abwanderung an ausländische Börsen geäußert wurden. Um ehrlich zu sein, befinden sich die Positionsobergrenzen der meisten Rohstoffe schon dort, wo sie sich befinden sollten. Denn entweder existieren schon jetzt bei den meisten Rohstoffen Obergrenzen von weniger als ein Prozent der Jahresproduktion, oder sie wurden schon öffentlich vorgeschlagen.
Beim größten und wichtigsten begrenzt verfügbaren Rohstoff, Rohöl, besteht zum Beispiel aktuell eine de facto Positionsobergrenze von ungefähr einem Zehntelprozent der Weltjahresproduktion. Bei einer weltweiten Rohölproduktion von 30 Milliarden Barrel jährlich würde eine Positionsobergrenze von 1% dafür sorgen, dass ein Trader über 300 Millionen Barrel verfügen dürfte oder aber über 300.000 Standardkontrakte zu je 1.000 Barrel. Natürlich ist das viel zu viel, und die Börsen haben daher Rechenschaftsgrenzen (accountability limits) eingeführt, die stattdessen in der Nähe von 0,10% angesiedelt sind - also bei 30.000 Kontrakten oder weniger. Die vor Kurzem von der Kommission vorgeschlagenen Obergrenzen für Energiepositionen (zurückgezogen aufgrund der neuen Gesetzeslage) richteten sich offenbar auch nach dem für Rohöl geltenden Grenzwert von 0,10%.
Bei Rohstoffen wie bei Getreide und Ölsaaten, für die die Kommission staatlich geforderte Höchstgrenzen durchsetzte, liegen diese Positionsobergrenzen weit unter einem Prozent der Weltproduktion. Mais hat zum Beispiel eine Obergrenze von 0,35% der Weltproduktion, beim Weizen sind es 0,15%, bei Baumwolle 0,5 % und bei Soja 0,62% der Weltjahresproduktion. Nun ist es nicht meine Absicht, diese Höchstgrenzen auf ein ganzes Prozent anzuheben; ich demonstriere hier schlicht und einfach, dass es die Kommission schon seit Langem für angebracht hält, feste Positionsobergrenzen von weniger als einem Prozent für eine breite Auswahl an Rohstoffen durchzusetzen.