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Der Inflationsbegriff ist in der modernen Form untauglich

16.09.2010  |  Redaktion
Gold wird als guter Hedge gegen Inflation bezeichnet - kurz bevor mit Verweis auf das aktuelle Umfeld vor einem größeren Engagement abgeraten wird. Die Inflation sei "unter Kontrolle" und Gold als Investment nicht attraktiv.

Inflation wird hier als Anstieg der staatlich berechneten Konsumentenpreisindices definiert - und diese sind aus verschiedenen Gründen tatsächlich "unter Kontrolle". Diese Einschätzung verwechselt aber Ursache und Wirkung, also die staatliche Manipulation des Zinses und der Geldmenge und den Anstieg von Konsumentenpreisindices.

The semantic revolution which is one of the characteristic features of our day has also changed the traditional connotation of the terms inflation and deflation. What many people today call inflation or deflation is no longer the great increase or decrease in the supply of money, but its inexorable consequences, the general tendency toward a rise or a fall in commodity prices and wage rates. […] While merely fighting symptoms, they pretend to fight the root causes of the evil. Ludwig von Mises, Human Action, 1949

Wenn also eine Wirtschaft durch staatliche Manipulation mit Geld geflutet wird, dann ist der nominelle Anstieg der Konsumentenpreise nur ein Symptom dieser Manipulation. Beachtet man diese Kausalität, dann ist es auch einfacher, die Preisindexberechnung grundsätzlich in Frage zu stellen. Es gibt nicht die Konsumentenpreise und auch nicht das Preisniveau, sondern nur eine vernetzte Struktur einzelner Preise. Die Zusammenstellung der Indices und die Berechnungsmethoden sind höchst subjektiv und können durch gegenläufige Entwicklungen aus anderen Wirtschaftsbereichen vollständig maskiert werden.

Für den Anleger sind die offiziellen Preisindices deshalb wenig hilfreich. Jede monetäre Expansion wird Auswirkungen auf die Preisstruktur haben, es ist aber nicht zwingend, dass der Warenkorb des staatlichen Statistikers diese Auswirkungen wiedergibt. Zum Beispiel: Da vor 10 Jahren die monetäre Expansion vornehmlich über die Vergabe von US-Hypotheken erfolgte, waren vor allem die US-Immobilienpreise betroffen. Die Preisentwicklung des staatlichen Warenkorbs blieb aber stabil, da unter anderem die US-Immobilien darin nicht vertreten waren. In der Folge wurden die Zinsniveaus nicht angepasst, die Inflation war "unter Kontrolle" und das Finanzdesaster nahm seinen Lauf.

Aktuell stockt die Kreditvergabe an die Konsumenten, da die monetäre Expansion bei den Banken hängenbleibt, in der Folge stagnieren (wieder) die Konsumentenpreise. Doch auch jetzt finden maßgebliche Änderungen der Preisstruktur statt, vornehmlich am Anleihenmarkt. Die Renditespannen zwischen Unternehmens- und Staatsanleihen sind kollabiert (Spreads), die nominellen Renditen von Unternehmensanleihen haben ein Rekordtief erreicht (Yields) und zuletzt konnten vor allem Anleihen mit langen Laufzeiten zulegen (Curves). Die Inflation ist wieder "unter Kontrolle".

Bei beiden Beispielen sind die Preisänderungen eine direkte Folge der staatlichen Manipulation des Zinses und der Geldmenge, zuletzt durch die neu ausgesprochene Liquiditätsgarantie der amerikanischen Zentralbank (QE2). In beiden Fällen hat eine Entwertung der Währung stattgefunden, der Konsument kann für seine Währungsbestände weniger Güter erwerben. Je nach Zusammenstellung des Warenkorbs ist die Inflation nicht "unter Kontrolle". Definiert man die Inflation wie ehemals als staatliche Manipulation des Zinses und der Geldmenge, dann ist sie "außer Rand und Band" (und die Konsumentenpreise wären ohne diese Manipulation deutlich tiefer).


Neben der Entwertung der Währungseinheit gibt es einen weiteren Effekt der expansiven Geldpolitik: Durch die veränderte Preisstruktur werden für Marktteilnehmer künstliche Signale erzeugt, welche zu Kapitalfehlallokationen führen. US-Immobilien und verwandte Hypotheken sahen wie gute Investments aus, reales Kapital wurde dort hingeleitet und fortan zerstört. Auch jetzt wird durch künstliche Preissignale reales Kapital in nicht nachhaltige Projekte geleitet. Anleger investieren in immer riskantere Unternehmensanleihen und in Staatsanleihen mit immer längerer Duration. Andere Kommentatoren nennen das aktuelle Umfeld die "Staatsanleihen Blase".

Fazit: Der Inflationsbegriff ist in der modernen Form untauglich. Die Goldanlage schützt nicht per se vor steigenden Konsumentenpreisen, sondern vor den negativen Folgen einer expansiven Geldpolitik. Die Geldentwertung ist dabei nur eines der möglichen Folgen, gravierender sind die Kapitalfehlallokationen, welche durch unnatürliche Preissignale hervorgerufen werden.

Gold profitiert im aktuellen Umfeld doppelt: Die expansive Geldpolitik hat zu niedrigen bis negativen realen Zinsen geführt - weshalb die Opportunitätskosten der Goldanlage stark gesunken sind. Ferner sind die Gegenparteirisiken durch vergangene und laufende Kapitalfehlallokationen stark gestiegen, weshalb die eindeutige Bonität von Gold immer attraktiver wird.

Eine Begriffserläuterung der Kapitalfehlallokation können Sie hier nachlesen: www.absolutepm.at




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