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Die Nach- und die Nachteile von Schuldenmonetisierung

21.07.2012  |  Steve Saville
Es folgt ein Auszug aus einem Kommentar, der ursprünglich am 08. Juli 2012 auf www.speculative-investor.com veröffentlicht wurde.

Man kann davon ausgehen, dass die EZB schließlich dazu angestachelt wird, große Mengen europäischer Staats- und Geschäftsbankenschulden zu monetisieren, was aber noch viele Monate dauern könnte. Aus diesem Grund sollten wir auch die Vor- und Nachteile einer solchen Entwicklung diskutieren. Da wir aber überhaupt keine Vorteile entdecken können, werden wir uns auf die Nachteile konzentrieren.

Man sollte vor allem eines verstehen: Monetäre Inflation, herbeigeführt durch eine Zentralbank, ist aus demselben Grund ein Problem, aus dem auch private Geldfälschung ein Problem ist. Im Endeffekt wird nämlich "etwas" gegen "nichts" eingetauscht, und daher handelt es sich um eine Form des Diebstahls. Niemand würde behaupten, dass private Geldfälschung der Wirtschaft einen wertvollen Dienst erweist, wenn das gedruckte Geld zum Aufkauf von Anleihen finanziell angeschlagener Staaten eingesetzt würde. Warum aber glauben so viele Menschen, dass eine Zentralbank etwas Gutes bewirken kann, wenn sie Anleihen mit aus dem Nichts herbeigezaubertem Geld aufkauft?

Allein zu denken, dass die Zentralbank unter bestimmten Bedingungen mit der Geldschöpfung keinen Schaden anrichten würde (wenn sie schon nichts Gutes bewirkt), setzt die Ausschaltung jener Gehirnhälfte voraus, die für Logik und den gesunden Menschenverstand zuständig ist. Natürlich schadet es! Die Ausweitung des Geldangebots kann gar nicht zu einer Erhöhung des Gesamtvermögens einer Wirtschaft führen, obschon einige Menschen in Folge der Geldspritzen tatsächlich reicher werden. Wenn einige Menschen reicher werden, während sich das Gesamtvermögen gleichzeitig nicht erhöht, so müssen andere Menschen ärmer werden. Wir haben es hier also mit einem Zwangstransfer von Vermögen zu tun.

Jetzt kommen wir auch zum Kern dessen, was Schuldenmonetisierung der Zentralbanken eigentlich ist: Sie ist ein Mittel des Vermögenstransfers von einigen Menschen zu anderen Menschen. In speziellen Fall der EZB, die neue Euros benutzt, um Anleihen insolventer Staaten und Banken aufzukaufen, käme das einem Vermögenstransfer gleich, bei dem das Vermögen all jener, die Ersparnisse in € haben, zu den betreffenden Anleiheinvestoren transferiert wird. Im Grunde werden damit die Kosten schlechter, wenig durchdachter Investitionsentscheidungen (der Kauf dieser Anleihen) von jenen, die diese trafen, auf jene übertragen, die mit dieser Entscheidung überhaupt nichts zu tun hatten. Die Umlegung der Kosten würde zudem heimlich geschehen. Würde man allen Euro-Sparern eine Rechnung für ihren Anteil am Vermögenstransfer schicken, gäbe es einen Aufstand. Geschieht der Transfer jedoch durch monetäre Inflation, könnte von 100 Personen nicht mal eine begründen, warum er/ sie jetzt ärmer geworden ist.

Die Kosten für die Euro-Sparer sind versteckt und nicht zu erkennen, weil es sich dabei nicht um einen sofortigen Vermögenstransfer handelt, sondern einen schrittweisen Transfer von Kaufkraft. Anleihehalter und Banken haben einen unmittelbaren Anstieg ihrer Kaufkraft zu verzeichnen, weil sie die Erstempfänger des neuen Geldes sind; die Sparer haben hingegen einen schrittweisen Verlust ihrer Kaufkraft zu verzeichnen, weil das neue Geld sich seinen Weg langsam durchs System bahnt. Man muss zudem wissen, dass die Preiseffekte der Neugeldspritzen eher "klumpenweise" wirken - dahingehend, dass bestimmte Preise stärker beeinflusst werden als andere. Das wiederum führt zu Fehlinvestitionen und bedeutet, dass die Schuldenmonetisierung nicht nur einen unethischen Transfer von Vermögen verursacht, sondern auch die bestehende Gesamtvermögensmenge reduziert.

Vor diesem Hintergrund stellt sich also die Frage: Warum sollte man so etwas tun? Warum sollte eine Zentralbank Schulden monetisieren, wenn sie damit einer kleinen Gruppe von Spekulanten auf Kosten einer Großzahl von Sparern hilft und gleichzeitig noch die Gesamtvermögensmenge schrumpfen lässt?

Auf jeden Fall hat es nichts mit dem Schutz der Bankkunden und ihrer Einlagen zu tun, weil diese Einleger nichts verlieren, wenn die Aktionäre dieser Bank alles verlieren und die Halter der Bankenanleihen hohe Verluste erleiden. Unserer Meinung geschieht all das aufgrund von Unwissenheit und einer Bereitschaft, ungerechte Praktiken zu akzeptieren, um sich politische oder finanzielle Vorteile zu verschaffen.

Unwissenheit spielt dabei in folgender Hinsicht eine Rolle:

  • 1. Die meisten Menschen verstehen nicht die Verbindung zwischen monetärer Inflation und einen letztendlich sinkenden Lebensstandard.
  • 2. Die Führung von Zentralbanken wird zwangsläufig aus schlechten Ökonomen bestehen, weil kein guter Ökonom diesen Job jemals machen wollte und auch niemals in die engere Auswahl für diesen Job kommt. Ohne seine feste Überzeugung, dass Gelddrucken der Wirtschaft helfen kann, wäre Ben Bernanke zum Beispiel nie Chef der Fed geworden.
  • 3. Fast alle Politiker haben keine Ahnung von Wirtschaft.

Die Bereitschaft, für politische oder finanzielle Vorteile alles Erdenkliche zu unternehmen, spielt in folgender Hinsicht eine Rolle.

  • 1. Die Fähigkeit, Geld aus dem Nichts zu schöpfen, verschafft den Politikern einen viel größeren Spielraum beim Wählerstimmenkauf. Müssten sie hingegen jedes ihrer Versprechen durch direkte Besteuerung finanzieren, wäre dieser bei Weitem nicht so groß.
  • 2. Monetäre Inflation schafft häufig den vorübergehenden aber falschen Eindruck einer kräftigen Wirtschaft, was aber temporär die Chancen einer Wiederwahl der Amtsinhaber erhöht.
  • 3. Diejenigen, die am meisten von monetärer Inflation profitieren, üben häufig auch überproportional großen Einfluss auf die Zentralbank und die Regierung aus.
  • 4. Aufgrund der in der Vergangenheit gemachten Versprechen der Politiker haben jetzt auch die Wähler ein Eigeninteresse an weiterer Inflationierung, da diese Menschen nur über den durch monetäre Inflation herbeigeführten Vermögenstransfer ihre sogenannten Leistungsansprüche in Zukunft überhaupt noch bekommen können.

Die Kombination aus der oben beschriebenen Unwissenheit und den Eigeninteressen wird dafür sorgen, dass es auch in Zukunft die monetäre Inflation zunehmen wird, obgleich diese unethisch ist und die Wirtschaft hemmt und schwächt.

Die Frage ist also nur wann, und nicht ob.


© Steve Saville
www.speculative-investor.com


Regelmäßige Finanzmarktprognosen und -analysen stehen auf unserer Webseite www.speculative-investor.com zur Verfügung. Zurzeit bieten wir keine kostenlosen Probeabos an, aber Gratisbeispiele unserer Arbeit (Auszüge aus unseren regelmäßig erscheinenden Kommentaren) können Sie unter www.speculative-investor.com/new/freesamples.html abrufen.

Dieser Artikel wurde am 17. Juli 2012 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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