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Die Fed und das Ei des Columbus?

25.09.2010  |  Klaus Singer
Die Fed hat am Dienstag laut über weitere Maßnahmen nachgedacht, mehr Geld in die Wirtschaft zu pumpen. Konkrete Beschlüsse wurden auf dem regulären FOMC-Meeting aber nicht gefasst.

Einige Akteure zeigen sich daraufhin enttäuscht: Die jüngste Verbesserung bei Makrodaten (Hausbaudaten z.B.) hat nicht dazu geführt, dass die Fed den Tenor ihres Ausblicks auf die wirtschaftliche Erholung optimistischer gestaltet.

Stattdessen geht die Notenbank in ihrem Kommunique davon aus, dass das Tempo der Konjunkturerholung in den USA vorerst moderat bleiben wird. Zudem halte man sich Maßnahmen offen, um die derzeit gedämpfte Inflationsentwicklung wieder auf ein höheres Niveau zu bringen, das besser für Preisstabilität und Vollbeschäftigung sei, heißt es.

Das Wachstum hat sich im ersten Halbjahr stark verlangsamt und die Sorge ausgelöst, der Aufschwung könne auf der Kippe stehen. (Dabei hat die nationale Statistikbehörde NBER erst vor wenigen Tagen (zeitnah...) festgestellt, dass die Rezession im Juni 2009 zu Ende gegangen ist.)

Als einzige konjunkturelle Triebkraft hat momentan die Korrektur der Lagerbestände nach der Panik-Liquidation im Herbst 2008 noch Schwung. Der Arbeitsmarkt, das Wachstum der Konsumausgaben und die Erholung des Immobiliensektors stottern bestenfalls. Der gigantische Stimulus von 2009 in Höhe von fast einer Bill. Dollar läuft jetzt aus, er sollte die Schwäche des privaten Sektors kompensieren.

Die öffentlichen Schulden sind von 5,8 Billionen Dollar im September 2008 auf 8,8 Billionen Dollar per August 2010 gestiegen. Private Schulden wurden durch öffentliche ersetzt. Insgesamt dümpelt die Gesamtverschuldung seit Herbst 2008 bei etwa 52 Billionen Dollar dahin. Die Verschuldung der Haushalte sank seit dem zweiten Quartal 2008 um 374 Mrd. Dollar. Mit dem bislang festen Dollar ist die Aussicht auf einen Wachstumsimpuls durch Exporte gedämpft. Steuerrabatte für Hauserstkäufer sind schon seit Mai vom Tisch und lassen erwarten, dass der Immobiliensektor nochmals abtaucht. Alle diese Faktoren führen zu Wachstumsschwäche und womöglich zu einem deflationären Umfeld, beides könnte etliche Jahre anhalten.

Der Staat hat seine Munition verschossen, auch die Fed hat nach ihren Zinssenkungen bis nahe Null nur noch wenig Pfeile im Köcher. Was kann sie noch tun?

Sie will der gedämpften Inflation entgegenwirken, weil das besser ist für Preisstabilität und Vollbeschäftigung, sagt sie. Interessant: Ich dachte immer, das ist umgekehrt - Vollbeschäftigung sorgt über steigende Nachfrage für steigende Preise. Jetzt soll umgekehrt das Drehen an der Preisschraube für Vollbeschäftigung sorgen.

Wie will die Fed das anstellen? Sie kann zwar Geld aus dem Hut zaubern, aber ob diese Liquidität dann über die Grenze der Finanzwirtschaft in die Realwirtschaft schwappt, das hat sie nicht direkt in der Hand. Und wenn nichts "schwappt", dann sorgt diese Überschussliquidität zwar im Finanzbereich für Inflation (= steigende Asset-Preise), aber die Realwirtschaft ist damit nicht tangiert.

Wie kann die Fed erzwingen, dass frische Liquidität in der Realkreislauf gelangt? Generell dadurch, dass sie, wie auch immer, dafür sorgt, dass Kredite an Wirtschaftssubjekte, Verbraucher und Unternehmen vergeben werden, wobei diese zu einem Wohlstandseffekt beim Konsumenten führen müssen. Der geht daraufhin wieder stärker einkaufen, die steigende Nachfrage führt zu steigenden Preisen.

Welche Wege gibt es hierfür? Der von 2001 an beschrittene Weg der über billige Immobilienkredite in die Realwirtschaft fließenden Liquidität fällt aus - mit dem Immobilien-Crash ist dieser auf lange Zeit verbraucht. Einfache Konsumentenkredite helfen nicht weiter - ihnen fehlt der vermögensseitige Multiplikatoreffekt. Unternehmenskredite wirken stark verzögert, und auch nur dann, wenn die Kapazitäten gut ausgelastet sind (was i.d.R. Indiz für hohe kaufkräftige Nachfrage ist). Die Voraussetzungen hierfür, für eine Lohn-Preis-Spirale, sind gegenwärtig nicht gegeben.

Wie wäre es mit einem Zugang zu supergünstigen Wertpapierkrediten? Da die Amerikaner deutlich stärker in Aktien usw. engagiert sind (direkt und/oder über Pensionskassen und Rentenpläne), fördern hohe Assetpreise den Wohlstandseffekt. Zudem haben im Zeitalter der Dominanz der Finanzindustrie Bewegungen an den Börsen immer direktere Auswirkungen auf die Güter-Wirtschaft. Also kann es mit steigenden Assetpreisen zu einer positiven Rückwirkung etwa auf das Investitionsklima kommen. Und darüber steigt dann die gesamtwirtschaftliche Aktivität und mithin die Preise.

Nebenbei bemerkt ließe sich die Situation der durch Crash und alternde Bevölkerungsstruktur notleidenden Pensions- und Rendtenkassen durch nachhaltig steigende Asset-Preise ebenfalls verbessern.

Zugegeben, das klingt ziemlich abenteuerlich. Aber haben Sie sich 2001/2002 vorgestellt, was 2008 geschieht und warum es geschieht? Einen weiteren Vorteil hätte eine solche Maßnahme: Sie würde relativ schnell wirken können.

Und irgendwie wäre ein solcher Schritt auch folgerichtig in der Entwicklung des Finanzkapitalismus und im "Rückwärtsdenken" der verantwortlichen Institutionen. Wurden in der Immobilienkrise mit billigen Krediten wenigstens noch Sachwerte angeschafft, so wären kreditfinanzierte Assetkäufe von aller realen Last befreit: Heiße Luft kauft noch heißere Luft. Stellen Sie sich die Blase vor, die daraus entstehen kann und die verheerende Wirkung ihres Platzens!




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