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Der Silberkrieg

01.08.2012  |  Theodore Butler
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Einige könnten einwenden, dass das schließlich die Silber-Oberliga sei und es immer Gewinner und Verlierer gäbe. Das verstehe ich - mit der Einschränkung, dass dann zumindest faire Spielbedingungen herrschen müssten und nicht betrogen wird. Aber so einfach ist es: Das Spiel wird manipuliert und JP Morgan und andere machen nichts anderes, als betrügen. Der Beweis ist die gewaltig konzentrierte Short-Position, die JP Morgan seit ihrer Übernahme von Bear Stearns im März 2008 durchweg hält. Hinzu kommt noch der von der CME Group geförderte manipulative Hochfrequenzhandel, und schon hat man alle notwendigen Faktoren, um die Manipulation zu beweisen und den Silberkrieg zu beenden.

Und trotzdem dauert der Krieg ums Silber an - ungeachtet der eindeutigen Indizien, dass an diesem Markt manipuliert wird. Und das liegt daran, dass sich jene Bundesbehörde, deren oberstes Ziel die Verhinderung von Manipulation ist, entschieden hat, wegzuschauen. Ich weiß, dass die Auseinandersetzung mit Marktstrukturen und Konzentration für viele kompliziert und verwirrend ist, so sehr ich mich auch um Vereinfachung bemühe. Doch der CFTC sind meine Vorwürfe bezüglich der Vorgänge am Silbermarkt keineswegs zu hoch. Ich bemühe mich redlich, ihnen diesen Sachverhalt in ihrer eigenen Sprache und mit Blick auf die rechtlichen Rahmenbedingungen zu erklären - und indem ich ihre eigenen Zahlen benutze. Aufgrund dieser Erklärungen führt die CFTC ihre angeblichen Untersuchungen des Silbersektors - und das schon seit fast vier Jahren und ohne zu einem Ergebnis zu kommen. Das dauert auf jeden Fall viel zu lang.

Eine Reihe von ganz spezifischen Fakten überzeugte mich schließlich davon, dass die CFTC mit JP Morgan und den anderen Silbermanipulatoren an der COMEX zusammenarbeitet. Das ist zum einem die Tatsache, dass die Behörde nach wie vor die unübersehbare, von JP Morgan und einigen anderen Händlern ausgehende Konzentration auf der Leerverkäuferseite des COMEX-Silbermarktes völlig ignoriert. Konzentration ist nicht irgendein Begriff, den ich mir ausgedacht habe, weil mir gerade danach war; die Kontrolle der Konzentration ist für die CFTC die wichtigste und oberste Verteidigungsmaßnahme gegen Manipulation. Aus diesem Grund überwacht und veröffentlicht die Behörde auch wöchentlich für jeden Markt die sehr detaillierten Konzentrationsdaten in ihren Commitment of Traders Reports (COT). Die Kommission veröffentlicht diese Daten nicht etwa auf mein Verlangen. Die Konzentrationsdaten sind per se der wichtigste Bestandteil der COT. Und seit Jahren zeigen die COT, dass unter allen Terminmärkten der COMEX-Silbermarkt die größte Konzentration auf der Leerverkäuferseite aufweist. Dass sich die Behörde nicht weiter um diese Tatsache kümmert, ist verstörend.

Der zweite Fakt sind die beiden außergewöhnlichen Preisentwicklungen im Jahr 2011. In der ersten Maiwoche 2011 fiel der Silberpreis um mehr als 30% und später, im September 2011, fiel er innerhalb von nur 3 Tagen um ganze 35%. Für einen weltweit gefragten Rohstoff ist ein solcher Preisverfall innerhalb weniger Tage mehr als nur außergewöhnlich. Möglicherweise sind das sogar einmalige Vorgänge, ich zumindest kann mich nicht daran erinnern, dass ich in meinen 40 Jahren Markterfahrung so etwas jemals erlebt habe. In dieser Rohstoffkategorie ist ein derartiger Preisverfall auch innerhalb von sechs Monaten undenkbar. Bei den Preiseinbrüchen am Silbermarkt deuten zudem alle Begleitumstände auf manipulative Aktivität hin. Denn in der realen Silberwelt passierte weder auf der Angebots- noch auf der Nachfrageseite irgendetwas, das diese Einbrüche rechtfertigen könnte. Diese Preiseinbrüche waren schockierend, da die Kurse von Weltrohstoffen solche Bewegungen nicht grundlos vollziehen.

Ich wartete darauf, dass die CFTC ein Strafverfahren gegen JP Morgan und die CME Group wegen vorsätzlicher Preisdrückung einleiten würden - oder dass sie mindestens jene Preisentwicklungen gesondert hervorheben und kommentieren würde. Jeder andere von der Kommission beaufsichtigte Weltrohstoffmarkt hätte mitnichten 35% in wenigen Tagen fallen können, ohne dass die Kommission dazu zumindest einen Kommentar abgegeben hätte. Trotzdem gibt es bislang weder eine Aussage noch ein Strafverfahren seitens der CFTC. Irgendwann muss man zu dem Schluss gelangen, dass die CFTC gar nicht vorhat, Strafen zu verhängen oder die Vorgänge am Silbermarkt zu kommentieren. Wenn man zu diesem Schluss gelangt, kommt man nicht umhin, eine andere Erklärung für die Tatenlosigkeit der Behörde zu finden. Und die plausibelste ist, dass sich die Bundesbehörde mit Firmen wie JP Morgan, der CME Group und den anderen Silberabzockern zusammengetan hat.

Wie schon zuvor angedeutet, gehe ich stark davon aus, dass die CFTC beim korrekten Umgang mit der Silbermanipulation vom US-Finanzministerium ausgebremst wurde, welches die Übernahme Bear Stearns (und deren gigantische Silber- und Gold-Short-Positionen) durch JP Morgan beaufsichtigte. Wie es scheint, schlug JP Morgan Garantien für zukünftige Immunität bei weiterer Manipulation als Bedingung für die Übernahme heraus. Mit der Bear-Stearns-Übernahme erhielt JP Morgan vom US-Finanzministerium die "Du-kommst-aus-dem-Gefängnis-frei-Karte“ für die Weiterführung der Silbermanipulation. In der politischen Hackordnung befindet sich die CFTC viele Ränge unterhalb des US-Finanzministeriums. Und hier wurde der Deal ausgehandelt, der nicht im Interesse und zum Vorteil der amerikanischen Investorenschaft war.

Um bis hierhin zusammenzufassen: Am Silbermarkt herrscht Krieg, der von JP Morgan, der CME Group und anderen an der COMEX ausgetragen wird. Bei diesem Krieg gibt es zwangsläufig auch unschuldige Opfer, die aus dem Bereich der wirklichen Produzenten und Metalleigentümer stammen. Und all das, obwohl die gesetzlichen Bestimmungen für die US-Rohstoffmärkte solche künstlich herbeigeführten Preisfindungen strickt verbieten. Das Schlimmste ist jedoch, dass sich jetzt allem Anschein nach auch die oberste Marktregulierungsbehörde und somit der Schutzbeauftragte der Öffentlichkeit - die CFTC - mit dem Betrügern zusammengetan hat. Das hat in vielerlei Hinsichten derart negatives Potential, dass man die zukünftigen Vorteile von Silberinvestitionen gründlich überdenken muss. Nach gründlichem Überdenken möchte ich Ihnen meine Gedanken dahingehend präsentieren - gerade im Licht der zahlreichen Enthüllungen über missbräuchliches und möglicherweise kriminelles Verhalten der Großbanken. Wir leben in der Tat in außergewöhnlichen Zeiten.




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