Der Silberkrieg
01.08.2012 | Theodore Butler
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So eigenartig und unnatürlich es scheinen mag, ich glaube, dass es um die zukünftigen Kursentwicklungen beim Silber nie besser stand - und zwar aufgrund der anhaltenden Silbermanipulation und den Hinweisen darauf, dass auch die CFTC in den illegalen Aktivitäten involviert ist. Hä? Lassen Sie mich bitte meinen Gedanken zu Ende führen. Die nicht abreißen wollende Nachrichtenwelle zu weitverbreitetem Fehlverhalten der Großbanken - so z.B. Zinssatzmanipulation - erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass auch der Silbermarkt manipuliert wurde. Wie mir scheint, zeichnet sich bei der Strafverfolgung des Fehlverhaltens institutioneller Akteure ein härterer Kurs ab, bei dem letztendlich kriminelles Verhalten bestraft wird, was auch Haftstrafen nach sich ziehen könnte. Es würde mich nicht überraschen, wenn auch einige Mitglieder der Aufsichtsbehörden sowie einige Mitglieder der sich selbst regulierenden Institutionen zukünftiger Strafverfolgung ausgesetzt wären. Auch die, die einen Eid auf den Schutz der öffentlichen Interessen leisteten, stehen keinesfalls über dem Gesetz. Aber wie kann ich in einem solchen Umfeld noch optimistisch hinsichtlich der zukünftigen Preisentwicklungen bleiben? Ganz einfach: Die Tatsache, dass der Silbermarkt seit Jahrzehnten manipuliert wird, konnte nicht verhindern, dass der Silberpreis stieg - manchmal sogar stärker als andere Rohstoffe. Der Silberkrieg geht weiter, allerdings stoßweise, mit teils erheblichen Preissteigerungen. Der Silberkrieg steckt zudem nicht mehr in den Kinderschuhen. Immerhin schreibe ich nun schon seit 25 Jahren Petitionen an die CFTC, was ein extrem langer Zeitraum für eine solche Sache ist. Wie bei allen anderen weitverbreiteten Finanzbetrugsfällen muss eine kritische Masse an Beobachtern zusammenkommen, damit der Betrug wahrgenommen und entsprechend gehandelt wird. Da die Silbermanipulation nun schon so viele Jahre existiert und aufgrund des Internets zu einem geläufigeren Diskussionsthema geworden ist, steigen auch die Chancen, dass er eher früher als später endet. Es muss sicherlich den Eindruck machen, als könnten diese Abzocker ihr Spiel ewig fortsetzen, aber der gesunde Menschenverstand und ein Blick in die Geschichte sprechen dagegen.
Vor allem wird der Silberkrieg am Ende auf der physischen Ebene entschieden. Obwohl die Derivatewelt der realen Silberwelt aktuell noch die (falschen) Kurse diktiert, können diese Umstände unmöglich ewig weiterbestehen. Papier kann physisches Metall nur solange übertrumpfen, solange physisches Metall in ausreichenden Mengen zirkuliert. Sobald die derzeit angespannte Angebotssituation sich auch nur zur geringsten Knappheit ausweitet, werden sich die neuen Käufer von physischem Silber nicht mehr durch zusätzliche Leerverkäufe zufriedenstellen lassen. Hierbei handelt es sich nicht mehr um eine theoretische Diskussion, wie noch vor April 2011. Jahrelang glaubte man, es seien aufgrund des angeblich so großen globalen Angebots ausreichende Mengen Silber am Markt verfügbar.
Doch im letzten Jahr kam es dann zu Knappheiten, die für den steilen Preisanstieg in Richtung 50 $ pro Unze verantwortlich waren. Ich will damit vor allem eines sagen: Die Tatsache, dass wir im letzten Jahr so kurz vor einer großen Silberknappheit standen, lässt die Wahrscheinlichkeit einer erneut auftretenden Knappheit nur noch steigen. Die Bedingungen, die im Frühjahr 2011 herrschten, werden mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder eintreten.
Auch wenn die CFTC als Alliierter im Kampf gegen die Silbermanipulation wohl ausscheidet, so kam doch auch in der Vergangenheit nie wertvolle Unterstützung von dieser Behörde. Die Kommission wechselte stattdessen auf die Seite der großen Silber-Short-Manipulatoren. Die Tatsache, dass die Behörde in der Vergangenheit die Existenz einer Silbermanipulation immer wieder geleugnet hatte, würde im Fall eines Eingeständnisses von Fehlverhalten zweifellos für peinliche Fragen hinsichtlich der historischen Kompetenz der Behörde sorgen. Ich muss zugeben, dass ich immer noch besonders enttäuscht von CFTC-Chef Gensler und Kommissar Chilton bin, da sie mit ihren öffentlichen Aussagen über Manipulation, Konzentration, Positionsobergrenzen und der Notwendigkeit des Schutzes der öffentlichen Interessen so viel Grund zur Hoffnung gegeben hatten.
Der Silberkrieg ist real und er wird nach wie vor ausgetragen. Da er schon so lange andauert, könnte man den Eindruck bekommen, er werde nie enden. Da die Kriegstreiber so mächtig und so gut untereinander verbunden zu sein scheinen, macht es den Eindruck, als seien sie unbesiegbar. Doch Eindrücke und Gefühle bewahrheiten sich nicht immer. Tatsache ist, dass sie Silbermanipulatoren auf dem Rückzug sind. Das kann man an den insgesamt steigenden Preisen sehen und der Tatsache, dass die ehemaligen Silber-Short-Hauptakteure wie Drexel, AIG und Bear Stearns wahrhaft zugrunde gingen. Die jüngsten Nachrichten bezüglich des derzeitigen Silber-Groß-Shorts, JP Morgan, scheinen auf Schwäche und Probleme hinzudeuten, aber nicht auf Unbesiegbarkeit. Da die CFTC den Silberproduzenten und -Investoren noch nie geholfen hat, ist es auch jetzt kein großer Verlust, wenn diese Behörde ihre Arbeit auch jetzt nicht macht.
Wenn man in einen Krieg eintritt, dann sollte man sich auch dessen bewusst sein und entsprechend handeln. Das heißt, man sollte sich gegen die künstliche Preisfindung so gut wie möglich immunisieren. Und das macht man am besten durch komplett bezahlte Silberpositionen und indem man den Margin-Konten meidet. Das Schlimmste ist, exakt dasselbe Derivatespiel mitzuspielen, mit dem auch die Kurse manipuliert werden. Dieser Krieg wird zu Ende gehen und es wird sich schließlich zeigen, wie weise die Silbereigentümer waren. Und zum Schluss: Es kann nicht wirklich schaden, wenn die Aufsichtsbehörden erfahren, was für Arbeit sie da machen.
© Theodore Butler
(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.) Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 23.07.2012 auf der Website www.silverseek.com veröffentlicht.
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