QE2
10.10.2010 | Klaus Singer
"Quantitative easing", der nächste Akt! Das ist das Thema der vergangenen Tage. Zumindest wird es jetzt laut thematisiert. Zuvor war es unterschwellig spätestens seit dem 21. September präsent, dem Termin der jüngsten FOMC-Sitzung.
Und die Hoffnung darauf dürfte auch dafür verantwortlich sein, dass die Reaktion auf die enttäuschenden US-Arbeitsmarktdaten für September heute Nachmittag so lau ausfiel. Die Zahl der Beschäftigten (ohne Landwirtschaft) ist um 95.000 zurückgegangen. Erwartet wurde ein Minus von lediglich 8.000. Die Stellen im privaten Sektor sind zwar um 64.000 angestiegen, das lag aber ebenfalls unter den Erwartungen und zudem unter dem Zuwachs von August und Juli. Demzufolge zeigt der Chart der Entwicklung der Arbeitsplätze in den USA einen sehr fragilen Zustand (siehe Chart!).
Am Montag dieser Woche hatte die Bank of Japan in ungewöhnlich aggressiver Form auf die anhaltende Yen-Stärke reagiert und beschlossen, für weitere 60 Mrd. Dollar Assets, etwa jap. Treasuries oder ABS, zu kaufen. Das Volumen des laufenden QE-Programms wird damit um rund 20% ausgeweitet. Außerdem wurde der Leitzins auf 0,0 bis 0,1 Prozent reduziert. Und ... die BoJ will börsennotierte Investmentfonds (ETFs) kaufen!
Als weiterer Hinweis wird gewertet, dass die australische Zentralbank ebenfalls am Montag die Leitzinsen entgegen den auf weiter steigende Zinsen ausgerichteten Erwartungen konstant gelassen hat. Sie galt mit einer "Cash Rate" von 4,5 % bisher als Vorreiter einer strafferen Geldpolitik.
Fed-Chef Bernanke hatte ebenfalls zu Wochenbeginn darauf hingewiesen, dass die Fed-Käufe von TBonds zuletzt dazu beigetragen hatten, die Kreditkosten zu senken und weitere Käufe weiter in diese Richtung wirken könnten. Gleichzeitig mahnte er einen entschlossenen Kampf gegen das Haushaltsdefizit an. Allerdings lasse die gegenwärtige Wirtschaftslage kaum Spielraum, um das Defizit in den nächsten ein bis zwei Jahren spürbar zu verringern, sagte er. Ein zu frühes Gegensteuern könnte sogar die konjunkturelle Erholung gefährden. Soso!
Das zusammen genommen wurde von den Akteuren als Hinweis auf weitere geldpolitische Lockerungen interpretiert und am Dienstag dieser Woche mit einem deutlichen Kurssprung begrüßt.
Die Entscheidung der BoJ wirkte auf Dollar/Yen allerdings nicht einmal einen halben Tag, bevor das Währungspaar wieder die Richtung wieder aufnahm, die es nun schon so lange kennt, nach unten. Daraus kann geschlossen werden, dass die Akteure an den Finanzmärkten mehr sehen wollen.
Tadashi Nakamae, Nomura, schreibt dazu, der Yen sei unterbewertet. Der nominale Kurs sei bezogen auf Mitte der 1990er Jahre wenig verändert, wegen der Deflation lägen die Preise in Japan heute jedoch 43 % niedriger als in den USA. Daher müssten Währungsinterventionen letztlich scheitern. Die einzige Möglichkeit, den Yen unterbewertet zu halten, sei das Zinsdifferential. Weiteres QE der Fed sei aus globaler Sicht extrem schädlich. Es zwinge die BoJ zu zusätzlichen geldpolitischen Lockerungen.
Derweil erteilt EU-Kommissar Joaquín Almunia dem Ausstieg aus Rettungsprogrammen eine Absage, die ursprünglich Ende 2010 auslaufen sollten. Die EU-Regierungen dürften auch 2011 mit der finanziellen Unterstützung von Banken und Unternehmen fortfahren. Angesichts der Probleme in den deutschen und irischen Bank-Sektoren könne man nicht zur Normalität zurückkehren.
Wolfgang Münchau schreibt in der FT Deutschland, der starke Anstieg des Euro sei die fast unausweichliche Konsequenz der geldpolitischen Entscheidungen (oder deren Vorboten) in den USA. Die EZB sei dadurch in einer schwierigen Situation, weil sie gleichzeitig Ausstiegssignale aussende. Das führe zu einem Überschießen von Euro/Dollar und könne die wirtschaftliche Erholung in der Euro-Zone abwürgen.
Das Washingtoner Institute for International Finance (IIF) warnt vor einem Dollar-Crash, wenn die Fed weitere geldpolitische Lockerungen beschließt. Statt dessen sollte sie eine Politik verfolgen, die ausländische Nachfrage nach US-Gütern unterstützt. Das IIF erhöht die vorliegende Schätzung des entsprechenden Kapitalflusses für 2010 von 709 auf 825 Mrd. Dollar.
Paul Krugman sagt, die Vorwärts- Indikatoren für Zinsen und Inflation stiegen von niedrigem Niveau aus. Dies lässt sich auch schön am Chart "Inflations-Erwartungen" ablesen (siehe Chart!). Das sei ein Hinweis darauf, dass QE "eingepreist" wird.
Ich denke, es stimmt: Alles läuft auf einen neuen Liquiditätsschub der Notenbanken hinaus, dem sich die EZB nicht entziehen kann (wenn sie wollte...). Was sind die Folgen?
Und die Hoffnung darauf dürfte auch dafür verantwortlich sein, dass die Reaktion auf die enttäuschenden US-Arbeitsmarktdaten für September heute Nachmittag so lau ausfiel. Die Zahl der Beschäftigten (ohne Landwirtschaft) ist um 95.000 zurückgegangen. Erwartet wurde ein Minus von lediglich 8.000. Die Stellen im privaten Sektor sind zwar um 64.000 angestiegen, das lag aber ebenfalls unter den Erwartungen und zudem unter dem Zuwachs von August und Juli. Demzufolge zeigt der Chart der Entwicklung der Arbeitsplätze in den USA einen sehr fragilen Zustand (siehe Chart!).
Am Montag dieser Woche hatte die Bank of Japan in ungewöhnlich aggressiver Form auf die anhaltende Yen-Stärke reagiert und beschlossen, für weitere 60 Mrd. Dollar Assets, etwa jap. Treasuries oder ABS, zu kaufen. Das Volumen des laufenden QE-Programms wird damit um rund 20% ausgeweitet. Außerdem wurde der Leitzins auf 0,0 bis 0,1 Prozent reduziert. Und ... die BoJ will börsennotierte Investmentfonds (ETFs) kaufen!
Als weiterer Hinweis wird gewertet, dass die australische Zentralbank ebenfalls am Montag die Leitzinsen entgegen den auf weiter steigende Zinsen ausgerichteten Erwartungen konstant gelassen hat. Sie galt mit einer "Cash Rate" von 4,5 % bisher als Vorreiter einer strafferen Geldpolitik.
Fed-Chef Bernanke hatte ebenfalls zu Wochenbeginn darauf hingewiesen, dass die Fed-Käufe von TBonds zuletzt dazu beigetragen hatten, die Kreditkosten zu senken und weitere Käufe weiter in diese Richtung wirken könnten. Gleichzeitig mahnte er einen entschlossenen Kampf gegen das Haushaltsdefizit an. Allerdings lasse die gegenwärtige Wirtschaftslage kaum Spielraum, um das Defizit in den nächsten ein bis zwei Jahren spürbar zu verringern, sagte er. Ein zu frühes Gegensteuern könnte sogar die konjunkturelle Erholung gefährden. Soso!
Das zusammen genommen wurde von den Akteuren als Hinweis auf weitere geldpolitische Lockerungen interpretiert und am Dienstag dieser Woche mit einem deutlichen Kurssprung begrüßt.
Die Entscheidung der BoJ wirkte auf Dollar/Yen allerdings nicht einmal einen halben Tag, bevor das Währungspaar wieder die Richtung wieder aufnahm, die es nun schon so lange kennt, nach unten. Daraus kann geschlossen werden, dass die Akteure an den Finanzmärkten mehr sehen wollen.
Tadashi Nakamae, Nomura, schreibt dazu, der Yen sei unterbewertet. Der nominale Kurs sei bezogen auf Mitte der 1990er Jahre wenig verändert, wegen der Deflation lägen die Preise in Japan heute jedoch 43 % niedriger als in den USA. Daher müssten Währungsinterventionen letztlich scheitern. Die einzige Möglichkeit, den Yen unterbewertet zu halten, sei das Zinsdifferential. Weiteres QE der Fed sei aus globaler Sicht extrem schädlich. Es zwinge die BoJ zu zusätzlichen geldpolitischen Lockerungen.
Derweil erteilt EU-Kommissar Joaquín Almunia dem Ausstieg aus Rettungsprogrammen eine Absage, die ursprünglich Ende 2010 auslaufen sollten. Die EU-Regierungen dürften auch 2011 mit der finanziellen Unterstützung von Banken und Unternehmen fortfahren. Angesichts der Probleme in den deutschen und irischen Bank-Sektoren könne man nicht zur Normalität zurückkehren.
Wolfgang Münchau schreibt in der FT Deutschland, der starke Anstieg des Euro sei die fast unausweichliche Konsequenz der geldpolitischen Entscheidungen (oder deren Vorboten) in den USA. Die EZB sei dadurch in einer schwierigen Situation, weil sie gleichzeitig Ausstiegssignale aussende. Das führe zu einem Überschießen von Euro/Dollar und könne die wirtschaftliche Erholung in der Euro-Zone abwürgen.
Das Washingtoner Institute for International Finance (IIF) warnt vor einem Dollar-Crash, wenn die Fed weitere geldpolitische Lockerungen beschließt. Statt dessen sollte sie eine Politik verfolgen, die ausländische Nachfrage nach US-Gütern unterstützt. Das IIF erhöht die vorliegende Schätzung des entsprechenden Kapitalflusses für 2010 von 709 auf 825 Mrd. Dollar.
Paul Krugman sagt, die Vorwärts- Indikatoren für Zinsen und Inflation stiegen von niedrigem Niveau aus. Dies lässt sich auch schön am Chart "Inflations-Erwartungen" ablesen (siehe Chart!). Das sei ein Hinweis darauf, dass QE "eingepreist" wird.
Ich denke, es stimmt: Alles läuft auf einen neuen Liquiditätsschub der Notenbanken hinaus, dem sich die EZB nicht entziehen kann (wenn sie wollte...). Was sind die Folgen?