Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Die Silber-Ermittlungen der CFTC

14.08.2012  |  Theodore Butler
- Seite 2 -
Würde die CFTC jetzt Schritte gegen JP Morgan und/ oder andere Institutionen einleiten, dann wäre dies sozusagen das erste "Live-Event“, da der Silbermarkt immer noch sehr aktiv manipuliert wird. Wie die Geschichte zeigt, enden alle Manipulationen brachial. Da die Kurse im Fall der Silbermanipulation nach unten manipuliert wurden, würde die Beendigung der Manipulation notwendigerweise zu einer Kursexplosion führen. Von der CFTC verhängte Strafen wären ein deutliches Signal an die Welt, dass der Silberpreis gedrückt wurde, dass er unterbewertet ist und dass man folglich kaufen sollte. Das würde eine Flut an Kauforders auslösen und weitere Verkäufe unattraktiv machen. Der Preis würde dann wahrlich explodieren, höchstwahrscheinlich unter ungeordneten Marktbedingungen. Halten Sie es für wahrscheinlich, dass die CFTC eine solche ungeordnete Preisfindung möchte, die zudem auch an anderen Märkten für Instabilität sorgen könnte?

Sollte JP Morgan als der Hauptschuldige in der Silbermanipulation angeklagt werden (und vielleicht auch die CME Group) und sollte die CFTC daraufhin Strafen verhängen, dann könnten die Konsequenzen und Nachwirkungen tatsächlich zur Gefahr für JP Morgan und die CME Group werden. Es stand nie zur Debatte, ob sich JP Morgan die Glattstellung der eigenen konzentrierten Short-Position finanziell leisten könnte. Es ging eigentlich immer nur um Folgendes: Sollte JP Morgan jemals eine aggressive Eindeckung seiner Short-Position (bei steigenden Kursen) betreiben, so wäre dies gleichzeitig ein Beweis dafür, dass die Bank den Silberpreis die ganze Zeit über manipuliert hatte. Damit wäre der rechtliche Holocaust für JP Morgan (und die CME Group) vorprogrammiert, und zwar zivil- wie strafrechtlich.

Es gab Spekulationen darüber, mit welchen alptraumhaften zivilrechtlichen Folgen all jene Banken zu rechnen hätten, die man im LIBOR-Manipulationsfall für mitschuldig erklären würde. Aber die Festlegung der Schadensumme gestaltet sich sehr schwierig, weil die LIBOR-Sätze angeblich in die Höhe und die Tiefe manipuliert wurden, wodurch die Schäden schwer zu beziffern und schwer zu beweisen sind. Würde man hingegen den Beweis für die Abwärtsmanipulation der Silberkurse erbringen, so könnten die Geschädigten (angefangen bei den Investoren bis hin zu den Produzenten und produzierenden Ländern) den ihnen entstanden Schaden ohne größere Probleme ausweisen und beziffern.

Im Rahmen der Manipulation des Silbermarktes durch die Hunt Brothers in den 1980ern gehörte Minpeco (eine staatliche Produzentenorganisation aus Peru) zu den erfolgreichen Zivilklägern. Der Organisation wurden meinem Wissen nach über 100 Millionen $ zugestanden. Peanuts im Vergleich zu den Folgen einer Manipulation, bei der die Kurse über einen viel längeren Zeitraum hinweg durch JP Morgan gedrückt wurden. Und wir reden hier noch gar nicht über die möglichen strafrechtlichen Folgen.

JP Morgan ist die vielleicht wichtigste und einflussreichste US-Bank. Sollte die CFTC gegen JP Morgan in einer so wichtigen Frage wie Markmanipulation vorgehen, dann könnte das unbeabsichtigte Folgen haben, die sogar zu einer Bedrohung für das Weltfinanzsystem werden könnten. Glauben Sie, dass die CFTC, auch vor dem Hintergrund der potentiellen Folgen für das Finanzsystem, es wagen würde, die Vormachtstellung JP Morgans anzugreifen? Wie ich schon an anderer Stelle geschrieben hatte, ist JP Morgan zu groß, um bestraft zu werden - zumindest im direkten Vergleich mit der CFTC. Die Großbank würde sich bis aufs Letzte dagegen wehren, dass sie irgendeinen Markt manipuliert hätte, denn nach einem Schuldspruch würde die Bank vielleicht nicht mehr in ihrer heutigen Form existieren. JP Morgan würde also mit Sicherheit 5 Milliarden $ aufwenden (was nur dem Nettogewinn eines Quartals entspricht), um alle Strafen in Verbindung mit einer Manipulation des Silbermarktes abzuwenden und um ein rechtskräftiges Urteil um (mindestens) mehrere Jahrzehnte aufzuschieben.

Auf der anderen Seite stehen der CFTC gerade einmal 200 - 300 Millionen $ jährlich zur Finanzierung der gesamten Behörde zur Verfügung. Und das ist höchstwahrscheinlich auch der Grund dafür, dass in der Financial Times Information über die Einstellung der Ermittlungen im Silbersektor auftauchten - denn die CFTC ist kein Gegner für JP Morgan, und das weiß die Behörde ganz genau. Hier geht es nicht um Gesetze, oder Gerechtigkeit oder darum, das zu tun, was richtig ist. Hier geht es einfach nur darum, dass die Halsabschneider bei JP Morgan (und der CME Group) jeden herumschubsen und unter Druck setzen können - auch die US-Regierung. Die plausibelste Alternativerklärung ist natürlich die, dass das US-Finanzministerium der CFTC befohlen hat, die Hände von JP Morgan zu lassen. Ob nun so oder so, hier ist mächtig was faul.

In Wahrheit waren die Silber-Ermittlungen von Beginn an nur ein Trick, da die CFTC nie und nimmer gegen JP Morgan oder die CME Group hätte vorgehen können. Beweis dafür sind die zahlreichen, spezifischen Kursmanipulationsvorfälle am Silbermarkt, die sich nach dem Beginn der bald endenden Ermittlungen ereigneten. Zu den augenscheinlichsten Vorfällen zählen die beiden separaten Preiseinbrüche am Silbermarkt im Jahr 2011. Nie zuvor hatte es bei einem Rohstoff von globaler Bedeutung derart krasse Preisstürze innerhalb so kurzer Zeit gegeben - ganz zu schweigen davon, dass es gleichzeitig keine ersichtlichen Veränderungen der Angebot-Nachfrage-Situation gegeben hatte, auf die sich die Einbrüche zurückführen ließen.

Mit anderen Worten: Die CFTC eröffnete vor vier Jahren ihre dritte Untersuchung des Silbersektors, um nicht erklären zu müssen, warum JP Morgan eine eindeutig manipulative, konzentrierte Short-Position halten darf. Und dann ignorierte sie - trotz laufender Ermittlungen - die beiden größten Kursmanipulationsvorfälle in der Geschichte des Rohstoffmarktes. Überlegen Sie nur, wie verschlagen und unehrlich die CFTC vorging. Sie beschließt eine formale Untersuchung des Silbersektors, um nicht auf Fragen antworten zu müssen, die eindeutig in den Verantwortungsbereich der Aufsichtsbehörde fielen. Und schließlich ignoriert sie noch die manipulativsten Kursereignisse überhaupt, mit dem Hinweis, sie müsse sich aufgrund der noch laufenden Ermittlungen jeglicher Kommentare enthalten. Könnten staatliche Angestellte wegen Amtspflichtvergehen und Nichtwahrung der öffentlichen Interessen ausgepeitscht werden, so würde das Verhalten der CFTC am Silbermarkt ausreichend Grund dafür geben.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"