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Die Silber-Ermittlungen der CFTC

14.08.2012  |  Theodore Butler
- Seite 3 -
Ich weiß, dass meine bisherigen Anmerkung nicht den Eindruck entstehen lassen, dass die Silber-Ermittlungen so ausgehen werden, wie die meisten es sich wünschen würden. Es tut mir leid, aber ich versuche, Analyst und nicht Einzelunterhalter zu sein. Und trotzdem möchte ich jetzt noch einige Worte darüber verlieren, warum die Einstellung der Ermittlungen nicht wirklich von großer Bedeutung sein wird und in der Endkonsequenz sogar gut für Silber. Die zur FT durchgesickerten Informationen waren in erster Linie ein Testlauf für die CFTC, mit dem die öffentlichen Reaktionen im Fall der Einstellung der Ermittlungen abgeschätzt werden sollten.

In diesem Fall muss man sagen, dass die Reaktionen nicht hätten deutlicher ausfallen können; selbst ich war verblüfft, dass die Behörde fast einhellig wegen eines möglichen Endes der Ermittlungen verurteilt wurde. Was die Menschen meiner Meinung nach auf die Palme brachte, war die Vorstellung, dass die sich Behörde einfach so um eine Erklärung der beiden historischen Kursereignisse des Jahres 2011 drückt - ganz zu schweigen von den fast täglich auftauchenden Preisklatschen, die Silber aufgrund des betrügerischen Hochfrequenzhandels einstecken muss. Der FT-Artikel hat also in erster Linie den Anschuldigungen wegen Silbermanipulation Auftrieb gegeben.

Die Story sickerte zwar zu einer Mainstream-Publikation durch, das Thema Silbermanipulation ist aber mit Sicherheit kein Mainstream-Thema. Das Thema Silbermanipulation wird im Internet und in privaten Veröffentlichungen verhandelt, und dort wuchs es auch, obgleich es von den Mainstream-Medien ignoriert wurde. Und daher wird dieses Thema auch nur in den Mainstream-Medien, wo es schon von Anfang an nicht akzeptiert wurde, für beendet betrachtet werden. Das Thema Silbermanipulation wurde nicht nur von den Mainstream-Medien nie angenommen, es durfte zudem nie öffentlich diskutiert werden. Aber wie sich zeigt sind seriöse Fragen bezüglich unzulässiger Marktkonzentration und beispielloser, ungerechtfertigter Preisentwicklungen durchaus einer transparenten Betrachtung und Aufklärung würdig. Und auch die Zensur der Mainstream-Medien konnte diese nicht unter den Teppich kehren.

Das Thema wird also nicht einfach so verschwinden, im Gegenteil: Die durchgesickerten Informationen über die Einstellung der Ermittlungen könnten das Interesse am Thema sogar deutlich anwachsen lassen. Und diese Aufmerksamkeit könnte der Silbermanipulation den Todesstoß versetzen, denn eine vollkommen transparente Untersuchung der Fakten ist das Letzte, was die Silbermanipulatoren wollen oder brauchen.

Seit einer halben Ewigkeit gehe ich nun schon davon aus, dass im Verlauf der Zeit immer mehr Menschen von den wahren Umständen im Silbersektor erfahren und dass in der Folge auch die Investitionsnachfrage nach Silber wachsen wird. Und genau das passierte bislang auch. Und jedes Mal, wenn Silber wieder aufgrund eingestellter Ermittlungen in den Fokus rückt, wird sich dieser Prozess beschleunigen. Es ist allerdings wirklich erstaunlich, wie langsam sich die wahre "Silber-Story“ in den Reihen der großen Superinvestoren verbreitet. Mit Ausnahme von Eric Sprott wurde die Silber-Story von den ganz großen Investoren bislang vollkommen übersehen. Ich bin mir aber völlig sicher, dass sich diese Großinvestoren bislang einfach nicht die Zeit für eine objektive Betrachtung des Silbersektors genommen haben.

Und das hat meiner Meinung folgenden Grund: Silber ist als Material derart bekannt, dass die meisten Menschen meinen, sie wüssten schon alles über Silber, allein weil sie wissen, was Silber ist. Das gilt auch für Großinvestoren. Vielleicht haben sie auch gleichzeitig eine Abneigung gegen den Silbermarkt, weil hier schon so viele kleinere Anleger investiert sind. Es ist eine verbreitete menschliche Schwäche, etwas abzulehnen, das andere, die man für weniger klug hält, für sich zuerst entdeckt hatten. Langfristig betrachtet geht es den sehr großen Investoren aber viel mehr um die sehr großen Gewinne. Die entscheidende Frage ist also, wie man sie dazu bekommt, den Silbersektor objektiv zu betrachten. Die Einstellung der Ermittlungen wegen Silbermanipulation könnte genau dieser entscheidende Faktor sein.

Am verblüffendsten (zumindest für mich) ist jedoch die unübersehbare Tatsache, dass selbst nach vier Jahren, in denen ununterbrochen öffentliche Vorwürfe wegen der Beteiligung an der Silbermanipulation vorgebracht wurden, JP Morgan nach wie vor als der große Silber-Short agiert. Mir ist kaum verständlich, wie eine so große und mächtige Finanzorganisation (wie auch die CME) eine derartige Rufschädigung stillschweigend hinnehmen kann. Die Silber-Short-Position JP Morgans an den COMEX liegt zwar derzeit im unteren Bereich der Spanne, die sich seit der Übernahme von Bear Stearns im März 2008 ergeben hat, sie bleibt nichtsdestotrotz schockierend groß und konzentriert. Nach einer deutlichen Ausweitung der Position letzte Woche (sie stieg um ganze 3.000 Kontrakte auf aktuell insgesamt 18.000 Kontrakte, oder 90 Millionen Unzen) liegt JP Morgans Short-Position immer noch beim 3 ½-fachen der vorgeschlagenen Positionsobergrenze für den Silberterminmarkt.

Warum sich JP Morgan dieser manipulativen Short-Position nicht schon längst vollständig entledigt hat, lässt sich am plausibelsten damit erklären, dass dies gar nicht so einfach zu bewerkstelligen ist. Gerade im Umfeld steigender Kurse würde sich die Glattstellung der Short-Position JP Morgans als besonderes Problem erweisen. Es wäre ein Schock für das Silbermarktsystem, sollte "der größte Leerverkäufer der letzten Instanz“ plötzlich auf die Käuferseite wechseln. Das ist generell auch das Grundproblem mit konzentrierten Positionen: Sie lassen sich nicht auflösen, ohne dass es zu schweren Marktturbulenzen kommt.

Falls JP Morgan auf die Seite der Silberkäufer wechseln würde, stellt sich sofort folgende Frage: Wer würde JP Morgan die Positionen verkaufen - und zu welchem Preis? JP Morgan würde bei einem Wechsel auf die Käuferseite einen Anstieg der Silberkurse verursachen; und diese Kurssteigerungen wären ein Problem, weil sie bestätigen würden, dass die Bank den Silberpreis schon die ganze Zeit über manipuliert hatte. Aus meiner Sicht bedeutet das, dass JP Morgan in der Falle steckt. Die Bank kann weder vor noch zurück. Und zu exakt diesem Schluss kämen auch alle Großinvestoren, würden sie sich die Zeit für eine genaue Analyse des Silbersektors nehmen. Ich zweifle nicht daran, dass sie das mit der Zeit auch tun werden - die Grundsituation könnte kaum bullischer sein.

Natürlich wäre ich der glücklichste Mensch der Welt, sollte sich herausstellen, dass ich mit meinen Vermutungen, was die CFTC aus den noch laufenden Silber-Ermittlungen machen wird, falsch liege. Aber allein die Tatsache, dass eine mögliche Einstellung der Ermittlungen wahrscheinlich viel mehr Aufmerksamkeit auf die wahren Zustände am Silbermarkt lenken wird, bewirkt schon viel Positives. Beim Silber geht es schließlich immer darum, dass die Menschen die wahren Fakten erfahren.


© Theodore Butler


(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.) Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 09.08.2012 auf der Website www.silverseek.com veröffentlicht.

Informationen zum Abonnement finden Sie unter www.butlerresearch.com.


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