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Ich kann mich nicht erinnern...

24.10.2010  |  Klaus Singer
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Die volkswirtschaftlich verheerende Konsequenz ist, dass all dies weiter auf die Hauspreise drückt, die sich sowieso bisher nur mühsam stabilisieren können (siehe Chart!). Wie soll es auch anders sein angesichts von Zwangsversteigerungen und dem Anteil notleidender Hypotheken nahe Allzeithoch (siehe Chart!).

Jetzt kann man sich angesichts dieser Situation vorstellen, dass ein Teil von "QE2" darin bestehen wird, dass die Fed solchen MBS-Müll aufkauft. Dann ist das Zeug erst einmal weg. Aber mehr wert wird er dadurch nicht, auch die Immobilienkrise löst sich nicht in Luft auf. Denkbar, dass die Fed als die dann (endgültige?) Eigentümerin dieser Hypotheken sich mit den Schuldnern so einigt, dass diese für einen relativ geringen Preis Eigentümer ihrer Immobilie werden können. Das führt zumindest zu einem relativen Wohlstandseffekt, nimmt Druck vom Immobilienmarkt und senkt die private Verschuldung. Diesen Schritt dürften die Finanzmärkte mit Sicherheit bejubeln.

Bisher lief es im Vorfeld eines wie immer gearteten "QE2" perfekt im Sinne der Fed. Der Dollar zeigt signifikante Schwäche, die Finanzmärkte klammern sich weltweit auf Gedeih und Verderb an die inverse Korrelation zwischen Asset-Preisen und Dollar. Die Zinsen bleiben noch niedrig, weil Anleihe-Besitzer noch erwarten, dass die Fed weitere Anleihe-Käufe tätigt. Aber über die langfristigen Zinsen brauchen sich Fed und US-Regierungs sowieso keine (zusätzlichen) grauen Haare wachsen zu lassen. Denn "QE2" drückt den Dollar und belastet damit die Exportindustrien anderer Länder (namentlich China).

Diese werden dadurch gezwungen, den Dollar zu stützen, also z.B. auch US-Treasuries zu kaufen. Das hält die US-Zinsen in Schach. Es ist sowieso davon auszugehen, dass die Neuverschuldung, die für das im September abgeschlossene Budget-Jahr ein Rekorddefizit von fast 1,3 Bill. Dollar aufwies, künftig deutlich zurückgehen wird. Damit spielt das Zinsniveau nicht mehr die herausragende Rolle.

Insbesondere die Aktienmärkte verhalten sich angesichts eines kommenden "QE2"-Programms so: "Buy the rumors". Man kann es auch anders sagen: Die Fed hat verstanden, die Finanzmärkte "bei der Stange zu halten". Es bestand im September die akute Gefahr, dass sie aus der mehrmonatigen Seitwärtsbewegung nach unten ausgebrochen wären.

Wie geht es weiter? Wenn die Märkte ihre Festigkeit bis zur Fed-Sitzung Anfang November halten können, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit für "Sell the news". Die Erwartungen wurden bewusst hoch gezüchtet, da kann schnell "Enttäuschung" aufkommen, die ersten nehmen Gewinne mit und dann wird es am Ausgang eng. Nicht zu vergessen: Im Grunde ist "QE2" ein sehr negatives fundamentales Signal. Sollten die Märkte ihre bullische Attitüde allerdings jetzt aufgeben, kann nach der Fed-Sitzung genau das Gegenteil passieren. Die Fed-Entscheidung, wie auch immer sie konkret ausfällt, wird gekauft (und das bleibt dann vielleicht bis Weihnachten so).

Die Aktienmärkte sind an einem kritischen Punkt. Der Dow markierte gestern knapp ein neues Hoch in der laufenden Bewegung – es fehlen noch 60 Punkte bis zum April-Hoch. Der NDX kann ein neues Bewegungshoch gestern nicht in den Schluss mitnehmen. Und der S&P 500 zeichnete gestern ein ausgeprägtes "Kreuz" auf das Chartpapier (oder den Bildschirm). Er hat bis zum Hoch aus April noch knapp 40 Punkte, hier wirken sich die belasteten Bank-Aktien besonders stark aus.

Die fraktalen Oszillatoren zeigen seit einigen Tagen eine Abnahme der bullischen Ausrichtung, die bärische Ausrichtung steigt leicht weiter (siehe Chart!). Die expansive Entwicklung ist weit fortgeschritten. Das alleine ist kein Grund für einen Rückzug. Aber die Lage wird zunehmend anfällig.

In solchen Situationen hilft häufig ein Blick auf den VIX. Der "Angstindex" testete gestern intraday die Obergrenze seines Abwärtskanals und den Pegel bei ~18,90 (siehe Chart!). Sein bullisches Signal ist neutralisiert (siehe Chart!). Für ihn ist es "Mitte April", die damalige Topp-Bildungs-Phase markierte am 23. April ein Hoch. Der Index verhält sich normalerweise invers zum S&P 500. Wenn er es schafft, den Pegel bei 18,90 und dann 18,60 nach unten zu durchbrechen, dürfte das eine Art Blowoff signalisieren. Und umgekehrt - tritt er aus seinem Abwärtskanal nach oben aus, ist die bullische Veranstaltung (vorerst) beendet.

Erwähnte Charts können über diesen Link eingesehen werden: www.timepatternanalysis.de


© Klaus G. Singer
www.timepatternanalysis.de




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