Warum Silber aufholt, warum es ausbrach und wo es hingeht
03.11.2010 | David Morgan
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Daily Bell: Kommen wir zu ein paar technischen Fragen. Wohin wird jetzt die Reise für Silber gehen? Was sind die besten Investments, die man innerhalb des Geschäftszyklus machen kann, und wie verändern sie sich über die Zeit?David Morgan: Ganz kurzfristig betrachtet, sind Gold und Silber aus technischer Sicht ein wenig überzogen und könnten sich zurückziehen. Längerfristig werden Gold und Silber viel höher steigen - in jeder Papierwährung, die ihnen einfällt. Was Ihre zweite Frage betrifft, so gehe ich davon aus, dass sie sich nur auf die Edelmetalle bezieht. Unter dieser Prämisse sind die besten Investments während der frühen Phase Penny-Aktien von Explorationsunternehmen, im mittleren Teil des Zyklus sind die mittelgroßen Produzenten und die Top-Produzenten die besten, wobei die mittleren zu bevorzugen sind, weil sie als Gruppe von den großen Firmen mit einem Aufschlag übernommen werden. Zum Ende des Zyklus, während der manischen/ panischen Phase, wird alles, was einfach nur Gold und Silber im Namen trägt, wie verrückt fliegen, und die Fundamentaldaten werden sehr wenig zu sagen haben. Das ist der gefährlichste Teil des Zyklus, aber er kann sehr profitabel sein.
Ich möchte noch Folgendes hinzufügen: All das basiert auf den allgemeinen Erfahrungen mit vorhergegangenen Marktzyklen generell, aber jetzt in Anbetracht der Währungskrise, die sich global bemerkbar macht, wäre es nicht schlau, sein physisches Gold oder Silber gegen Landeswährung zu verkaufen, solange das Finanzsystem nicht wieder auf festem Boden steht.
Am Ende, wenn sich das Finanzsystem wieder stabilisiert hat, könnte es sein, dass eine Zeit kommt, in der Sie für Ihr Gold (und Silber) gutlaufende Geschäfte (vielleicht den Dow?) zu sehr günstigen Preisen kaufen könnten.
Daily Bell: Gibt es mehr Recycling? Ist die Wiedergewinnung von Silber zu unökonomisch?
David Morgan: Für den Silbermarkt gibt es zwei wichtige Studien, die in diesem Punkt unterschiedliche Meinungen vertreten. Laut der einen Studie wurde im Jahr 2009 das bisher meiste Silber recycelt, in der anderen Studie wird allerdings behauptet, dass es nicht erwähnenswert sei. Ich neige hier eher zur Variante, die bullisch für’s Silber ist, denn die Recyclingmengen stammten fast ausschließlich aus der Verarbeitung von Silberhalogeniden (Film), und diese ist in den vergangenen Jahren drastisch eingebrochen. In vielen Bereichen und Produkten, in denen Silber verwendet werden MUSS, geht es nur um so geringe aber notwendige Mengen, dass Wiedergewinnung unwirtschaftlich ist. Deswegen wird Silber auch "verbraucht", denn das auf diese Art eingesetzte Silber landet auf den Mülldeponien.
Daily Bell: Wie hoch ist die Silbernachfrage aus der Industrie?
David Morgan: Im Grunde 50% des Marktes oder ein wenig mehr. Die industrielle Nutzung steigt weiter, da der Silbereinsatz in den Bereichen Sonnenenergie, Wasserreinigung sowie Verarbeitung und Haltbarmachung von Lebensmitteln im kommenden Jahrzehnt drastisch steigen wird.
Daily Bell: Der Silbermarkt befindet sich in einer defizitären Situation?
David Morgan: Nein, das Defizit endete im Jahr 2007.
Daily Bell: Laut den anerkanntesten Studien zum Silbermarkt wurden den Silberlagerbeständen zwischen 1997 und 2007 ca. 1,5 Milliarden Unzen entzogen. Stimmen Sie zu?
David Morgan: Ja, das lässt sich problemlos an den oberirdischen Bestandsdaten zeigen.
Daily Bell: Wie stark steigen die Silberbestände? Ein Wachstum von 2% pro Jahr?
David Morgan: Ab ungefähr 2000 wuchsen alle Bergbauaktivitäten (Basismetalle und Silber) im Gesamtdurchschnitt zwischen 2% - 3% pro Jahr.
Daily Bell: Hat es in den 1990ern nun einen richtigen Einbruch der weltweiten Silberproduktion gegeben?
David Morgan: Ich würde es so ausdrücken: Die Bergbauindustrie hat sich im Zeitraum zwischen 1990 und 2000 relativ verhalten gezeigt. Seitdem der Rohstoffzyklus im Jahr 2000 seine Talsohle erreichte, kam es wieder zu einem allgemeinen Anstieg, der bis heute anhält.
Daily Bell: Wie sieht es mit der zukünftigen Produktion aus?
David Morgan: Die zukünftige Produktion wird an einem bestimmten Punkt ihre Spitze erreichen, und das aufgrund verschiedener Faktoren - Energiekosten, Fragen des Umweltschutzes sowie zukünftige protektionistische Haltungen.
Daily Bell: Was denken Sie von der aktuellen Wirtschaftskrise? Handeln die westlichen Staaten korrekt und gut?
David Morgan: Das ist die Finanzkrise, die ich und verschiedene andere in meinem Bereich schon so lange vorhergesagt haben. Sie verläuft so ziemlich ähnlich, wie ich es erwartet hatte, und die westlichen Staaten sind ihr nach besten Kräften begegnet. Was nur heißt, dass sie den fundamentalen Fehler im System ignoriert haben und vorgeben, sie wüssten, was sie gerade machen.
Die Welt schwimmt in Schulden, und die Lösung ist bislang, noch mehr Geld zu leihen oder die Schuldstände weiter zu erhöhen. So, als könnte man sich reich borgen. Man kann das solange machen, bis man diese Zahlungen nicht mehr leisten kann. Alle verschuldeten Staaten halten die Zinssätze so niedrig, damit ihr Schuldendienst "machbar" bleibt, aber in Wirklichkeit ist es schon mathematisch unmöglich, die Schulden überhaupt noch zu begleichen, aber sehr wenige Leute in öffentlichen Positionen würden diese Tatsache jemals zugeben.