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Kommt jetzt QE3?

29.08.2012  |  Klaus Singer
Am kommenden Wochenende treffen sich die Zentralbanker dieser Welt wie seit 1978 jährlich Ende August in Jackson Hole. Einer kommt nicht - EZB-Draghi sagte seine Teilnahme kurzfristig wegen hoher Arbeitsbelastung ab und wird auch nicht vertreten. Bundesbankpräsident Weidmann hingegen nimmt teil.

Vor zwei Jahren hatte Fed-Präsident Bernanke beim einem solchen Symposium eine zweite Runde quantitativer geldpolitischer Lockerung (QE2) angekündigt. Viele Investoren, bzw. Liquiditäts-Junkies, erwarten von Bernanke, dass er erneut Anleihekäufe zur Stimulierung der Wirtschaft ankündigen wird.

Spekulationen, die Zentralbanken werden mehr zur Stärkung des Wirtschaftswachstums tun, haben die Kurse von Aktien und Rohstoffen zuletzt die Höhe getrieben. Der S&P 500 hat seit Anfang Juni zehn Prozent zugelegt, Gold steht mittlerweile wieder deutlich über dem wichtigen Widerstand bei ~1620, Rohöl notierte zuletzt auf einem Viermonats-Höchststand.

Im Protokoll der FOMC-Sitzung vom 31. Juli und 1. August ist vermerkt, die Mehrheit der Teilnehmer sei bereit, "ziemlich bald" neue Stimuli zu schaffen, falls keine Konjunkturerholung bevorsteht. Bernanke schrieb am 22. August in einem Brief an ein Kongress-Mitglied, er sehe “Raum für weitere Maßnahmen”.

Da kaum jemand daran zweifelt, dass Bernanke in Jackson Hole QE3 ankündigen wird, ist eine Enttäuschung vorprogrammiert.

Und es gibt gute Gründe, warum die Hoffnungen auf QE3 verfrüht sind.

Der erste und naheliegendste Grund ist, dass Aktien nahe einem vier-Jahres-Hoch notieren. Die Fed hatte immer wieder auf den Wohlstandseffekt hoher Aktienkurse hingewiesen. Das gilt jetzt erst recht, wenn die "Baby-Boomer"-Generation allmählich in Rente geht. Viele haben ihr Wohlergehen im Alter mit Aktien-Portfolios unterfüttert. In einer Situation hoher Aktienkurse (erst recht vor dem Hintergrund einer eher mauen Wirtschaftsentwicklung) hält die Fed lieber ihr Pulver trocken.

Der zweite Grund kann darin gesehen werden, dass mit der großen Dürre in den USA die Lebensmittelpreise stark steigen. Zudem sind die Ölpreise im Aufwind. Das führt dazu, dass ein wachsender Teil des Einkommens für solche notwendigen Güter ausgegeben werden muss. Die Möglichkeiten sonstiger Konsumausgaben hingegen werden eingeschränkt - mit negativen Folgen für die Wachstumsmöglichkeiten der Wirtschaft. Im Mai 2011 hatte Bernanke diesbezüglich rückblickend auf das Anfang November 2010 gestartete QE2-Programm gesagt, dass dessen Konsequenzen in Gestalt höherer Kosten für Nahrungsmittel und Energie dessen Vorteile in Gestalt höherer Aktienkurse konterkariert haben.

Drittens: Angesichts der Präsidentschaftswahl im November riskierte die Fed mit einem weiteren großen QE-Programm und seinen preistreibenden Folgen, dass der Obama-Widersacher Romney entscheidende Punkte sammeln könnte. Der hatte schon angekündigt, dass Bernanke nicht der richtige Mann an der Fed-Spitze ist.

Viertens: Die 10-jährigen US-Renditen hatten erst vor Kurzem mit 1,43% ein neues Allzeittief markiert. Das lag mehr als einen halben Prozentpunkt unter dem Tief aus Dezember 2008. Aktuell liegt die Rendite bei 1,65%. Im November 2010, zum Start von QE2, lag sie bei rund 2,6%. Auch mit dem aktuellen Zinssatz lässt sich ein neues QE-Programm kaum rechtfertigen - erklärtes Ziel solcher Aktionen war ja stets, die Zinsen niedrig zu halten.




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