US-Notenbankpolitik treibt Edelmetalle nach oben
06.11.2010 | Thorsten Proettel
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Manipulationsvorwürfe stützen Silberpreis In der letzten Woche meldete sich Commissioner Bart Chilton von der US-amerikanische Terminmarktaufsicht CFTC mit einer weitreichenden Information zu Wort. Die Behörde würde dem dringenden Verdacht auf Unregelmäßigkeiten am Silbermarkt nachgehen, die auf illegale Preismanipulationen hindeuten. Weitere Details wurden mit Rücksicht auf das laufende Verfahren in der Stellungnahme zwar nicht genannt. In den Medien wurde aber in Einklang mit den bereits seit längerer Zeit im Raum stehenden Vorwürfen berichtet, US-amerikanische Großbanken hätten den Silberpreis schon mindestens seit 2008 und bis in die Gegenwart nach unten manipuliert, um an den Preissteigerungen von Put-Optionen zu verdienen. Da die CFTC bislang alle Hinweise über Silberpreismanipulationen zurückwies, erhöht der Gang an die Öffentlichkeit die Glaubwürdigkeit der Vorwürfe. Dies ist natürlich Wasser auf die Mühlen all derjenigen, die annehmen, Silber wäre viel zu billig und der Preis müsste weiter steigen. Die Anlegernachfrage dürfte hiervon in den kommenden Zeit wahrscheinlich erheblich profitieren. Andere physische Käufer wie die Industrie dürften deshalb gezwungen sein, auch kleine Preisrückschläge zum Auffüllen der Lager zu nutzen, weshalb eine Rückkehr zum Preisniveau am Beginn der Hausse im August bei rund 18 US-Dollar unwahrscheinlich geworden ist.
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Ben Bernanke öffnet alle Schleusen
Am Mittwoch schlug die US-Notenbank unter Leitung von Ben Bernanke ein neues Kapitel im Thriller der lockeren Geldpolitik auf. Die amerikanischen "Währungshüter" beschlossen im Rahmen des "quantitative easing" bis Mitte 2011 für 600 Milliarden US-Dollar Staatsanleihen aufzukaufen. Da in diesem Zeitraum von der Fed gehaltene Staatsanleihen im Volumen von 250 bis 300 Mrd. fällig werden, die ebenfalls durch neue Bonds ersetzt werden sollen, muss die Notenbank US-Staatstitel über mehr als 100 Mrd. Euro pro Monat bis Sommer 2011 aufkaufen. Mit dieser Maßnahme soll vor allem die Wirtschaft angekurbelt und die Entstehung neuer Arbeitsplätze angeregt werden. Angesichts von Leitzinsen nahe dem Nullpunkt und üppig vorhandener Liquidität scheint die US-Politik aber bereits die Grenze ihrer Wirksamkeit überschritten zu haben und wir halten die allgemeinen Risiken des billigen Geldes für höher als den vermeintlichen Nutzen.
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Asset-Inflation wahrscheinlich
Für den Gold- und Silbermarkt ergeben sich zwei Konsequenzen aus der Quasi-Monetarisierung der US-Staatsverschuldung. Erstens dürften die Befürchtungen vor Inflation zunehmen, so dass Gold bei immer weiteren Anlegerkreisen begehrt sein dürfte. Auch Silber profitiert hierdurch, da es mehr als in der Vergangenheit als vermeintlich preisgünstige Alternative angesehen wird. Zweitens kommt eine noch größere Bedeutung im Vergleich zu den Privatanlegern den größeren Adressen und hierbei insbesondere den Spekulanten zu. Die Chance, Geld unbeschränkt und zum Nulltarif leihen und dieses in Realwerte wie Aktien, Immobilien und Gold investieren zu können, dürfte noch mehr als schon in der Vergangenheit genutzt werden. Ein Hinweis hierauf sind die außerordentlich hohen Umsätze an der Terminbörse. Allein am Mittwoch wurden 20.000 Goldkontrakte im rechnerischen Volumen einer 3-Monats-Goldförderung gehandelt, während der Goldbestand der ETCs/ETFs in den letzten Tagen sogar rückläufig war. Vermutlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis das Schlagwort von der "Asset- Inflation" aus der Aufschwungphase bis 2008 erneut in Mode kommen wird. Da sich die Edelmetallpreise in diesem Szenario immer weiter von ihrem fundamentalen Wert entfernen, dürften mögliche Preisrückschläge deutlicher ausfallen.
Prognosen erhöht
Angesichts der ungehemmt lockeren Geldpolitik in den USA erscheint ein weiterer Anstieg der US-Dollar-Preise für Gold und Silber in den kommenden 12 Monaten wahrscheinlich. Wir nehmen dies zum Anlass, unsere Prognosen auf 1.450 US-Dollar und 27 US-Dollar zu erhöhen. Auf Sicht der nächsten Woche haben beide Metalle jedoch erhebliches Korrekturpotenzial.
© Thorsten Proettel
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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