Die Bedeutungslosigkeit von Währungsreserven
08.09.2012 | Steve Saville
Es folgt ein Auszug aus einem Kommentar, der ursprünglich am 12. August 2012 auf www.speculative-investor.com veröffentlicht wurde.
Letzte Woche schrieben wir Folgendes: "Die Reserven einer Zentralbank haben keinen Einfluss auf die Kaufkraft der jeweiligen Währung und nur sehr geringen Einfluss auf ihren Wechselkurs. Die heutigen Währungen sind nicht durch Reserven der Zentralbanken 'gedeckt‘. Währungsreserven sind Reste des vergangenen Geldsystems und im heutigen System anachronistisch." Wir meinen damit Folgendes:
Die Kaufkraft einer Währung und ihr relativer Wert im Vergleich zu anderen Währungen wird durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Dem Geldangebot aller großen Währungen sind heutzutage keine Grenzen mehr durch die Währungsreserven der betreffenden Zentralbanken gesetzt. Das heißt, Währungsreserven haben keine Auswirkungen auf die Angebotsseite. Und auf die Nachfrageseite? Würde eine Erhöhung oder Senkung der Devisenreserven einer Zentralbank zu einer signifikanten Veränderung der Investitionsnachfrage nach jener Währung führen, die von dieser Zentralbank beaufsichtigt und "gemanagt" wird?
Wir wüssten nicht wie. Der tatsächliche Gewinn, der durch Kreditvergaben oder Investitionen in einer bestimmten Währung erzielt werden kann, wird nicht davon beeinflusst, inwieweit sich die Währungsreserven der betreffenden Zentralbank verändern. Aber vielleicht tendieren sicherheitsliebende Anleger eher dazu, in die Währung eines Landes zu investieren, das über umfangreiche Devisenreserven verfügt? Die Tatsache, dass sich Anleger in Krisenzeiten in den US-Dollar "flüchten“, negiert dieses Argument jedoch. Immerhin hält die Federal Reserve überhaupt keine Währungsreserven, abgesehen von 263 Millionen Unzen Gold mit einem aktuellen Marktwert von ca. 420 Milliarden US-Dollar. Das sind weniger als 5% des tatsächlichen Geldangebots der USA (True Money Supply).
Die Entscheidungen von Zentralbanken haben sehr deutliche Auswirkungen auf Währungsangebot und -nachfrage, denn Zentralbanken können das Geldangebot uneingeschränkt ausweiten, sie haben zudem große Macht über die Gestaltung der Zinssätze. Zentralbankenpolitik ist daher eine ganz entscheidende Größe für die Kaufkraft einer Währung und ihren Wechselkurs. Besonders wichtig ist in diesem Zusammenhang auch Folgendes: Solange kein fester Wechselkurs gehalten werden soll, wird die Zentralbankenpolitik in keiner Weise durch die Höhe der Devisenreserven eingeschränkt. Aber auch in jenen seltenen Fällen, in denen eine Zentralbank ein festes Wechselkursverhältnis zwischen der eigenen und einer fremden Währung halten möchte, hängt der Erfolg dieses Vorhabens ohnehin stärker von der Manipulation des Geldangebots und der Zinssätze ab als von den Devisenreserven.
Wie wir schon festgestellt hatten, sind Währungsreserven Überbleibsel einer früheren Zeit und eine vergangenen Geldsystems. In dieser Zeit waren die Reserven das eigentliche Geld, während die Papierscheine, die häufig in der Binnenwirtschaft zirkulierten, nur Geld-Substitute darstellten. Als die USA im letzten Viertel des 19.Jh fast so etwas wie einen echten Goldstandard hatten, zirkulierten in der Binnenwirtschaft Papierscheine, auch Dollars genannt. Aber diese Papier-Dollars waren kein Geld. Es waren Quittungen für Geld (Gold). Es gab jedoch viel mehr Gold-Quittungen als Gold (das ist aber eine andere Geschichte).
Im aktuellen Geldsystem hat das Konzept der Währungsreserven keine Bedeutung mehr. Geld muss durch nichts "gedeckt“ sein. Nur Geld-Substitute müssen gedeckt sein - und zwar durch das entsprechende Geld. Die Dollar-Scheine (Euro-Scheine oder andere) in Ihren Portemonnaies sind keine Geld-Substitute. Sie sind Geld und brauchen daher keine Deckung, um Wert zu haben. Ganz gleich, ob diese Scheine nun durch Währungsreserven irgendeine "Deckung“ erhalten oder nicht: Ihr Wert wird von den Veränderungen des Angebot-Nachfrage-Verhältnisses bestimmt - und auch durch die Gesetze, mit denen die Menschen zur Nutzung dieser Scheine gezwungen werden. Als Geld haben sie eigentlich nur zwei Nachteile: Ihr Angebot kann willkürlich durch Staat und Banken erhöht werden, zudem haben diese Scheine neben ihrer Funktion als Geld keinen anderen Nutzen. Aufgrund dieser Nachteile wären sie ohne staatlichen Zwang gar kein Geld.
© Steve Saville
www.speculative-investor.com
Regelmäßige Finanzmarktprognosen und -analysen stehen auf unserer Webseite www.speculative-investor.com zur Verfügung. Zurzeit bieten wir keine kostenlosen Probeabos an, aber Gratisbeispiele unserer Arbeit (Auszüge aus unseren regelmäßig erscheinenden Kommentaren) können Sie unter www.speculative-investor.com/new/freesamples.html abrufen.
Dieser Artikel wurde am 28. August 2012 auf www.kitco.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.
Letzte Woche schrieben wir Folgendes: "Die Reserven einer Zentralbank haben keinen Einfluss auf die Kaufkraft der jeweiligen Währung und nur sehr geringen Einfluss auf ihren Wechselkurs. Die heutigen Währungen sind nicht durch Reserven der Zentralbanken 'gedeckt‘. Währungsreserven sind Reste des vergangenen Geldsystems und im heutigen System anachronistisch." Wir meinen damit Folgendes:
Die Kaufkraft einer Währung und ihr relativer Wert im Vergleich zu anderen Währungen wird durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Dem Geldangebot aller großen Währungen sind heutzutage keine Grenzen mehr durch die Währungsreserven der betreffenden Zentralbanken gesetzt. Das heißt, Währungsreserven haben keine Auswirkungen auf die Angebotsseite. Und auf die Nachfrageseite? Würde eine Erhöhung oder Senkung der Devisenreserven einer Zentralbank zu einer signifikanten Veränderung der Investitionsnachfrage nach jener Währung führen, die von dieser Zentralbank beaufsichtigt und "gemanagt" wird?
Wir wüssten nicht wie. Der tatsächliche Gewinn, der durch Kreditvergaben oder Investitionen in einer bestimmten Währung erzielt werden kann, wird nicht davon beeinflusst, inwieweit sich die Währungsreserven der betreffenden Zentralbank verändern. Aber vielleicht tendieren sicherheitsliebende Anleger eher dazu, in die Währung eines Landes zu investieren, das über umfangreiche Devisenreserven verfügt? Die Tatsache, dass sich Anleger in Krisenzeiten in den US-Dollar "flüchten“, negiert dieses Argument jedoch. Immerhin hält die Federal Reserve überhaupt keine Währungsreserven, abgesehen von 263 Millionen Unzen Gold mit einem aktuellen Marktwert von ca. 420 Milliarden US-Dollar. Das sind weniger als 5% des tatsächlichen Geldangebots der USA (True Money Supply).
Die Entscheidungen von Zentralbanken haben sehr deutliche Auswirkungen auf Währungsangebot und -nachfrage, denn Zentralbanken können das Geldangebot uneingeschränkt ausweiten, sie haben zudem große Macht über die Gestaltung der Zinssätze. Zentralbankenpolitik ist daher eine ganz entscheidende Größe für die Kaufkraft einer Währung und ihren Wechselkurs. Besonders wichtig ist in diesem Zusammenhang auch Folgendes: Solange kein fester Wechselkurs gehalten werden soll, wird die Zentralbankenpolitik in keiner Weise durch die Höhe der Devisenreserven eingeschränkt. Aber auch in jenen seltenen Fällen, in denen eine Zentralbank ein festes Wechselkursverhältnis zwischen der eigenen und einer fremden Währung halten möchte, hängt der Erfolg dieses Vorhabens ohnehin stärker von der Manipulation des Geldangebots und der Zinssätze ab als von den Devisenreserven.
Wie wir schon festgestellt hatten, sind Währungsreserven Überbleibsel einer früheren Zeit und eine vergangenen Geldsystems. In dieser Zeit waren die Reserven das eigentliche Geld, während die Papierscheine, die häufig in der Binnenwirtschaft zirkulierten, nur Geld-Substitute darstellten. Als die USA im letzten Viertel des 19.Jh fast so etwas wie einen echten Goldstandard hatten, zirkulierten in der Binnenwirtschaft Papierscheine, auch Dollars genannt. Aber diese Papier-Dollars waren kein Geld. Es waren Quittungen für Geld (Gold). Es gab jedoch viel mehr Gold-Quittungen als Gold (das ist aber eine andere Geschichte).
Im aktuellen Geldsystem hat das Konzept der Währungsreserven keine Bedeutung mehr. Geld muss durch nichts "gedeckt“ sein. Nur Geld-Substitute müssen gedeckt sein - und zwar durch das entsprechende Geld. Die Dollar-Scheine (Euro-Scheine oder andere) in Ihren Portemonnaies sind keine Geld-Substitute. Sie sind Geld und brauchen daher keine Deckung, um Wert zu haben. Ganz gleich, ob diese Scheine nun durch Währungsreserven irgendeine "Deckung“ erhalten oder nicht: Ihr Wert wird von den Veränderungen des Angebot-Nachfrage-Verhältnisses bestimmt - und auch durch die Gesetze, mit denen die Menschen zur Nutzung dieser Scheine gezwungen werden. Als Geld haben sie eigentlich nur zwei Nachteile: Ihr Angebot kann willkürlich durch Staat und Banken erhöht werden, zudem haben diese Scheine neben ihrer Funktion als Geld keinen anderen Nutzen. Aufgrund dieser Nachteile wären sie ohne staatlichen Zwang gar kein Geld.
© Steve Saville
www.speculative-investor.com
Regelmäßige Finanzmarktprognosen und -analysen stehen auf unserer Webseite www.speculative-investor.com zur Verfügung. Zurzeit bieten wir keine kostenlosen Probeabos an, aber Gratisbeispiele unserer Arbeit (Auszüge aus unseren regelmäßig erscheinenden Kommentaren) können Sie unter www.speculative-investor.com/new/freesamples.html abrufen.
Dieser Artikel wurde am 28. August 2012 auf www.kitco.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.